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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Hoffnung gab, aber ich hatte auf eine wärmere Reaktion gehofft. Kein Zweifel, andere Männer hatten ihr ähnliche Gefühle anvertraut, und die Wiederholung hatte deren Bedeutung für sie abgeschwächt. Ich wollte mich von ihnen unterscheiden, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte oder wie ich es sagen sollte.
    Wie sich herausstellte, sagte ich nichts, sondern plötzlich drängten wir uns eng aneinander und küssten uns.
    Als ich ein Kind gewesen war, hatte ich andere auf diese Weise beschäftigt gesehen und vermutet, dass die Beobachtung mit der aktiven Teilnahme wenig zu tun hatte. Es zeigte sich, dass meine Vermutung mehr als zutraf. Bis zu diesem Moment hatte ich keine Ahnung von dem unglaublichen Genuss, den solch eine einfache Handlung zwischen Mann und Frau hervorrufen kann. Kein Wunder, dass so viele Leute jede mögliche Gelegenheit ergreifen, darin zu schwelgen. Dies war weitaus Sucht erzeugender als Trinken, wenigstens für mich.
    Meine ersten Versuche waren weniger geschickt als enthusiastisch, aber sie sorgte dafür, dass ich mein Vorgehen etwas verlangsamte, auf ein Tempo, das passender war, um es richtig zu genießen, und in jeder Minute, die verging, lernte ich etwas Neues. Ich war ein sehr williger Schüler.
    Sie war die Erste, die sich losriss, aber sie zog sich nicht sehr weit zurück. »Du hast noch nie zuvor eine Frau geliebt?«
    »Nein.«
    »Würdest du es gern?«
    Ich war noch nicht so weggetreten, dass mir unklar gewesen wäre, was sie meinte. »Mehr als alles andere in meinem Leben.«
    »Und ich möchte gerne diese Frau sein. Vertraust du mir, wenn ich mich um die Arrangements kümmere?« »Arrangements?«
    Sie zog sich noch ein wenig mehr zurück. »Ich glaube, es ist das Beste, wenn wir beide sehr diskret mit dieser Angelegenheit umgehen.«
    Ich verstand und stimmte sofort zu, war aber nicht bereit, sie jetzt schon loszulassen. Das war sie ebenso wenig, und wir verfolgten unsere anfänglichen Untersuchungen weiter, bis ich geschwächt war und dringend Luft zum Atmen benötigte. Nora – denn sie war für mich mittlerweile zu Nora geworden – schien keine zu benötigen, gewährte mir jedoch Zeit zur Erholung.
    Sie wusste, dass ich mit Oliver und Warburton hier war und mein Verschwinden Fragen aufwerfen würde, die eine Antwort Benötigten.
    »Erzähle ihnen, dass du eins der Dienstmädchen kennen gelernt und eine Übereinkunft mit ihr getroffen hast«, schlug sie vor. »Das ist ein ziemlich verbreiteter Brauch, also musst du keine weiteren Details liefern. Ich werde mich bei den Bolyns entschuldigen und gehen. Du wirst meinen Wagen am westlichen Tor des Grundstücks vorfinden.«
    »Ich werde da sein«, versprach ich.
    Sie sagte zu mir, ich solle zuerst gehen. Der Irrgarten war nicht besonders kompliziert; ich fand meinen Weg hinaus und wurde beim Verlassen fast von dem Licht und dem Lärm erschlagen. Der Kontrast zwischen der Betriebsamkeit beim Haus und dem intensiven Zwischenspiel im Garten brachte mich dazu, mich zu fragen, ob ich die ganze Sache nur geträumt habe. Aber ein paar Momente später schlüpfte Nora heraus, schenkte mir ein kleines, flüchtiges Lächeln und ging an mir vorbei. Mein Herz begann auf eine Art zu hämmern, die nicht allein durch einen Traum verursacht worden sein konnte.
    Fast fieberhaft suchte ich die Menge nach einer Spur meines Vetters ab. Meine Geduld war fast am Ende, als ich Tony Warburton erspähte, der etwas abseits stand und einen halb vollen Humpen am Rand festhielt. So abgelenkt, wie ich war, bemerkte ich doch, dass er ein wenig beunruhigt wirkte, wie ein Mann, der versucht, sich an etwas Wichtiges zu erinnern.
    »Hallo, Barrett«, sagte er, indem er das abschüttelte, als ich näher kam.
    »Oliver sagte mir, du fühltest dich nicht so gut.«
    »Es geht mir besser. In Wahrheit habe ich mich völlig erholt.« Fast Wort für Wort wiederholte ich die Entschuldigung, die Nora für mich vorbereitet hatte. Im Hinterkopf hatte ich den Gedanken, dass ich eigentlich wirklich Schuldgefühle empfinden sollte über das, was ich mit der Liebe seines Lebens vorhatte, aber es gab kein Schuldgefühl. Nora hatte ihre Wahl getroffen, und wer war ich, dass ich mit einer Dame streiten würde?
    »Ja, nun, du hast dich erholt, nicht wahr? Welche ist es? Oh, schon gut.« Obwohl ich es wollte, konnte ich nicht einfach davonlaufen-»Geht es dir gut?«
    Er sah um die Augen herum abscheulich weiß aus.
    »Ja, ich nehme es an. Ein wenig schwindlig, aber das wird da«

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