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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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mich hinabzustürzen und die Beute zu packen. Sie werden den Tag noch verwünschen, an dem sie mich in einen massiven Metallkäfig gesperrt haben.
Die Tür geht weiter auf.
Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Selbst ohne die Ohren eines Vampirs zu haben.
»Sie ist weg«, flüstert jemand.
Mit Joel haben sie gar nichts am Hut. Nur mit mir, dieser verdammten Hexe.
»Sie steckt hinter der Türe«, knurrt General Havor von weiter vorn im Gang.
Gut zu wissen, wo genau er sich aufhält.
»Was machen wir jetzt?« krächzt jemand. Klingt ganz nach Wachmann drei.
»Ich geh’ da nicht rein«, jammert Wachmann eins. Sein Magengeschwür muß ihn umbringen.
»Das hier gefällt mir nicht«, stimmt ihm Wachmann zwei zu.
Zugehen wird die Türe nicht wieder, egal, was noch geschehen mag. Das werde ich nicht zulassen. Aber jetzt muß ich eine Entscheidung fällen. Es gibt nur eine Geisel, mit deren Hilfe ich dorthin gelange, wo ich hin will, und das ist General Havor höchstselbst. Wenn ich Arturo entführe, wird der General seinen Männern befehlen, auf uns beide zu feuern. Und wenn ich mir irgendeinen Wachmann schnappe, wird der General ihn erst recht für ersetzbar halten. Ein Schuß aus den eigenen Reihen – friendly fire nennen das die Militärs. Im Moment steht der General etwa fünfzehn Meter entfernt im Gang. Jede Menge Soldaten befinden sich zwischen ihm und mir. Ich muß ihre Zahl reduzieren. Die Männer sollen in Panik geraten und fliehen.
Damit das geschieht, werde ich Schmerzen verursachen müssen.
In einer blitzartigen Bewegung – zu schnell, als daß die Soldaten sie wahrnehmen könnten – rutsche ich auf den Türrahmen, beuge mich heraus aus dem Käfig, packe einen der Soldaten an den Haaren und ziehe ihn mit mir zurück in die Ecke. Der Mann schreit unter meinen Händen auf, und ich lasse ihn eine Weile gewähren. Bestimmt kommt er sich vor wie eines der Opfer in den Alien-Filmen. Weil er so laut brüllt, brauche ich eine Weile, bis ich seine Stimme erkenne.
Es ist Wachmann drei. Der also, der in seiner Freizeit Science-fiction schreibt.
Bestimmt hat er dann sogar alle Alien-Filme gesehen.
Ich nehme ihm die Waffe ab und halte ihm die Hand auf den Mund.
»Pssst!« mache ich. »So schlecht, wie es aussieht, steht es gar nicht mal um dich. Ich werde dich nicht töten, jedenfalls nicht, wenn du mit mir zusammenarbeitest. Ich weiß über dich Bescheid, und du gefällst mir. Das Problem ist bloß: Ich muß deine Freunde da draußen schocken. Einen kleinen Schrecken haben wir beide ihnen ja schon eingejagt. Jetzt will ich, daß sie an den Punkt kommen, wo sie nur noch abhauen wollen, ganz egal, was ihnen euer General erzählt. Kapito?«
Seine Augen treten weit hervor. Er nickt.
Ich lächele. »Sehr gut. Wahrscheinlich stellen sie sich gerade vor, daß ich dir das Herz rausreiße. Und wenn du mir ein kleines bißchen dabei hilfst, kriege ich sie soweit, daß sie auch voll davon überzeugt sind. Dafür brauche ich dir kaum weh zu tun. O, zuck nicht zusammen bei dem Gedanken an Schmerz. Ich will ehrlich zu dir sein: Ich werde dich ein wenig aufritzen, damit ich einen warmen Blutstrahl von dir auf den Gang spritzen kann. Mit Blut spritzen hat immer einen tollen Effekt, vor allem, wenn Vampire mit im Spiel sind. Und während ich das mache, möchte ich, daß du hier Zeter und Mordio schreist. Kriegst du das hin?«
Er nickt.
Ich kneife ihn.»Sicher?«
»Ja«, krächzt er. »Ich will nicht sterben. Ich habe Frau und zwei Kinder.«
»Weiß ich doch. Und dein Schwager ist Anwalt. Übrigens: Hör nicht auf ihn. Er ist wie alle Anwälte. Bloß neidisch auf alle, die einem anständigen Broterwerb nachgehen. Mach nur weiter mit deinen Romanen. Wenn du willst, kannst du ja mal einen über mich schreiben. Aber laß mich blond darin sein. Diese roten Haare hier sind nur gekauft.«
»Wie heißt du?« fragt er. Ein wenig hat er sich beruhigt.
Zu beruhigt will ich ihn nun aber auch nicht werden lassen. »Ich bin Frau Satan.« Ich kratze ihm die Haut auf der Innenseite des rechten Arms auf, reiße sein Fleisch hervor, so daß jede Menge Blut fließt. »Fang an zu schreien, Freundchen.«
Wachmann drei tut wie befohlen. Er liefert eine bühnenreife Show ab – zur Hälfte glaubt er ja auch daran, was er sagt. »Mein Gott! Aufhören! Holt mich hier raus! Sie reißt mir das Herz raus!« Ganz so ins Detail hätte er ja nun auch nicht gehen müssen, aber ich will es ihm mal durchgehen lassen. Während er in Richtung seiner Kameraden

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