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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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sagte der Barbar.
    »Wir nicht können warten, wenn bleiben zurück.«
    Der Barbar trat vor und baute sich vor Rator auf.
    »Das gilt auch für euch. Wir sind nämlich keine Bonnen.«

30
Missverständnisse
    »Was hast du eigentlich vor? Es wäre wirklich nett, wenn du uns in deine Pläne einweihen würdest, wenn du dich schon als unser Anführer aufspielst.«
    Cindiels Stimme klang entnervt und erschöpft.
    Mogda hätte ihr gerne eine Antwort gegeben, doch er wusste selbst nicht, wohin er wollte. Allein die Tatsache, dass die Drachen sie nicht getötet hatten, als sie Richtung Süden zogen, stärkte ihn in der Überzeugung, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Wenn die Elfen das Land durchquerten, musste es auch jemanden geben, der sie gesehen hatte. Immerhin war es in diesen Tagen ungewöhnlicher, einem Elfen zu begegnen als einem Oger, und Mogda war es noch nie gelungen, einen Schritt zu tun, ohne dass das halbe Land Bescheid wusste.
    »Ich führe euch nicht; ihr lauft mir nur ständig hinterher«, brummte Mogda.
    Als sie sich dem Rand des Forstes näherten, wurden die Bäume immer kleiner, und sie standen weniger eng beieinander. Dazwischen wuchs jedoch dichtes Gestrüpp. Ein undurchlässiges, verzweigtes Dornengebüsch stellte Mogdas Laune auf eine erneute Probe.
    »Widerliches Grünzeug«, schimpfte er. »Ich schlachte lieber Horden von Orks, als mich hier vom Unkraut tyrannisieren zu lassen. Ich schneide dich in Stücke, du widerliches, mickriges ...«
    Mit diesen Worten kämpfte er sich mit dem Schwert durch den letzten Rest des Gebüschs und stand unverhofft vor einem frisch gepflügten Acker. Direkt vor seinen Füßen hockte ein kleines Mädchen mit langen blonden Zöpfen und einem abgetragenen blauen Kleid. Eine selbstgebastelte Strohpuppe, die eine frappierende Ähnlichkeit mit der Kleinen aufwies, fiel zu Boden. Mogda sah in ihr entsetztes Gesicht. Ihr Mund stand weit offen, und sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich in ihren Augenwinkeln sammelten. Mogda beugte sich tief zu ihr herunter und versuchte zu lächeln.
    »Hallo, du halbe Portion«, brummte er, doch noch bevor er dazu kam, eine Fragen zu stellen, sprang die Kleine auf und rannte schreiend davon.
    »Mama, Mama, hier ist ein dickes Monster, das mich auffressen will.«
    Als Mogda sich aufrichtete, entdeckte er eine kleine Ansiedlung, rund eine halbe Meile entfernt. Vor den Hütten und Häusern standen eine Reihe angespannter Fuhrwerke, die hoch beladen waren. Leute stapelten hastig Kisten und Säcke auf die Wagen.
    Endlich hatten sich auch Cindiel, Finnegan und Barrasch aus dem Unterholz befreit.
    »Mit wem hast du dich jetzt schon wieder angelegt?«, fragte Barrasch empört.
    Mogda zeigte auf das kleine, in Panik flüchtende Mädchen. »Sie hat mich fett genannt.«
    »Langsam solltest du der Wahrheit ins Gesicht sehen und aufhören, andere dafür verantwortlich zu machen«, riet der Hauptmann weise.
    »Ich fürchte nur, wenn ich hinter ihr herlaufe, könnte das missverstanden werden.«
    Die vier beschlossen, den Bewohnern der Siedlung einen Besuch abzustatten. Selbst das abgelegenste Nest sollte mittlerweile mitbekommen haben, dass es zwischen Menschen und Oger so etwas wie ein Bündnis gab, und wenn nicht, dann war es an der Zeit, sie darüber zu informieren.
    »Barrasch sollte vorangehen«, schlug Cindiel vor. »Seine Uniform wird bei den Leuten Vertrauen erwecken.«
    Sie folgten einem schmalen Pfad zwischen Acker und Waldesrand. Nach der Hälfte der Strecke hatte auch das Mädchen die Siedlung erreicht, und sofort scharte sich eine Menschenmenge um die Kleine. Irgendwo im Dorf schrie eine Frau etwas von Feinden und Krieg.
    »Vielleicht solltest du deine Abzeichen besser polieren, alter Mann. Sonst denken sie noch, du bist ein Landstreicher«, spottete Mogda.
    »Ja ja, an dir braucht man nichts zu polieren. Du bist und bleibst ein fetter Oger«, entgegnete Barrasch.
    Mogda reichte es langsam. Erst musste er sich bewusstlos schlagen lassen, und jetzt sollte er sich auch noch ständig Beleidigungen gefallen lassen. Alter Mann hin oder her, der Hauptmann verdiente einen Denkzettel. Noch bevor Barrasch mit dem Gesicht in der frisch gepflügten Erde landete, wunderte sich Mogda, was ein einzelner Tritt in den Hintern so einem gestandenen Soldaten anhaben konnte. Er wusste, gleich würden die anderen wieder über ihn herfallen und ihn beschimpfen, und Cindiel würde ihm eine ihrer berüchtigten Predigten halten. Doch dieser Tritt

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