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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Tee ein. Seine Hände zitterten. Immer noch auf dem Bauch liegend, teilweise über den Bettrand hängend, trank er sie aus, und ich fing die Tasse auf, bevor er sie fallen lassen konnte.
    »O Himmel«, murmelte er mit nach unten hängendem Kopf, die Worte erstickt durch das Bettzeug. »Wir müssen letzte Nacht eine herrliche Zeit gehabt haben.«
    »Die hatten wir wirklich. So sehr, dass wir möglicherweise niemals eine weitere überleben werden. Warst du es oder dieser andere Kerl, der Wein auf den Geiger gegossen hat?«
    »Was für ein anderer Kerl?«
    »Der kleine, runde Kerl, der seine Perücke im Feuer verloren hat?«
    »Er hat sie nicht verloren, du hast sie hineingeworfen.«
    Ich brauchte einen Moment, um mich an diesen Zwischenfall zu erinnern. »O ja. Der Dummkopf hat das Dienstmädchen belästigt, und ich glaubte, er brauche eine Lektion.«
    »Zum Glück für dich gehörte er nicht zu der Sorte, die Genugtuung verlangt, sonst hättest du bei Morgengrauen auf den Beinen sein müssen.«
    Der Gedanke, mit solchen Kopfschmerzen dermaßen früh aufzustehen, war so schrecklich, dass ich es kaum aushielt, darüber nachzudenken. »Warst du es oder er?«
    »Was?«
    »Der den Wein in ...«
    »Oh. Er. Definitiv er. Der Kerl hatte zu viel getrunken, weißt du. Schändlich. Was dachtest du eigentlich, was du tust, als du die Ehre dieses Frauenzimmers verteidigt hast?«
    »Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn ein Mann sich einer Frau aufdrängt.«
    »Wusste nicht, dass sie in den Kolonien fahrende Ritter erziehen. Musst vrosichig ... ich meine, vorsichtig sein. Der nächste Mann könnte eine Entscheidung erzwingen, und dann müsstest du ihn töten und das Mädchen heiraten.«
    »Warum sollte ich das Mädchen heiraten müssen?«
    Er hielt inne, um nachzudenken. »Ich habe keine Ahnung. Wie viel Uhr ist es? Welcher Tag ist es? Ist noch Tee übrig?«
    Es war noch welcher übrig, und den goss ich ihm ein. Keiner von uns beiden war bereit, auch nur die einfachste Speise zu sich zu nehmen, sodass wir das Brot links liegen ließen. Als wir beide sicher waren, dass wir uns schließlich doch erholen würden, öffnete ich die Fensterläden, um etwas frischere Luft hereinzulassen.
    Oliver schaffte es, das Bett zu verlassen und zu mir an den Tisch zu kommen. Er begutachtete sich selbst, sah sich mein Gesicht genau an und schüttelte den Kopf.
    »Das geht so nicht. So wie wir aussehen, können wir nicht heimgehen. Mutter würde eine Ader platzen, erführe sie von dieser Trinkorgie, und wir müssten uns bis in alle Ewigkeit ihre Vorwürfe anhören.«
    In unseren weitschweifigen Gesprächen der letzten Nacht hatte er regelmäßig seine Mutter erwähnt. Seine Beschreibungen wiesen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit meiner eigenen Mutter auf.
    »Wird sie nicht ebenso ärgerlich sein, wenn wir zu spät kommen?«
    »Oh, ich kann sagen, dass dein Schiff aufgehalten worden sei, oder so etwas. Darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Ein Tag Erholungspause wird uns sehr gut tun, aber ich habe keine Lust, ihn hier oben eingesperrt zu verbringen, Was wir brauchen, ist ein wenig Aktivität, um uns den Wein aus dem Leibe zu schwitzen.«
    Er verfiel in ein so langes Schweigen, dass ich mich fragte, ob er hoffe, dass ich mich verantwortlich fühle, eine Lösung zu finden. Aber ich war in London völlig fremd.
    »Ich hab's!«, meinte er, indem wieder Leben in sein geistesabwesendes Gesicht kam. »Wir gehen hinüber zu Tony Warburton. Du wirst ihn ohnehin kennen lernen wollen, also kann das ebenso gut jetzt gleich sein.«
    »Werden wir ihn denn nicht stören?«
    »Kaum, Tony ist daran gewöhnt. Er gehört zu meinem Freundeskreis, weißt du, und da du mit mir zusammen da bist, heißt das, dass du ebenfalls dazugehörst. Er studiert auch Medizin, aber ich werde mich darum kümmern, dass er dich damit nicht langweilt.«
    Oliver versicherte mir, dass sein Freund unseren Besuch nicht nur freudig begrüßen, sondern auch darauf bestehen würde, dass wir über Nacht blieben. Mit diesem Gedanken im Kopf regelte ich meine Angelegenheiten mit dem Wirt und kümmerte mich darum, dass mein Gepäck nach unten gebracht wurde. Für diese Aufgabe wurde eine überraschend große Anzahl an Dienern benötigt, und es tauchten noch einige mehr auf, um sich ihre Trinkgelder für ihre Dienste abzuholen, die ich während der Nacht in Anspruch genommen hatte, einschließlich vieler, die ich nie zuvor gesehen hatte. Es genügte, dass einige der Schillinge, die

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