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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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bemalt.«
    »Wirklich? Was macht er denn hier?«
    »Kommt her wegen seiner Ausbildung. Wir werden zusammen Cambridge besuchen, aber da er Jura belegen wird und ich Medizin studiere, bleibt mir seine Gesellschaft vielleicht erspart.«
    »Was? Sie haben den Kerl noch nie getroffen und mögen ihn nicht?«
    »Ich schätze mal, ich werde ihn nicht mögen, wenn er Fonteyn-Blut in sich hat. Nicht, dass ich gegen meine eigene Familie eingestellt wäre, aber einige der Verwandten von Großvater Fonteyn wären besser in Bedlam, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Bedlam?«
    »Die große Anstalt, wo sie die Verrückten einsperren. Das war verdammt gutes Bier. Hierher, Junge! Bring uns noch eins! Das heißt, wenn Sie noch eins haben möchten, Sir.«
    »Ja, natürlich. Sie machen mich neugierig, Sir. Was diesen Vetter von Ihnen betrifft... wäre er wohl etwa in meinem Alter?«
    Er warf mir einen Blick zu. »Ich denke schon.« Sein lebhaftes Gesicht wurde plötzlich ausdruckslos, und dann bekamen seine Augen einen erschrockenen Ausdruck. »Oh, großer Gott.«
    »So schrecklich bin ich doch gar nicht, oder?«
    Sein Kiefer klappte nach unten, als er Worte für eine Situation zu finden versuchte, die keine benötigte. Als er ins Schwimmen geriet, wurde das Bier hereingebracht.
    »Hätten Sie gerne etwas zu essen, Vetter?«, fragte ich, während der Junge sein Tablett absetzte.
    »Die Syph über Sie, Sir, dafür, dass sie mich in die Irre geführt haben«, rief er.
    »Und meine Entschuldigung, Sir, dafür, dass ich nicht in der Lage war, dieser Versuchung zu widerstehen.«
    »O Himmel, ich habe noch nie von so etwas gehört.«
    »Vielleicht ist es das Fonteyn-Blut, das durchschlägt.« Ich stand auf und verbeugte mich vor ihm. » Jonathan Barrett, zu deinen Diensten, guter Vetter.«
    »Das ist ja eine schöne Einführung. Oh, die Syph über dich!«
    Er stand auf und verbeugte sich hastig, wobei er seine Hand ausstreckte und breit lächelte. »Oliver Marling, zu deinen Diensten.«
    »Oliver ›Fonteyn‹ Marling?«
    Er schnitt eine Grimasse. »Um Gottes Willen, nenne mich nur Oliver. Ich verabscheue den mittleren Namen!«
    Nicht, dass ich nach den wenigen ersten Augenblicken, die ich mit ihm gesprochen hatte, irgendwelche Zweifel über den Mann gehabt hätte, aber nun begrüßte ich ihn als einen wahren Verwandten, durch die Gesinnung ebenso wie durch das Blut. Wir genossen an diesem Nachmittag mehr als nur ein paar Bier, aßen an diesem Abend wie Fresssäcke, tranken eine erstaunliche Menge an alkoholischen Getränken, und wir redeten und redeten und redeten. Als wir schließlich umkippten und vom Personal nach oben in unser Zimmer getragen werden mussten, waren wir die besten Freunde.
    Das Morgensonnenlicht wurde glücklicherweise durch die Winzigkeit des Fensters gedämpft, war aber trotzdem so stark, um mein Hirn bis zum Siedepunkt zu erhitzen. Meine Augen fühlten sich an, als habe jemand Geröll in die Höhlen hinein gehämmert. Ich stöhnte, unterließ es jedoch, meinen Kopf zu berühren, aus Angst, dass er vom Hals abfallen und über den Boden rollen könne. Allein der Lärm hätte mich getötet.
    Alles, was ich von Vetter Oliver sehen konnte, waren seine Reitstiefel, die auf einem Kissen neben mir lagen. Der Bewegungslosigkeit auf jener Seite des Bettes nach zu schließen, hätte er eine Leiche sein können. Glück für ihn, wenn er tot wäre, denn dann hätte er sich den scheußlichen Schmerz erspart, der bei der Erholung von einem Gelage auftrat, das Dionysos selbst für eine Woche hingestreckt hätte.
    Um uns herum und unter uns waren Geräusche aus dem Gasthof zu hören, der offensichtlich schon vor einiger Zeit erwacht war. Ohne dass irgendwelche Gedanken an unseren möglicherweise tödlichen Zustand verschwendet würden, ging der Betrieb wie üblich weiter.
    Als ich den Punkt erreicht hatte, an dem Herumlaufen in Höllenqualen keinen Unterschied zu Herumliegen in Höllenqualen bedeutete, machte ich einen Versuch, aus dem Bett aufzustehen. Es war ziemlich hoch, sodass der Fall einen richtigen Schock verursachte. Der Aufschlag, den es gab, als ich landete, musste im ganzen Haus zu hören gewesen sein. Aber zumindest hallte er in meinem angeschlagenen Kopf mit erschreckenden Konsequenzen wider. Ein Glück für mich, dass ich nun in Reichweite des Nachttopfes war. Ich griff danach und zog ihn gerade noch rechtzeitig zu mir hin.
    Die nächsten paar Minuten waren wirklich furchtbar, aber als der letzte Würgekrampf geendet

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