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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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filigranen Goldband.
    »Libriandus hat dafür gesorgt, dass du morgen während der Festlichkeiten als Bedienung für den Adel und den Hofstaat eingestellt wirst. Wenn du in die Nähe von Lord Sigurt kommst, wirst du diese Phiole unter seinen Stuhl stellen. Das ist alles.«
    Cindiel nahm die kugelförmige Flasche und schüttelte sie vorsichtig.
    »Du darfst sie auf keinen Fall öffnen«, warnte Haran.
    »Was enthält sie?«, fragte Cindiel.
    »Nichts, absolut nichts.«
    Haran wendete sich ab und ging zum Hinterausgang.
    »Wo wird Mogda sein?«, rief Cindiel ihm nach.
    »Wenn er so gut ist, wie ich ihn in Erinnerung habe – immer noch auf den Beinen.«
    Haran griff in einen Lederbeutel, holte zwei Münzen heraus und legte sie auf ein Regal neben der Tür.
    »Gib dies hier Tordek für den zerbrochenen Krug.«
    »Welchen Krug?«, fragte Cindiel verwirrt.
    »Für den Krug, der den Zwerg am Kopf getroffen hat.«

41
In der Arena
    Mogda erwachte davon, dass es im Kerker still war. Seine Fußknöchel und Handgelenke hatten sich durch den Druck der grob geschmiedeten Fesseln entzündet und schmerzten.
    Der Blick des Ogers fiel auf Barrasch und Finnegan. Der Zustand der beiden Menschen hatte sich weiter verschlechtert. Barrasch hatte zwar Hilfe von einem Heiler bekommen, aber der Blutverlust und die Erschöpfung forderten ihren Tribut. Finnegan war zwar nicht verletzt, doch auch ihn hatte das Martyrium bis an die Grenzen ausgezehrt. So anpassungsfähig die Menschen waren, so zerbrechlich waren sie auch. Mogda machte sich Sorgen. Eine weitere Woche in diesem feuchten Kerker, mit kaum etwas zu essen und ab und an nur einer Schüssel Wasser, würden die beiden nicht überleben.
    Das brodelnde und zischende Geräusch von glühendem Metall in einem Wasserbad riss Mogda aus seinen Gedanken und rief ihm ins Gedächtnis, dass sie nicht allein waren. Seit gestern hatten sie einen neuen Besucher – einen Zwerg. Er war in den Kerker geführt worden und gleich danach im Nebenraum verschwunden. Die ganze Nacht über hatte er gehämmert und geschliffen. Von Meister und Schwachkopf hatte der Oger seitdem nichts mehr gehört. Wahrscheinlich ruhten sie sich aus, um neue Kraft für den kommenden Tag zu schöpfen.
    Jemand warf scheppernd Metallteile auf einen Haufen. Was immer der Zwerg dort getrieben hatte, jetzt schien er damit fertig zu sein. Auf einem Wachstuch, das er an einem Lederband befestigt hatte, zog er das Ergebnis seiner schweißtreibenden Arbeit in den Kerkerraum.
    Lederschürze, angesengte Barthaare und muskelbepackte Oberarme ließen wenig Zweifel am Broterwerb des Bärtigen. Die Schmiedekünste des kleinen Volkes waren sehr gefragt, dennoch konnte sich Mogda keinen Reim auf diesen skurrilen Haufen Metall machen. Wenn das Ganze eine neue Foltervorrichtung ergeben sollte, würde es noch Tage dauern, die einzelnen Teile zusammenzusetzen.
    »Was soll das werden?«, brummte er.
    Der Zwerg blickte auf den Haufen gehämmerten Blechs und trat mit dem Fuß dagegen.
    »Deine neue Rüstung«, antwortete er gelassen.
    Mogda versuchte, sich die Teile als Ganzes und an seinem Körper vorzustellen.
    »Sie scheint ein wenig schwer und klobig«, stellte er fest. »Zum Schwimmen, Klettern und Laufen ist sie wohl weniger geeignet.«
    Der Zwerg hob ein Metallteil auf und wog es abschätzend in der Hand. Es sah aus wie ein stachelbesetzter Schulterschutz.
    »Nein, sie ist eher zum Tauchen, Stürzen und Stehen gedacht. Vor allem aber sieht sie äußerst Furcht erregend aus«, bewertete der Zwerg seine Arbeit.
    »Weshalb die ganze Mühe?«, fragte Mogda.
    »Lord Sigurt war der Ansicht, dass dein Aussehen nicht dem entspricht, was sich die Bürger unter einem ›Schlächter Tabals‹ vorstellen. Er möchte sicher gehen, dass die Leute dich als das erkennen, was du bist. Sie sollen schließlich jubeln, wenn du am Ende blutverschmiert und tot zu Boden sinkst.«
    Endlich wurde dem Oger klar, was Sigurt plante – der künftige König hatte sich offenbar etwas ganz Besonderes für ihn ausgedacht. Mogda sollte in die Arena. In dieselbe Arena, für welche die Oger vor Jahren den Marmor geliefert hatten. Damals hatte Mogda einen der Händler gefragt, wofür so eine Arena eigentlich gut sei, und der Mann hatte ihm erklärt, dass dort Gladiatoren gegeneinander kämpfen sollten, für Ruhm und Ehre. Mogda war begeistert gewesen und hatte sich damals vorgenommen, irgendwann einmal so einem Kampf beizuwohnen. Heute war es soweit, doch der Gedanke daran ließ

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