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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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schreit, schürze ich die Lippen und puste auf das Blut, das ihm aus dem Arm läuft. Meine Lungen haben ein ganz nettes Volumen. Das Blut schießt geradewegs auf den Gang. Entsetzt schreien die Männer auf. Schlimmer als Vietnam, denken sich die meisten.
Dabei war das hier doch noch gar nichts.
»Und jetzt bitte einen schön lauten Todesschrei«, befehle ich Wachmann drei. »Laß ihn langsam abklingen. Dann werfe ich dich runter hinter die Türe, wo sich mein Freund versteckt. Dort solltest du bleiben, wenn die Knallerei losgeht. Ich warne dich jetzt schon: Ich werde eine Menge deiner Freunde töten müssen. Wenn ich fertig damit bin, darfst du raus aus dem Gebäude. Mach, daß du hier ganz wegkommst, so schnell du kannst. Klau dir einen LKW, wenn es sein muß. Es wird ungemütlich heiß hier werden. Verstanden?«
»Ja. Bringst du mich nicht um?«
»Nein. Wenn du genau tust, was ich dir sage, wird dir nichts geschehen.«
Der Wachmann stößt den Todesschrei aus. Ich lasse es noch einmal Blut in den Gang hinein regnen. Dann stoße ich den Mann zu Joel hinab. Der klopft ihm beruhigend auf die Schulter. Ich reiche Joel die Waffe und weise ihn an, sie griffbereit bei sich zu halten. Vor der Türe schreien ein paar der Soldaten herum. Sie haben sich ein wenig zurückgezogen. Aber nicht weit genug, um sicher vor mir zu sein. Ich schnappe mir den nächsten. Er trägt eine Maschinenpistole, die ich zwischen Tür und Rahmen einklemme. Er riecht nach Hamburger und Pommes frites. Nicht gut verdaulich, offenbar. Ich kenne diesen Soldaten nicht. Und das wird er erst recht nicht gut verdauen.
»Du wirst jetzt sterben«, hauche ich ihm in sein vor Entsetzen entstelltes Gesicht. »Tut mir leid, aber es muß sein.«
Ich töte ihn qualvoll. Seine markerschütternden Schreie und sein Blut vermischen sich zu einem derart grauenerregenden Szenario, daß die meisten der Soldaten sich wie in einem Alptraum fühlen, aus dem es kein Aufwachen gibt. Als ich fertig bin, werfe ich ihnen das, was von seiner Leiche übrig ist, in den Gang vor die Füße. Eine scheußliche Sache – und der Schrecken, der in der Luft liegt, ist so greifbar wie die massive Metalltüre, die sich nicht mehr schließen läßt.
Diese Exekution hat mich durcheinandergebracht. Wenn ich schon gezwungen bin, jemanden umzubringen, tue ich es lieber effektiv und ohne Schmerzen. Noch ein weiteres Beispiel will ich hier nicht abliefern – danach ist mir nicht. Zeit, aus dem Gebäude rauszukommen, mit Joel und General Havor in meiner Obhut. Ich lasse mich von meiner Position oben an der Decke hinabgleiten, greife nach der Maschinenpistole und beginne zu feuern. Wie angewurzelt stehen die Männer draußen vor der Tür und fallen dann wie Kegel tot zur Seite.
Ich töte acht von ihnen und trete dann hinaus in den Flur.
Am andern Ende stehen Arturo und General Havor. Sie sind jetzt schon dreißig Meter entfernt und ziehen sich rasch weiter zurück. Zwischen ihnen und uns halten sich noch immer viele Soldaten auf. Ich darf nicht zulassen, daß der große Häuptling ohne mich aus dem Gebäude kommt. Der blutige Springbrunnen, den ich mit den ersten beiden Männern veranstaltet habe, zeigt jedoch spätestens jetzt volle Wirkung. Die Soldaten drängeln und schubsen sich hinter General Havor und Arturo, halten diese dadurch auf und verhindern, daß die beiden schlicht und einfach abhauen. General Havor hat die Kontrolle über seine Leute verloren. Ich gebe eine gute Zielscheibe ab hier im Gang, doch ertönt keinerlei Schießbefehl. Die Männer glauben einfach nicht mehr daran, daß dieser Hexe mit schlichten Kugeln beizukommen ist.
Statt dessen wünschen sie sich, daß sie die Tür niemals aufgemacht hätten.
»Waffen fallenlassen, und ich lasse euch leben!« brülle ich.
Die meisten vor mir ergeben sich auf der Stelle. Den anderen, die auf mich anlegen, schieße ich in den Kopf. Jedem einzelnen schaue ich dabei in die Augen, frage mich, was er im Leben erlebt hat und wen er zurückläßt. Ganz ehrlich: Wenn es nur um mein Leben ging und nicht um die Gefahr, daß mein Blut in die falschen Hände fällt, dann würde ich mich von ihnen niedermachen lassen. So aber trage ich Verantwortung für die gesamte Menschheit. Das ist der ehrenhafte Beweggrund für das Handeln jedes bedeutenden Mannes und jeder bedeutenden Frau, aber auch der eines unerbittlichen Monsters. Selbst nach meinem Geschmack fließt hier zu viel Blut.
Arturo und General Havor verschwinden gerade um die Ecke.
Ich rufe Joel

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