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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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flüstere ich. »Komm, Arturo.«
Fünf Minuten später höre ich die stampfenden Schritte von Arturo und Havor auf dem engen Flur. Ihre Stimmen klingen hitzig. Die des Generals erkenne ich sofort an ihrem Kommandoton. Arturo mag seinen Einfluß hier auf dem Gelände haben, aber Befehlshaber ist der Mann mit dem Stern auf den Schulterklappen. In welcher Beziehung die beiden wohl zueinander stehen? Um sie herum sind Dutzende von Soldaten mit automatischen Waffen im Anschlag, bemüht, nicht aus der Fassung zu geraten.
»Sie kann uns nichts anhaben, solange wir das Türschloß nicht anrühren«, sagt Arturo dem General. »Das hier ist nur ein Trick, mit dem sie uns dazu bringen will, die Türe aufzumachen.«
»Mir gefällt nicht, daß wir sie nicht sehen können«, schnauzt General Havor zurück. »Sie wissen, was sie Ihnen gesagt hat. Das volle Ausmaß ihrer Kräfte kennen wir nicht. Wer weiß: Während wir hier reden, arbeitet sie sich vielleicht schon durch die Wand durch.«
»Sie ist eine Meisterin der Manipulation«, kontert Arturo. »Sie hat deswegen über ihre unbekannten Fähigkeiten gesprochen, um Zweifel in uns zu säen – und nur deswegen. Wenn Sie die Türe aufmachen, ist sie in der nächsten Sekunde draußen. Dann müssen Sie sie umbringen – und das können Sie nicht.«
»Wir warten ab, bis wir erkennen können, was sie vorhat«, entscheidet General Havor.
»Was ist los?« zischt Joel im Dunkeln.
Meine Antwort ist so leise, daß nur er sie vernehmen kann: »Der General und Arturo sind im Anmarsch. Sie wollen die Türe nicht aufmachen, aber ich habe da noch was auf Lager, damit sie ihre Meinung ändern. Neben dem Zirkus hier werde ich meine Gedanken in das Gehirn des Generals projizieren. Bitte sprich mich währenddessen nicht an. Ich muß mich konzentrieren. Wenn sie die Türe aufmachen, will ich, daß du dich direkt dahinter in die Ecke zwängst. Aber erst wenn ich dir das Kommando dazu geben. Es werden Schüsse fallen, und die Stelle hinter der Türe ist die sicherste. Verstehst du?«
»Ja. Glaubst du wirklich, sie machen die Türe auf?«
»Ja. Ich werde sie dazu bringen.«
Erneut setze ich mich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf den Fußboden, diesmal mitten in den Raum. Ich hole ein paarmal tief Luft, ordne meine Gedanken und projiziere sie in den Kopf des Generals. Sein Geist ist leicht zu lokalisieren: Die psychische Energie, die von ihm ausströmt, ist überwältigend kraftvoll wie die geschmolzene Lava eines Vulkanausbruchs. Es wird nicht leicht sein, seinen Willen zu manipulieren. Bei einer so starken Persönlichkeit habe ich Schwierigkeiten, sie dazu zu bringen, das zu tun, was ich will, selbst wenn ich ihr ins Auge sehen und ins Ohr flüstern kann. Und diese beiden Möglichkeiten habe ich ja jetzt überhaupt nicht. Statt dessen will ich eine Reihe von Konditionierungen aufbauen, die ihn letztlich veranlassen sollen, den Befehl zur Türöffnung zu geben. Dazu gehörte, die Wachmänner zuerst in Panik zu versetzen und das Licht zu zerstören. Die nächsten Schritte werden schwerer.
Meine Gedanken finden den Weg in das Gehirn des Generals.
Es ist eine schwarze Höhle, voll mit den Netzen giftiger Spinnen. Was ich erkennen kann, ist, daß der General mich vergewaltigen will, kaum, daß er im Besitz meiner übernatürlichen Kräfte ist. Auch hat er vor, Arturo zu beseitigen, sobald der Alchemist seine Experimente abgeschlossen hat. Die beiden haben kein Vertrauen zueinander. General Havor befürchtet, daß Arturo seine eigene DNS verändern und danach ihn, den General, umbringen will. Was Arturo denkt, kann ich allerdings nicht erkennen. Sein Gehirn ist ganz verhüllt, kein Wunder bei einer Art Zwitterwesen. Wie auch immer: Im Moment muß ich mich ganz auf den Mann konzentrieren, der hier die Befehle gibt. General Havor muß auf den Türöffner drücken – das ist alles, was jetzt zählt.
Ich packe ihn mit meiner psychischen Kralle.
»Das Miststück wird die Tür aufbrechen.«
Ich höre, wie der General Arturo anspricht.
»Sind Sie ganz sicher, daß sie die Tür nicht aufbrechen kann?« will er wissen.
»Selbst sie kommt gegen diese Metalle nicht an«, versichert ihm Arturo.
»Das Blut einer toten Hexe ist so gut wie das Blut einer lebenden Hexe.«
Diesen Gedanken spricht General Havor Arturo gegenüber nicht aus. Ich weiß aber, daß er sich vorstellt, mir in den Kopf zu schießen, mich zu töten, und sich unmittelbar danach mein Blut zu injizieren. Eine Idee, die ihn gepackt hat. Arturo

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