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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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brüllte er. »Rator gesehen, gegangen in Stadt nach gesprochen mit dir. Wo hingegangen?«
    Lord Felton verstand die Welt nicht mehr. Was wollte Rator von ihm? Gerade eben hatte er ihm noch das Leben gerettet, und einen Moment später drohte er, ihn mit seinem fauligen Atem zu ersticken und in Stücke zu reißen.
    Noch bevor Felton reagieren konnte, krachte etwas mit Wucht gegen das Stadttor. Der Lärm ließ Rator herumwirbeln und den Lord achtlos zu Boden schleudern. Ein zweites Mal stieß etwas gegen das Portal. Diesmal wurde der rechte Flügel aus der Verankerung gerissen und schleuderte seine Beschläge etliche Meter weit auf die Oststraße. Danach kehrte Ruhe ein. Das schwere Osttor hing schief in der Angel. Stück um Stück wurde das Tor nach außen aufgebogen. Eine Woge Sand türmte sich vor dem Holz auf.
    Gnunt zwängte sich durch den Spalt und schlurfte auf den kleinen Wald zu. Noch immer steckte ein Pfeil in seiner Seite. Seine Beine drohten einzuknicken, und er schwankte von einer Seite zur anderen.
    Geschmeidig wie eine Raubkatze erklomm ein Elf die Stadtmauer hinter ihm und setzte zum Sprung an. Ein weiter Satz ließ ihn auf Gnunts Rücken landen und seinen Hals umklammern. Mit einem gebogenen Kurzschwert versuchte er, dem Oger ein schnelles Ende zu bereiten. Der Elf hatte seinen Gegner jedoch unterschätzt, denn Gnunt packte ihn am Arm und schleuderte ihn auf den Boden. Mit einem gezielten Tritt zerquetschte er dem Elfen den Brustkorb. Dann zog er sein Opfer an den Beinen hoch und schmetterte ihn mehrere Male auf die Erde, bis er ihn schließlich in hohem Bogen über die Stadtmauer zurückwarf. Unbeeindruckt von der Attacke setzte Gnunt seinen Weg fort.
    Als er den rettenden Wald erreichte, war er am Ende seiner Kräfte. Er griff nach dem Schaft des Pfeils und brach ihn ab, dann blickte er mit glasigen Augen umher und brummte: »Gnunt müde.« Danach brach er zusammen. In seinem Rücken steckten Dutzende von kleinen Giftpfeilen. Die Verletzungen waren nicht lebensgefährlich, jedenfalls nicht für einen Oger. Doch das Schlafgift tat seine Wirkung.

25
Drohende Sterne
    Es regnete bereits seit Stunden. Unaufhörlich prasselten die schweren Tropfen auf die dünnen Holzschindeln des verlassenen Handelspostens. Die Wassermassen ergossen sich auf den kleinen Vorhof und suchten sich auf der schmalen Schotterstraße ihren Weg hinab ins Tal. Tiefe Rillen bildeten sich in dem schon lange nicht mehr benutzten Pfad und machten ihn für Pferde und Wagen unpassierbar.
    Ein schwacher Lichtschein drang durch die ramponierte Vordertür des Handelspostens, und aus dem Inneren hörte man die grollende Stimme Mogdas.
    »Es ist doch nicht meine Schuld, dass es hier so zieht. Du brauchst dir diese vergammelte Hütte doch nur mal genauer anzuschauen. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch steht.«
    Hauptmann Barrasch schüttelte belustigt den Kopf.
    »Nein, ein Wunder ist es, dass der Türrahmen nicht an deinem Hintern hängen geblieben ist.«
    Mogda wandte sich beleidigt ab. Manchmal hasste er sich dafür, den Menschen so viel Verständnis entgegenzubringen. Vor einigen Jahren noch hätte es niemand gewagt, ihn fett zu nennen; und wenn doch, hätte er keine Gelegenheit mehr gehabt, damit zu prahlen. Wissen brachte jedoch Verständnis mit sich, und Verständnis hielt einen davon ab, immer und immer wieder auf jemanden einzuschlagen.
    »Ich bin nicht dick«, murmelte Mogda beleidigt.
    Sein Blick fiel auf Cindiel und Finnegan, die seit Tagen jede freie Minute miteinander verbrachten. Gestern hatte der junge Soldat damit begonnen, die junge Hexe aus Osberg im Fechten zu unterrichten. Cindiel lernte schnell, und Mogda war sich sicher, dass sie jedes Gefecht am heimischen Brunnen für sich entscheiden würde, doch in einem richtigen Kampf sollte sie sich lieber auf ihre Zauberkräfte verlassen. Finnegans Lob jedoch hob ihre Kampfkunst in den Himmel. Wenn man ihm zuhörte, hätte man denken können, Tabal selbst führe dieses Schwert in der Gestalt eines jungen Mädchens. Er feuerte sie an und ließ immer mehr imaginäre Gegner heranstürmen, die sie eine nach dem anderen mit einem einzigen Streich in das Reich der Götter schickte. Der junge Soldat stand hinter ihr und griff ständig in Cindiels Schwertarm, wobei er seinen Oberarm an ihrem Körper rieb. Ihr schien das nichts auszumachen; im Gegenteil, wie zur Antwort presste sie ihr Hinterteil an Finnegans Becken.
    »Ich habe Hunger«, maulte Mogda, dieses Anblicks

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