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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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nicht länger tatenlos mit ansehen. Er musste dem Mädchen zu Hilfe eilen, wenn es in dieser Situation überhaupt so etwas wie Hilfe gab. Mit der Schulter stützte er die Vorderwand ab und legte eine Hand auf den Griff des Runenschwertes.
    Barrasch hockte immer noch zu seinen Füßen. Er hörte, wie der Oger die Klinge langsam aus der Scheide zog.
    »Tu das nicht, du hast nicht die geringste Chance«, flüsterte er.
    »Warum nicht? Wir Oger haben vor Jahren all ihre roten Brüder für weniger getötet und verspeist. Und wie du selbst gesagt hast, hält mein Sättigungsgefühl nicht sonderlich lange an.«
    Mit diesen Worten löste Mogda sich von der Hütte und sprang mit gezogenem Schwert unter den Trümmern hervor. Noch bevor er zum Schlag ausholen konnte, wurde er von der Pranke des Drachen gepackt und zu Boden gedrückt. Die Wucht, mit der er herumgeschleudert wurde, riss ihm das Runenschwert aus der Hand. Unbewaffnet und hilflos lag er am Boden und versuchte, sich aus dem fesselnden Griff der Drachenklaue zu befreien. Hinter sich hörte er, wie die Reste des Handelspostens in sich zusammenstürzten.
    »Mogda, hilf mir!«, hörte er Cindiel schluchzen.
    »Ich bin hier, Prinzessin«, brachte er gepresst unter dem Druck der Pranke hervor.
    Ihr Peiniger duldete keine Art von gegenseitigem Zuspruch. Sofort erhöhte er den Druck der Klauen auf seine Gefangenen. Sein Kopf schnellte herum und fauchte Mogda an.
    Der schwarze Drache unterschied sich nicht nur farblich von seinen roten Artgenossen. Sein Kopf war lang gestreckt, genau wie sein Maul. Das Gebiss war eher eine Ansammlung von wild durcheinander wuchernden Fangzähnen, und sein Haupt krönten zwei lang gebogene Hörner, die an einen Widder erinnerten. Die gelb glühenden Augen zierte eine rote Iris. Tiefes Grollen entstieg seinem Schlund und ließ erneut dünne Speichelfäden an seinen Fangzähnen heruntertropfen, die zischend auf einen Felsen neben Mogdas Kopf tropften. Die Säure begann den Stein sofort zu zerfressen und entwickelte dabei einen beißenden Geruch.
    Mogda spürte, wie die Erde bebte. Trotz der Dunkelheit fühlte er, wie sich ein gewaltiger Schatten über ihn beugte. Drohend schob sich der mit Schuppen und Hornplatten besetzte Unterkiefer des zweiten Drachen über ihn. Nach einem kurzen Moment gegenseitigen Taxierens fauchten die Drachen einander an. Sie schienen sich um die Aufteilung ihrer Beute zu streiten. Der Neuankömmling gewann, und Mogda war für einen Augenblick unbeobachtet und frei. Er sah sich hilfesuchend um. Sein Blick fiel auf das Runenschwert, das nur wenige Schritte von ihm entfernt lag. Er zögerte nicht, auch wenn er wusste, wie aussichtslos sein Plan war.
    Wenn hier und jetzt sein Ende kommen sollte, wollte er auf jeden Fall die Genugtuung haben, seinem Bezwinger den Tag zu vermiesen. Auf allen vieren robbte er zu seiner Klinge. Er hatte nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als der tote Körper eines Elfen vor ihn auf den Boden prallte. Zwei Pfeilschäfte ragten aus seinem Rücken. Sanft stieß der Drache mit seiner Klaue den Leichnam des Elfen an und schob ihn damit näher an Mogda heran. Selbst im Tod sahen die Körper der Elfen noch erhaben aus. Das Blut aus seinen Wunden schien sich nicht mit der schillernden Kleidung vermischen zu wollen. Das schmale Gesicht wirkte friedlich, als schlafe er nur.
    Mogda fragte sich, ob die Drachen eine Sprache beherrschten, doch ein Blick in die Augen des schwarzen Unholds reichte, um zu verstehen. In ihnen spiegelte sich Hass wider gegenüber jenem, der den Elfen getötet hatte; unendliche Wut und zugleich Hilflosigkeit.
    Barrasch kroch unter den Trümmern des Handelspostens hervor. Sein Stöhnen und Jammern blieb nicht unbemerkt. Gerade hatte er sich unter der Holzwand herausgearbeitet, als auch er gemeinsam mit Mogda von der Drachenklaue zu Boden gedrückt wurde.
    Cindiel gesellte sich zu ihnen. Sie hing kopfüber über ihren beiden Gefährten. Ihre Augen waren geschlossen, und ihr Gesicht verriet, dass sie mit dem Schlimmsten rechnete.
    Inzwischen war auch Finnegan wieder bei Bewusstsein. Mogda hörte, wie er versuchte, sich aus dem Wust von Balken und Brettern zu befreien.
    Die Drachen waren anscheinend der Meinung, es sei besser, wenn der junge Soldat noch einige Zeit in seinem unfreiwilligen Versteck ausharrte. Ein langer, stachelbewehrter Schwanz legte sich über die Trümmer und ließ alle weiteren Befreiungsgeräusche verstummen. Mogda konnte nicht sagen, welchem

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