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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Schritte spürte. Schnell verschmolzen sie mit dem Dunkel der Felsen und Bäume und waren wenig später ganz verschwunden.
    Auch Barrasch kam wieder auf die Beine. Erschöpft setzte er sich auf, lehnte sich gegen die Trümmer und ließ seinen Blick durch die Dunkelheit schweifen.
    »Sind sie weg?«
    »Nein, sie lauern dort irgendwo zwischen den Felsen und beobachten uns«, sagte Mogda, der sich erhoben hatte und unter der zusammengestürzten Hütte nach Finnegan suchte.
    »Komm, mein Junge, genug geschlafen. Vielleicht brauchen wir dich noch«, sagte er und hob Finnegan am Hosenbund hoch.
    Cindiel hatte inzwischen ihre Fassung wiedererlangt und kümmerte sich um den Soldaten, nachdem Mogda ihn neben den Elfen gelegt hatte. Bis auf ein paar kleine Kratzer und eine Beule am Kopf schien ihm nichts zu fehlen. Nach wenigen Minuten kam er wieder zu sich und blickte in das strahlende Gesicht der jungen Hexe.
    »Sind wir tot?«
    »Nein, wir arbeiten noch daran«, brummte Mogda.
    Cindiel fiel Finnegan erleichtert um den Hals und küsste ihn liebevoll auf die Wange. Mogda fand diese Geste etwas übertrieben; insbesondere deswegen, weil er es gewesen war, der sich den Bestien mutig entgegengeworfen hatte, während Finnegans Beitrag sich darauf beschränkt hatte, sich von einem leblosen Stück Zimmermannsarbeit überwältigen zu lassen. Mogda wollte auch gar nicht gedrückt und geküsst werden. Ein schlichtes ›Das war heldenhaft! ‹ hätte gereicht.
    Barrasch reichte ihm seine Waffe. Er hielt das Runenschwert mit ausgestreckten Armen vor sich wie ein heiliges Artefakt. Mogda nahm es dankbar nickend entgegen. Jedenfalls einer wusste seine Tat zu würdigen.
    Voller Ehrfurcht betrachtete Barrasch das Schwert, dann sah er zu Mogda auf.
    »Und beim nächsten Mal solltest du versuchen, es nicht gleich wieder zu verlieren.«

26
Elliah
    Zur selben Zeit grub sich am südöstlichen Rand des Grindmoores der Mann, der sich selbst Elliah nannte, langsam und in kreisenden Bewegungen aus dem losen Sand, der sich am Fuß des Gebirges gesammelt hatte. Sein Körper war alt, seine Haltung gebeugt, und die faltige Haut wirkte ausgetrocknet. Voller Würde reckte er den Hals und richtete sein Antlitz mit geschlossenen Augen in den nächtlichen Himmel. Seine Augenlider bebten und schafften es endlich, die trockenen Verkrustungen in seinem Gesicht zu durchbrechen. Seine Pupillen waren schwarz.
    »Ich grüße Euch, Götter! Genießt den ersten Tag vom Rest Eures Daseins. Ich hoffe, Ihr verfolgt mein Tun. Eure Untätigkeit auf dieser Welt wird Euer Untergang sein. Erfreut Euch an der Möglichkeit, dass ich es vielleicht nicht besser machen werde als Ihr, auf jeden Fall aber wird es anders. Die Welt, die Ihr erschaffen habt, hat einfach zu viele Schwächen. Diese unterschiedlichen Rassen, diese Vielfalt an Leben, das Spiel zwischen Chaos und Ordnung, es wirkt alles so unausgegoren . Das Schlimmste aber ist, es gibt zu viel Land und zu wenig Wasser. Hockt ruhig weiter untätig dort oben und genießt Euer Ende.«
    Das triumphierende Lächeln strafte seinen zerbrechlichen Körper Lügen.
    Mit unsicheren Schritten wandte er sich gen Nordosten, direkt auf die großen Elfenwälder zu. Seine Schritte waren zaghaft, und seine Schultern fanden kaum die Kraft, den Kopf aufrecht zu halten. Plötzlich hielt er in der Bewegung inne und schaute nach Nordwesten über das zwei Meilen entfernte Grindmoor.
    »Ihr habt Glück, Ihr Götter. Eurem Untergang soll ein kleiner Aufschub gewährt sein. Jedenfalls so lange, bis mein Körper sich erholt hat und ich das Ende dieser Welt mit neuer Kraft erleben kann«, murmelte Elliah.
    Er wandte sich einem schmalen Pfad zu, der zum Moor führte, und setzte seinen Weg fort.
    Der Morgen graute noch nicht, als er die ersten sumpfigen Felder erreichte. Zufrieden schaute er in einen von Torf und Schlamm dunkel gefärbten Weiher. Das salzige Wasser hatte auch hier schon seine Spuren hinterlassen und ließ den üppigen Bewuchs der Böschung zu einer gelb verfärbten, dahinsiechenden Masse werden.
    Wortlos setze er einen Fuß in den morastigen Tümpel. Gierig wie ein Schwamm sog sein Körper die Flüssigkeit in sich auf. Die Haut seiner Beine straffte sich, und die Muskeln in Wade und Oberschenkel zeichneten sich deutlich ab. Wie eine höfische Dame, die ein Bad in Milch, bestreut mit Rosenblüten, nahm, breitete er seinen Umhang aus und stieg ins Wasser hinab. Er tauchte vollends unter, bis nur noch einige Strähnen seines ergrauten

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