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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Gehorsam trank ich, ohne einen Tropfen davon zu genießen, und entweder aufgrund des schwerer Mahles oder meiner verwirrten Emotionen hatte es überhaupt keine stärkende Wirkung.
    »Was ist passiert?«, verlangte Oliver zu wissen, sein Gesicht besorgt in Falten gezogen. »Oh, erzähle es mir nicht. Ich verstehe es jetzt. Großer Gott und Himmel, dies wird allmählich ein interessanter Abend. Versprich mir nur, dass du dich nicht mit Tony duellieren und ihr euch nicht ihretwegen töten werdet.«
    »Bitte?«
    »So enden diese Dinge üblicherweise, und Tony ist schon seit Jahren mein Freund, und dich mag ich auch gern, obwohl du zur Hälfte ein Fonteyn bist, und es wäre mir lieber, wenn ihr euch nicht gegenseitig durchbohren würdet...«
    Ich hielt eine Hand hoch. »Frieden, Oliver. Ich bin kein Kerl, der sich zwischen einen Mann und seine mögliche Braut drängt.«
    »Das zu hören ist eine Erleichterung. Ich meine, ich hätte nicht gewusst, für welchen von euch beiden ich den Sekundanten abgegeben hätte.«
    Ihm und seinem Scherz zuliebe grinste ich, aber das Grinsen verblasste in dem Moment, in dem jemand anders seine Aufmerksamkeit beanspruchte und ihn fortführte. Ich blieb auf der Bank sitzen, indem ich an alles und nichts dachte und hoffte» noch einmal einen Blick auf Miss Nora Jones zu erhaschen. Einige der jungen Damen, die sich in ihrer Gesellschaft befunden hatten, stürzten sich auf mich und versuchten ein Gespräch zu beginnen, aber ich bezweifle, dass meine Antworten auf ihre Bemerkungen viel Sinn ergaben. Als sie sich wieder entfernten, kam mir der Gedanke, dass ich hinsichtlich dieser Angelegenheit ein Narr war. Ja, ich hatte ein wunderschönes Mädchen getroffen, aber es war der Traum eines Idioten zu denken, dass ich mich auf den ersten Blick in sie verliebt hätte.
    Also, das war ein erschreckendes Wort: Liebe. Die Tatsache, dass es so schnell in meinem Geist aufgetaucht war, wirkte unmittelbar ernüchternd auf mich. Es war schlicht unmöglich, schloss ich. Unmöglich, weil ich nichts über Liebe wusste, jedenfalls nicht über diese Art von Liebe. Ich liebte meine Schwester und meinen Vater, mein Zuhause und die Leute dort, sogar mein Pferd, aber was hatten sie alle mit dem zu tun, was ich gerade fühlte? Nichts. Vielleicht war eine der Speisen, die ich zu mir genommen hatte, schlecht gewesen, und die Symptome hatten sich gerade in dem Augenblick manifestiert, als ich die Augen auf Miss Jones gerichtet hatte. Mein Leben wäre so viel einfacher verlaufen, wenn das wahr gewesen wäre.
    »Mr. Barrett?«
    Ich schreckte auf. »Ja?«
    Eine Frau mittleren Alters mit einem angenehmen Lächeln und freundlichen Augen blickte zu mir herab. »Ich bin Mrs. Poole, die Tante von Miss Jones.«
    Ein Knoten bildete sich in meinem Hals. »Ja? Ich meine, ich bin sehr erfreut, Sie kennen zu lernen.« Mit einiger Verspätung kam ich auf die Beine und verbeugte mich vor ihr.
    »Gleichfalls«, erwiderte sie. »Würde es Ihnen viel ausmachen, mit mir zu kommen? Meine Nichte ...«
    Den Rest vernahm ich nicht mehr. Er wurde von einem fremdartigen Röhren in meinen Ohren übertönt. Ich glaube nicht, dass es etwas mit der Verdaulichkeit meines Abendessens zu tun hatte.
    Sie ging voran in den Garten, und ich folgte ihr. Wir bogen um eine Ecke nach der anderen, bis ich das Gefühl bekam, allmählich müsste uns der Platz ausgehen, um noch weiterlaufen. Trotzdem schienen wir nicht besonders weit vom Haus entfernt zu sein. Die Hecken mussten wohl als Irrgarten angelegt sein. Das gefiel mir.
    Und dann verwandelten sich meine Knie in Gelee, als wir ein letztes Mal um eine Ecke bogen und auf Miss Jones trafen. Sie stand in einem schwachen Lichtkreis, der von einer der Laternen ausging, welche überall verteilt waren. Ihre Augen erstrahlten, und sie streckte mir wieder die Hand entgegen.
    »Noch einmal guten Abend, Mr. Barrett«, sagte sie mit ihrer Engelsstimme.
    Ich stotterte etwas Höfliches, aber bevor ich ihm etwas Besseres folgen lassen konnte, überfiel mich ein düsterer Gedanke. »Wo ist Tony, ich meine, Mr. Warburton?«
    »Zurückgegangen, um sich mit anderen Freunden zu treffen, vermute ich.«
    »Ich dachte, dass er ... dass er ...« Ich brach ab und hatte einige Mühe mit dem Atmen.
    »Ja«, sagte sie ruhig. »Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht, aber ich habe ihn abgewiesen.«
    In diesem Moment müssen mir wohl die Augen übergegangen sein.
    »Wir hatten ein nettes Gespräch und haben alles geklärt«, fuhr sie fort.

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