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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Nesselschrecken als ihre persönlichen Sklaven, um die Verbindung zu den anderen Meistern aufrechtzuerhalten. Die außergewöhnliche Begabung der Elfen kam den Meistern sehr zugute, seit der Ältestenstamm vernichtet worden war und sie auf ihre Fähigkeit, die Gedanken der anderen Nesselschrecken lesen zu können, verzichten mussten.
    Die Elfen waren an die Weisungen ihres jeweiligen Herrn gebunden und wurden als Boten zwischen diesen und dessen anderen Untergebenen eingesetzt – jedenfalls solange, bis das Band zwischen ihnen zerriss. Dies geschah jedoch nur durch den Tod. Als Illistanteè vor genau einem Tag Sabriels Meister am Tümpel in der Nähe des Baumes Mystraloon getötet hatte, war er dadurch befreit worden, wie von einer Schlinge um seinen Hals. Zusammen mit dem Versprechen von Illistanteè tat sich für ihn nun eine ganz neue Perspektive auf. Er hatte die Möglichkeit, wieder so zu werden, wie er einst war. So zu werden, wie er war? Nein! Besser als das. Ohne Skrupel und ohne die alten, umständlichen Bräuche seines Volkes.
    Sabriels Sinne waren durch das Wasser geschärft. Er vernahm die leichten Erschütterungen von Schritten und das grollende Atmen eines Hünen.
    »Wo bist du, Elf? Zeig dich, wir haben keine Zeit für Spielchen.«
    Mit einem Satz war Sabriel aus dem Wasser und sprang auf die Böschung. Sein abgewetzter Umhang triefte vor Wasser und Schlamm.
    »Da hast du Recht, Nokrat«, zischte er.
    Der massige Troll stand mit dem Rücken zu ihm. Seine langen, behaarten Arme reichten bis auf die Erde. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt und stützte damit seinen nach vorn gebeugten Oberkörper. Eine frische Wunde am Oberschenkel schien ihm zu schaffen zu machen. Mittels einer Fackel hatte er die Blutung gestillt.
    »Wie ich sehe, gab es Schwierigkeiten«, stellte Sabriel fest.
    »Kleine, hinterhältige Zwerge«, knurrte Nokrat. »Sie hocken wie Käfer im Mist und warten nur darauf, einem in den Rücken zu fallen.«
    »Wie ich dich kenne, hast du es ihnen reichlich heimgezahlt.«
    »Mit Stahl und Stein, wie es sich gehört«, antwortete Nokrat stolz und drehte sich langsam zu Sabriel um.
    Nokrat und Sabriel waren sich zum ersten Mal begegnet, kurz bevor die Rote Wüste geflutet worden war. Sabriel hatte die letzten Anweisungen seines Meisters an eine Hand voll Trolle, zwei Dutzend Orks und unzählige Goblins, überbracht. Diese hatten den Auftrag bekommen, den Berg zum Einsturz zu bringen. Sobald die Elfen die wenigen Zwerge im Inneren getötet hatten, war es an Nokrat und den anderen gewesen, die stützenden Gerüste zu entfernen, sodass der Überflutung nichts mehr im Wege stand. Nokrat kannte sich gut mit der zwergischen Technik aus, da er früher den Bau überwacht hatte. Danach war es Nokrats Aufgabe gewesen, das Ausmaß der Katastrophe zu bewerten und sich einen Überblick über die Verluste unter den Feinden zu verschaffen.
    »Was hast du zu berichten?«, fragte Sabriel.
    Nokrat schnaufte verächtlich. »Das Volk von König Braktobil ist gänzlich vernichtet, bis auf ein paar verstreute Zwerge, die sich in den Städten aufhielten. Bevor die Clans der anderen Zwerge ihr Recht an seinem Reich einfordern, wird es zu spät sein. Die Hüttenbauer haben schwere Verluste entlang der Küste erlitten. Ihr König ist tot, und das Land zerstritten. Einen Angriff von ihnen brauchen wir nicht zu befürchten.«
    »Und?«
    »Und was?«, grunzte Nokrat.
    »Was ist mit den Ogern?«
    »Die Oger haben sich in ihrem Gebirge verkrochen. Sie sind keine Kämpfer mehr. Sie sind faul und fett geworden. Ohne die Hilfe der Hüttenbauer werden sie über kurz oder lang zu Grunde gehen.«
    »Du bist sehr schnell mit deinen Mutmaßungen, Nokrat. Darf ich dich daran erinnern, dass die Oger es vor nicht allzu langer Zeit geschafft haben, all eure Pläne zu durchkreuzen? Und da waren sie nur armselige Sklaven. Du solltest sie nicht unterschätzen.«
    Nokrat spuckte vor dem Elfen aus und schlug mit der Faust auf den Boden. »Sie sind nichts als fette Schweine.«
    »Wie du meinst«, lenkte Sabriel ein. »Wir haben jedoch ein neues Problem, bei dem ich deine Hilfe brauche. Einer der Steine, die wir gehütet haben, ist verschwunden. Eine Gruppe Elfen hat ihn genommen und ist damit geflüchtet. Wir müssen ihn wiederholen, und zwar schnellstens.«
    Nokrat schüttelte den Kopf. »Meine Leute sind erschöpft. Außerdem lagern sie weit im Nordosten. Bis sie hier sind, vergehen Tage. Die Meister haben versprochen, wir dürften

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