Der Rubin der Oger
zusammengehören, aber im Detail hatte er sich über den Zusammenhang noch keine Gedanken gemacht.
»Ist das wieder so eine Redensart der Menschen?«, brummte er. »So wie ›wo Rauch ist, ist auch Feuer‹ oder ›schlägst du meine Oma, schlag ich deine Oma‹?«
Die drei blieben ihm eine Antwort schuldig; stattdessen starrten sie wie gebannt durch den schmalen Schlitz auf den dunklen Vorhof.
Mogda erhob sich und gesellte sich zu ihnen. Der nach oben hin schmaler zulaufende Spalt bot nur den drei Menschen genug Platz, um hinausblicken zu können. Keiner der drei war gewillt, seinen Platz aufzugeben. Also beschloss Mogda, seine Neugier zu befriedigen, indem er ein Brett aus einem Fensterladen brach. Das Geräusch des splitternden Holzes ging in dem markerschütternden Fauchen und Brüllen unter, das seinen Ursprung direkt vor der Hütte hatte. Zuerst erkannte Mogda nur zwei große schwarze Schatten, die sich von dem sternenklaren Nachthimmel absetzten. Die dunklen Flecken schienen zu pulsieren. In einem Moment verschwammen sie fast gänzlich mit den Bäumen und Felsen, nur um im nächsten Augenblick die Hälfte der Sterne am Himmel zu verschlucken. Die Schatten bewegten sich jedoch nicht lautlos. Steine wurden umhergeworfen, starke Äste brachen, und mit jedem schattigen Pulsschlag stöhnte die Erde auf wie unter mächtigen Hammerschlägen. Langsam hatten sich Mogdas Augen an das Spiel von Schwarz und Grau gewöhnt. Wie an einem fremden Nachthimmel tanzten Sterne in dem undurchdringlichen Schwarz der Schatten umher. Wieder ertönte das dunkle Grollen, gefolgt von einem bestialischen Fauchen. Erst jetzt erkannte Mogda, was sich direkt vor seinen Augen abspielte.
Die großen blassgelben Sterne waren nichts anderes als die messerscharfen Zähne eines Gebisses und die Krallen zweier miteinander kämpfender, nachtschwarzer Drachen. Die beiden mächtigen Wesen rangen um einen erschlafften humanoiden Körper, den einer von ihnen fest umschlungen in seiner Klaue hielt. Es schien, als drohten sie einander mehr, als auf Leben und Tod zu kämpfen. Sie fauchten einander an, und ihre Flügel hoben ihre massigen Körper kurz empor, um sich mit Vorder- und Hinterläufen dem Angriff des anderen zu erwehren.
Der Prankenhieb des einen Drachen warf seinen Widersacher auf die Seite und ließ ihn den Pferdeunterstand samt Tränke unter sich begraben. Graziös rollte sich dieser ab und vollführte einen Flügelschlag, der ihn wieder auf die Beine brachte. Ein Brüllen signalisierte, dass er bereit war, sich dem nächsten Angriff zu stellen. Sein Schwanz schlug aufgeregt hin und her. Mit einem Sprung nach vorn versuchte er seinen Gegner zu überraschen, doch dieser war gewappnet und verpasste ihm erneut einen Prankenhieb. Diesmal konnte er seinen Sturz nicht so gut abfangen und stürzte rücklings auf das Gebäude des Handelspostens.
Das verwitterte Haus hielt dem Gewicht der magischen Bestie nicht stand. Die komplette linke Seite bis zum Türsturz, auf der eben noch Cindiel und Finnegan ihr Training absolviert hatten, wurde unter dem massigen Leib des Drachen begraben. Der Rest der Hütte drohte durch den Aufprall umzustürzen.
Mogda schaffte es gerade noch, die Vorderwand am Fensterrahmen zu packen und mit der anderen Hand stützend unter das Gebälk zu greifen. Obwohl das größte Unheil dadurch abgewendet wurde, konnte er nicht verhindern, dass die Zwischendecke aus ihrer Verankerung riss und seitlich absackte.
Finnegan wurde unter den herabstürzenden Trümmern begraben. Cindiel machte einen rettenden Hechtsprung, um dem gleichen Schicksal zu entgehen, landete aber direkt vor der mächtigen Pranke des Drachen. Regungslos blieb sie liegen. Eine einzelne Kralle erhob sich und machte Cindiel klar, dass sie entdeckt worden war. Drohend schwebte der Hornstachel über ihr, bereit, jederzeit herabzustoßen und ihrem jungen Leben ein Ende zu bereiten. Vorsichtig stupste die Klaue sie an und rollte Cindiel auf den Rücken. Schützend hob sie die Hände vors Gesicht. Die Bewegung reichte aus, um das Interesse des Drachen zu wecken. Der lange Hals bog sich nach unten, der Kopf schnellte vor und kam nur wenige Handbreit vor Cindiel zum Stehen. Die bebenden Nüstern des Untiers verbreiteten einen stechenden Geruch nach ätzender Säure. Die Lefzen zogen sich auseinander und entblößten das gewaltige Gebiss. Von den Fangzähnen tropfte Geifer, und ein tiefes Grollen entstieg der Kehle des Drachen.
Mogda konnte Cindiels missliche Lage
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