Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
zu, zu mir auf den Gang zu kommen.
Vorsichtig späht er nach draußen. Er stöhnt auf.
»Nichts auf der Welt kann das wert sein«, flüstert er.
»Wahrscheinlich hast du recht«, antworte ich hastig. »Aber wir müssen eben raus hier. Und dafür brauchen wir General Havor.«
»Wo ist er?«
»Auf der oberen Etage.« Ich packe Joel mit meinem freien Arm und lege die Hand dann schützend auf seinen Kopf. »Laß uns zu ihm gehen.«
Ich springe hoch und krache durch die Decke. Dabei kommt mir wieder Yakshas Blut zu Hilfe. Ohne es hätte mir diese Bewegung anständige Kopfschmerzen bereitet. So aber hält mich die Decke kaum auf. Ich ziehe Joel durch das Loch, das ich aufgerissen habe, und schon stehen wir beide auf dem Fußboden des Erdgeschosses. In nackter Panik verstopfen Soldaten auf der Flucht nach draußen die Treppen. Inmitten der Flut von Menschenleibern kämpfen sich Arturo und General Havor weiter vor. Ich hebe die Waffe und ziele auf General Havors rechten Oberschenkel. Für den Bruchteil einer Sekunde kommt er mir ins Visier. Ich jage eine Kugel hinein. Der General strauchelt und stößt einen Schrei aus. Keiner hilft ihm auf, schon gar nicht Arturo. Ich packe Joel am Arm.
»Komm!« sage ich.
Die Menge schreit auf und treibt auseinander, als ich in sie hineinwate. Ob mir meine roten Haare nicht stehen? Oder liegt es etwa eher daran, daß ich von Kopf bis Fuß in Blut getränkt bin? Ich muß aussehen, wie eine Bestie, die aus der Tiefe der Hölle emporgestiegen kommt. Arturo ist bereits außer Sichtweite, aber General Havor liegt hilflos am Rand des Flurs. Er kann von Glück sagen, daß sie ihn nicht zertrampelt haben. Weniger Glück hat er allerdings damit, daß ich es bin, der ihm auf die Beine hilft.
»General Havor,« sage ich. »Ich bin erfreut, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie als erstes um eine kleine Gefälligkeit bitten muß. Seien Sie doch so nett und bringen Sie mich und meinen Freund in die Höhle hinter diesem Gelände. Ach ja, und dann brauchte ich noch einen dieser thermonuklearen Sprengköpfe, die Sie dort aufbewahren. Ich habe viel Freude am Feuer, wissen Sie, vor allem auch an Explosionen. Die können mir gar nicht groß genug sein.«
    16.
KAPITEL
    Auch die Höhle verwandelt sich in ein Gefängnis. Wir gelangen zwar ohne nennenswertes Blutvergießen bis zum Eingang, doch als wir eintreten, bin ich gezwungen, alle Soldaten, die sich darin befinden, zu töten. Das schier endlose Abschlachten macht mir schwer zu schaffen, und Joels verzweifelter Gesichtsausdruck tut das seine, um mich zum Aufhören zu bewegen. Doch aufhören kann ich erst, wenn alles vorüber ist. So oder so. Es ist gegen meine Natur, einfach nur aufzuhören.
    Wir sind kaum drinnen, als draußen die noch übrigen Soldaten die Tür hinter uns schließen. Das Metall hier ist genauso dick wie das der Zellentür; es trennt die Schienen der Mini-Eisenbahn, die zwischen dem Gelände und dem Inneren des Hügels verkehrt, in zwei Teile. Sie drehen uns auch das Licht ab, doch gibt es eine Notbeleuchtung. Joel und dem General zuliebe schalte ich sie ein. Das grelle Licht wirft schauderhafte Schatten über das von mir angerichtete Gemetzel. Überall ist Blut. Im düsteren Schweigen, das hier unten herrscht, und auch in meinem rasenden Gehirn verschmiert das Rot. Fast scheint es, als bluteten die Höhlenwände. Ich bemühe mich, die Toten nicht mehr zu zählen.
    »Das wollte ich nicht«, sage ich nur und deute mit der Waffe auf den General, der auf der Kante eines kleinen Eisenbahnwaggons sitzt, der Vorräte an diesen geheimen Ort bringt. Sein Bein blutet noch immer stark, doch er gibt keine Klagen von sich. Er ist ein fürchterlicher Typ Mensch, aber ungewöhnlich kraftvoll. Ein harter Mann mit stumpfem Gesicht und einem Haarschnitt wie eine Krankheit. »Es ist Ihre Schuld«, sage ich dann noch.
    Das bringt ihn auch nicht aus der Fassung. »Sie können sich jederzeit ergeben.«
Ich knie neben ihm. Joel sitzt links von mir auf dem Boden. Er sieht unglaublich müde aus. »Kommt überhaupt nicht in Frage«, lasse ich den General wissen. »Ich lebe schon eine ganze Weile auf dieser Erde. Und die Menschheit hat sich nur deshalb fortentwickeln können, weil ich sie in Ruhe gelassen habe. Ich schaue mir immer genau an, was geschieht. Ich bin nicht scharf darauf, eine besondere Rolle einzunehmen. Begreifen sie, daß ich Ihnen die Wahrheit erzähle?«
General Havor zuckt mit den Schultern. »Heute

Weitere Kostenlose Bücher