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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Stachel. Im Gegensatz zur übrigen Rüstung war er glänzend blankpoliert und mit zwergischen Runen graviert, und er maß fast einen Fuß.
    »Warum tust du das?«, fragte Mogda verwundert. »Wenn sie es herausfinden, werden sie dich töten.«
    Kordruk zuckte mit den Schultern und lächelte.
    »Jemand hat dafür bezahlt – sehr gut bezahlt. Doch jetzt hätte ich es auch getan, wenn es kein Auftrag gewesen wäre.«
    »Wer?«, wollte Mogda wissen.
    Kordruk ließ die Frage unbeantwortet, packte sein Werkzeug zusammen und ging zur schweren Metalltür.
    »Ihr könnt ihn abholen. Er ist fertig«, brüllte er durch die Klappe.
    Kurz danach öffnete einer der Wachsoldaten die Tür und ließ den Schmied heraus. Ohne sich umzudrehen verließ dieser den Raum.
    Ein Trupp von sechs Wachen ließ nicht lange auf sich warten. Zuerst schafften sie Barrasch und dann Finnegan aus dem Kellergewölbe. Kurz danach lösten sie Mogdas Ketten. Vier Soldaten bedrohten ihn unablässig mit ihren Hellebarden und führten ihn aus dem Kerker.
    Die Wachen zeigten sich wenig gesprächsbereit. Mogda versuchte ihnen zu entlocken, mit wie vielen Gegnern er es zu tun bekommen würde, doch sie blieben ihm die Antwort schuldig.
    Schließlich erreichten sie das Ende eines langen Tunnels und postierten sich in einer kuppelförmigen Halle, von der es durch ein vergittertes Tor in die Arena gehen musste. Weitere Gänge führten von hier aus in andere Teile des Labyrinths. Mogda war froh, sich nicht mehr bücken zu müssen und endlich wieder Tageslicht zu sehen. Hämmernde und schleifende Geräusche drangen durch die Tunnel an sein Ohr. Jemand brüllte unbeherrscht, wohl, um sich in die richtige Stimmung für einen Kampf zu bringen, und jemand anderes schlug mit Ketten auf einen Stein ein. Irgendwo da hinten musste das Trainingslager der Gladiatoren sein, die Wiege von Ruhm und Ehre. Nur Mogda kämpfte allein; um sein eigenes Leben und das seiner Freunde.
    Er hörte die krächzende Stimme von Lord Sigurt, der zu der Bevölkerung Turmsteins sprach und seine Lügen verbreitete. Er redete von Unterwanderung und Intrigen, die gegen ihn und Turmstein geschmiedet worden seien. Verräter und Kreaturen des Bösen nannte er seine Feinde.
    Er versprach aber auch Wohlstand, Sicherheit und Unabhängigkeit für Turmstein und seine Bürger, wenn diese ihm nur folgen wollten. Alles, was er sagte, war genauso wirr wie seine Gedanken, doch dem Volk schien es zu gefallen. Jubelrufe und Beifallsstürme ließen die Arena erbeben. Dann setzten dumpfe Trommelschläge ein.
    Zwei Männer drehten an einem großen Holzrad und hoben damit das Gittertor. Einer der Wachsoldaten schlug Mogda die Stange der Hellebarde in den Rücken.
    »Los voran, Scheusal!«, befahl er. »Sie warten auf dich.«
    Mogda setzte sich in Bewegung. Unbewusst lief er im Takt der Trommelschläge. Die Augen des Ogers hatten sich noch nicht an die Helligkeit gewöhnt. Das Licht wurde vom gelben Sand der Arena reflektiert und blendete ihn, als er ins Freie trat. Eine Woge aus Jubel und Buhrufen schwappte ihm entgegen. Nur mühsam erkannte er die ersten Umrisse.
    Schemenhaft sah er die beiden Gestalten, die sich am anderen Ende der Arena hin und her bewegten. Hinter ihnen ragte ein großes Holzgestell auf. Mogda rieb sich die Augen. Die Angreifer würden ihm nicht lange Zeit lassen, sich zurechtzufinden. Die kreisrunde, mit gelbem Sand gefüllte Arena hatte einen Durchmesser von hundertfünfzig Schritt. Begrenzt wurde der Kampfplatz durch eine zwölf Fuß hohe Mauer aus rotem Marmor. Die schräg angelegten Ränge waren bis zum letzten Platz mit Zuschauern gefüllt. Niemals hätte Mogda gedacht, dass so viele Leute zusammenkommen würden, um ihn sterben zu sehen.
    Er sah sich zwei Gladiatoren gegenüber. Zu behaupten, sie seien kräftig gebaut, erschien Mogda untertrieben. Beide waren fast sieben Fuß groß und wogen sicherlich an die dreihundert Pfund. Ihre Rüstungen bestanden aus Arm-, Bein- und Brustpanzer, die von Lederriemen gehalten wurden. Auf Helme hatten sie gänzlich verzichtet, und an den Füßen trugen sie einfache Sandalen. Bewaffnet mit einer Breitaxt und einer langen Eisenkette, an deren Ende wie bei einem Morgenstern Metallkugeln hingen, posierten sie für das jubelnde Volk.
    Hinter den beiden Muskelprotzen hatte man ein großes Holzrad aufgebaut, an dem zwei Gestalten hingen. Über ihre Köpfe hatte man ausgehöhlte Widderschädel gestülpt, ihre Körper waren mit Fellen bedeckt. Der blutige Armstumpf

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