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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Auswirkungen sicherlich gespürt und würde sie nicht ungeschoren davonkommen lassen. Dennoch bewegte sie sich nicht vom Fleck. Sie würde ihm zeigen, wie sehr sie ihn verachtete.
    Lord Sigurt zeigte keinerlei Interesse an der jungen Hexe. Vielmehr schien er immer noch ziemlich orientierungslos zu sein und durchsuchte die Taschen seines Gewandes. Wonach immer er suchen mochte, er blieb erfolglos.
    »Hauptmann Losan!«, brüllte er schließlich in das Durcheinander. Schnell richteten sich aller Augen auf ihn, nur Libriandus schlief selig weiter. »Stellt die Leibgarde zusammen und lasst den Rest der Soldaten dafür sorgen, dass die Leute die Arena verlassen.«
    »Wie bitte, Eure Majestät?«, fragte Losan irritiert.
    »Hört mit Eurer Speichelleckerei auf, Hauptmann. Ihr habt mich verstanden. Das Spektakel ist zu Ende. Folgt meinen Anweisungen und findet Euch danach mit der Leibgarde vor dem Gladiatorentor ein.«
    Auf ein Zeichen von Hauptmann Losan hin verkündete der Ansager das Ende der Veranstaltung. Die Bürger Turmsteins reagierten empört, doch angesichts der herannahenden Soldaten aus dem oberen Tribünenbereich fügten sie sich und verließen unter lautstarken Protesten die Arena. Lord Sigurt beobachtete ihren Auszug mit Wohlwollen. Erst danach wandte er sich wieder Cindiel zu.
    »Wir sollten sehen, was deine Freunde machen«, sagte er mit ruhiger Stimme und einem Unterton, der so gar nicht zum üblichen Gebaren dieses gefährlichen Adeligen passte.
    Cindiel traute dem Frieden nicht. Über Lord Sigurt war ihr bislang kaum etwas Gutes zu Ohren gekommen. Die Zeit hatte zwar nicht gereicht, sich ein eigenes Bild von dem Herrscher zu machen, doch eines konnte sie mit Sicherheit sagen: An teuflischen Plänen hatte es ihm noch nie gemangelt.
    »Mogda wird Euch in Stücke reißen, wenn Ihr auch nur einen Fuß in die Arena setzt«, drohte sie.
    »Das würde nicht nur meine Pläne durchkreuzen, junge Hexe.«
    Sigurt zögerte nicht, den direkten Weg einzuschlagen. Äußerst gelenk kletterte er über die Tribünen hinweg und erklomm die Marmorbarrikade. Cindiel konnte ihre Verblüffung nicht verbergen, als Sigurt die Hand ausstreckte, um ihr auf die Mauer zu helfen. Mit einem weiten Sprung landete er im gelben Sand und forderte Cindiel auf, es ihm nachzumachen. Einen besseren Zeitpunkt zur Flucht gab es nicht. Sie brauchte nur in der Menge unterzutauchen und im Schutz der Massen das Weite zu suchen; doch sie beschloss, ihre Freunde nicht im Stich zu lassen. Barrasch und Finnegan waren ohne ihre Hilfe verloren, auch wenn sie im Moment nicht wusste, wie sie ihnen helfen konnte. Irgendetwas in ihr sagte Cindiel, dass der Weg hier noch nicht enden würde. Sie sprang.
    Die Leibgarde des zukünftigen Herrschers war auf den Tatendrang Sigurts nicht gefasst. Die Männer wussten genau, wie der Lord reagierte, wenn er in Gefahr geriet, selbst verschuldet oder nicht. Wenige Augenblicke später sahen Cindiel und Sigurt sich umringt von Soldaten, die die Arena in alle Richtungen sicherten.
    Cindiel verlor keine Zeit und rannte zu Barrasch und Finnegan. Doch bevor sie einen der beiden untersuchen konnte, hatte Lord Sigurt seiner Leibgarde bereits befohlen, die Gefangenen loszumachen. Die beiden Bewusstlosen wurden vor das Tor getragen, wo Cindiel mit etwas Wasser und ein paar Heilzaubern versuchte, ihr Leiden zu lindern. Barrasch wurde von einer Infektion am Armstumpf geplagt. Er hatte starkes Fieber. Finnegan brauchte nur ein wenig Ruhe und etwas zu essen, dann würde er schnell wieder zu Kräften kommen.
    »Ihr sechs passt auf die beiden hier auf«, sagte Sigurt zu den Soldaten. »Die anderen bringen den Hofmagier Libriandus in seinen Turm. Habt ihr verstanden?«
    Unter den Leibgardisten machte sich Unruhe breit.
    »Was ist mit Euch, Eure Lordschaft?«
    »Die Hexe und ich machen uns auf die Suche nach dem Oger.«
    »Das solltet Ihr nicht tun, Lord Sigurt. Er ist gefährlich«, mahnte einer der Wachsoldaten.
    »Seid Ihr jetzt mein Berater geworden, Soldat? Glaubt Ihr, ich müsste mir von Euch Ratschläge geben lassen? Seht Euch Libriandus an. Er ist die Ruhe selbst. Er würde kaum schlafen, wenn Gefahr droht.«
    »Natürlich nicht, Eure Lordschaft«, antwortete der Mann untertänig.
    Sigurt nickte Cindiel kurz zu, dann machten sie sich auf den Weg in das dunkle Tunnelsystem.
    Cindiel fiel es schwer, dem Lord zu folgen. Mit jedem Schritt entfernte sie sich weiter von Finnegan. Seinetwegen hatte sie sich der Gefahr ausgesetzt und war

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