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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Freundinnen aus Versehen ihr Ohr mit einem hoch- gerissenen Ellbogen traf.
    Meine Zähne knirschten auf einem Stück Nussschale, das ich übersehen hatte. Ich spuckte es aus und kaute etwas vorsichtiger weiter. Einer der Männer holte weit mit der Faust aus und verfehlte den anderen, was in der Menge große Belustigung ver ursachte. Wetten wurden abgeschlossen, aber wieder abgesagt, als der Wirt und einige jüngere Männer einschritten und die Betrunkenen hinausbeförderten. Ein paar andere gingen mit ihnen, vielleicht, um zu sehen, ob der Kampf weiterging. Ich hatte nicht übel Lust, ihnen zu folgen, war aber zu voll gefressen, um mich damit abzugeben.
    Ich spuckte selbstgefällig noch ein Stückchen Walnussschale aus, zufrieden bei der Vorstellung, dass das bei Mutter Anstoß erregt hätte. Auf der anderen Seite des Raumes hatten die Damen die Hände von ihren Ohren genommen und steckten die Köpfe zusammen. Eine der jüngeren lächelte mir zu. Höflich, aber vorsichtig, nickte ich zurück, während ich mich träge fragte, wer und was sie wohl sei. Aufgrund ihrer Kleidung, ihre Manieren und der Gesellschaft um sie herum schloss ich, dass sie keine Hure war. Anderenfalls hätte ich mehr getan, als bloß zu nicken. Ich hatte das Versprechen nicht vergessen, das ich mir selbst gegeben hatte, dass ich die erste Gelegenheit, meine Jungfräulichkeit zu verlieren, wahrnehmen würde.
    Der Kuppler und die Frau kamen mir wieder in den Sinn, um sogleich mit Abscheu wieder meiner Gedanken verwiesen zu werden. So verzweifelt oder betrunken war ich nun doch nicht.
    Die junge Dame wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Freundinnen zu. Mein Gesicht wurde heiß, als ich aus ihrem Verhalten schloss, dass sie über mich redeten. Das unterdrückte Lächeln und die glänzenden Blicke , die mir zugeworfen wurden, führten mich zu dem Schluss, dass ihre Meinung recht günstig war. Ich lächelte zurück. Vielleicht stand die erste Gelegenheit kurz bevor.
    Oder vielleicht auch nicht. Der Kampf zwischen den Arbeitern hatte sich, den Geräuschen nach zu urteilen, zu einem wahren Krieg entwickelt. Auch wenn ich den beiden Kampfhähnen nicht nach draußen gefolgt war, hatten andere das getan. Im Handumdrehen bildeten sich zwei Fronten, und Schläge wurden ausgeteilt. Sofort verschwanden Angestellte des Gasthauses nach draußen. Allerdings besetzten zwei der Dienstmädchen das einzige Fenster des Raumes, um den Verlauf des Kampfes zu verfolgen.
    »Jem hat'n!«
    »Oh, er beißt'm das Ohr ab! Hau'm eine, Jem!«
    Dann quietschten beide Mädchen und machten einen Satz nach hinten. Ein junger Rabauke mit einem blutenden Ohr lag ausgestreckt im Fensterrahmen, halb im Raum und halb außerhalb. Bevor seine Bewunderinnen ihm zur Hilfe eilen konnten, rappelte er sich auf, schenkte uns allen ein dummes Grinsen voll reiner Freude und verschwand aus dem Sichtfeld. Die Mädchen kehrten zum Fenster zurück, um ihn anzufeuern.
    Die vornehmeren Damen am Nebentisch hatten Angstschreie ausgestoßen und drängten sich nun zur Tür, um zu entkommen. Sie wurden von anderen in der Halle behindert, die offensichtlich hinauszugelangen versuchten, um eine bessere Sicht auf den Kampf zu haben.
    So viel zu dieser Gelegenheit, so klein sie auch gewesen sein mochte. Ich stand auf, streifte ein paar verirrte Krümel von meinen Kleidern ab und ging zum Fenster. Ich entschuldigte mich bei den Dienstmädchen, zwängte mich zwischen ihnen durch und machte einen Schritt aus dem Fenster in den Hof, um nachzusehen, um was es bei der ganzen Aufregung ging.
    Ein Mann mit wildem Blick, der sein Hemd verloren hatte, aber noch sein Halstuch trug, rannte an mir vorbei, schwenkte einen Eimer und heulte. Der Mann, den er zu verfolgen schien, machte ein ähnliches Geräusch, aber in einer etwas anderen Tonart. Ein Dutzend anderer Männer war, jeweils paarweise, mitten auf dem Hof in einem Ringkampf verwickelt. Am Rand des schmutzigen Knäuels aus Armen und Beinen entdeckte ich den Portier, der einen Knüppel schwang und jedes Mal, wenn dieser erfolgreich mit dem Kopf von jemandem kollidiert war, in ein Triumphgebrüll ausbrach. Er hatte eine einfache Methode entwickelt, je einen Mann bewusstlos zu schlagen und dann weiterzugehen, sodass die Diener den Körper aus dem Kampfgetümmel ziehen konnten. Sie hatten bereits einen hübschen Haufen davon, aber dies entmutigte Neuankömmlinge nicht besonders, sich an dem Aufstand zu beteiligen.
    »Worum geht es hier?«, fragte ich einen jungen Herrn

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