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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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wird ihn nicht davon abhalten können. Eher schon wird er ihm später hinterrücks einen Dolchstoß versetzen. Letztere Vorstellung ist die größte Sorge des Generals. Jetzt stoßen meine Suggestionen auf fruchtbaren Boden; was ich ihm eingegeben habe, wächst und breitet sich aus. General Havor kann beinahe fühlen, wie es ist, sich in ein paar Minuten mein Blut durch die Adern fließen zu lassen. Ich helfe dieser Vorstellung noch ein bißchen auf die Sprünge.
»Warum auf das Hexenblut warten?«
Auch diese Idee teilt General Havor Arturo nicht mit.
Aber er ist noch nicht so weit, die Türe aufzumachen.
Ich strecke mich aus und atme wieder in normalem Rhythmus. Langsam kehre ich zurück aus meiner Trance. Genug mit den mentalen Übungen. Zeit für brutale Gewalt. Ich richte mich auf und mustere die vermeintlich undurchdringliche Türe. Dann gehe ich zum Angriff über. Ich springe hoch und trete mit voller Kraft gegen die Metalltür. Rasch hintereinander lande ich erst mit meinem rechten, dann mit meinem linken Fuß mehrere extrem wuchtige Tritte gegen die Türe. Die Tür gibt nicht nach, doch das Geräusch ist absolut ohrenbetäubend. Ich höre, wie draußen hektisch geschrien wird, und ich weiß ganz genau, was in dem General vorgeht. Die Hexe bricht aus. Dann mache ich lieber selbst auf und töte sie, solange ich sie noch umzingelt halte. Scheiß auf Arturo.
Ich hämmere weiter.
Mittlerweile dürften sich Wachmann eins und drei in die Hose gemacht haben.
Nach fünf Minuten lege ich eine Pause ein. Etwas geht vor. Ich strenge mich an, genau mitzuhören, was draußen passiert. General Havor und Arturo geraten wieder aneinander.
»Sie spielen genau nach ihren Regeln!« ruft Arturo. »Die Zelle ist unser einziger Schutz vor ihr. Öffnen Sie sie – und Sie öffnen die Tür zum Tod – für Sie und für alle hier.«
»Wie lange hält die Türe das denn noch aus?« fragt General Havor. »Sehen Sie doch: Da sind schon Risse in den Wänden!«
»Die Risse sind in den Wänden, die den Metallkäfig halten. Der Käfig selbst ist noch vollkommen intakt.«
»Das glaube ich nicht«, bellt General Havor. »Kümmern wir uns lieber jetzt um sie, wo wir bewaffnet und vorbereitet sind. Lieber soll sie sterben, als hier entkommen.«
»Was ist mit ihrem Blut? Wir brauchen es doch.«
»Wenn ich fertig mit ihr bin, liegt hier jede Menge von ihrem Blut herum.«
Arturo zögert noch. Er senkt die Stimme: »Jede Menge Blut wofür?«
General Havor gibt keine Antwort. Er weiß ganz genau, daß in meinem Körper nur Blut für ihn allein ist. Je genauer ich den beiden zuhöre, desto klarer wird mir, daß General Havor an Arturos Zwitterwesen gar nicht interessiert ist. Er will viel lieber selbst ein Vampir werden. Das ist es, was er sich vorgenommen hat!
Ich hämmere und stemme mich weiter gegen die Tür.
Mir schmerzen die Füße. Ich achte gar nicht darauf.
Das Geräusch erschüttert das ganze Gebäude.
Wahrscheinlich zittert sogar den Leuten oben auf den Wachtürmen der Boden unter den Füßen.
Draußen vor der Türe verlangen die Wachen brüllend nach Befehlen.
General Havor und Arturo streiten weiter. Ich höre jedes Wort.
»Wir werden alle umkommen!« schreit Arturo.
»Sie ist die einzige, die umkommt!« brüllt General Havor zurück. »Sie kann uns nicht alle erledigen!« Nach einer kurzen Pause ertönt sein Kommando an die Soldaten: »Fertigmachen! Wir gehen rein!«
Ich entspanne mich einen Augenblick lang und hole Luft. »Sie kommen«, flüstere ich Joel zu. »Geh hinter die Türe.«
»Kann ich dir denn gar nicht helfen?« fragt er. »Immerhin bin ich doch Vampir. Nicht bloß FBI-Mann.«
Ich muß kichern. »Später, Joel.«
Den Geräuschen nach postiert sich jetzt ein ganzer Trupp Soldaten um den roten Knopf herum. Jeder einzelne von ihnen hat allerdings größte Bedenken, den Knopf auch tatsächlich zu drücken. Die schwere Metalltüre war doch so sicher. Der General brüllt sie noch einmal an, die Türe zu öffnen. Volle Magazine werden auf M 16s gesteckt, Kugeln in die Kammern geschoben.
Irgend jemand nimmt seinen ganzen Mut zusammen und drückt auf den Knopf.
Die Tür öffnet sich.
Ich springe hoch an die Zellenwand.
Dafür brauche ich meine neu entdeckten Schwebekünste gar nicht zu strapazieren. Ich klemme mich oben in der Ecke mit dem Rücken gegen die eine, mit den Füßen gegen die andere Wand. Hat einfach seine Vorteile, übernatürliche Kräfte zu besitzen. Die Arme habe ich dabei frei. Ich bin eine schwarze Witwe, bereit,

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