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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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aber ich hoffe, dass das Sonnenlicht ihn wieder auftaut. Dann wird bestimmt auch seine Atmung wieder einsetzen.«
    Mogda zeigte keine Regung.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Cindiel.
    »Natürlich höre ich dir zu«, heuchelte der Oger. »Es ist gut, dass du dich um die beiden kümmerst.«
    Cindiel trat ihm mit voller Wucht auf den Fuß. Mogda blickte erstaunt zu ihr hinunter.
    »Aua!«
    »Was ist los mit dir? Worüber denkst du nach?«
    Mogda atmete tief ein und suchte nach den richtigen Worten.
    »Alles, was hier passiert, übersteigt die Kräfte der Oger. Ich folge irgendwelchen Prophezeiungen, Rator sucht mit seinen Leuten nach einem unverwundbaren Fremden, und im Rest des Landes tobt ein Krieg. Als wenn das alles nicht genug wäre, werden bald auch noch die Götter anfangen, gegeneinander in die Schlacht zu ziehen. Und wir, wir befinden uns mitten drin in dem ganzen Schlamassel.«
    »Es ist genau wie vor sechs Jahren.«
    »Nein, damals war es anders. Wir haben gekämpft, weil wir nicht mehr in Knechtschaft leben wollten. Wir haben die Meister getötet, weil sie uns dabei im Weg standen. Es war uns egal, wer von unserem Sieg profitierte und wer nicht. Wir wollten nur frei sein. Jetzt aber mischen wir uns in Geschicke ein, die uns nichts angehen.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte Cindiel. »Es geht auch um euer Dasein. Das ganze Land ist in Gefahr.«
    »Welches Land?«, fragte Mogda erzürnt. »Das Land der Menschen, die uns als billige Sklaven betrachten und uns Marmor aus den Tiefen der Erde graben lassen, um damit Arenen zu bauen, in denen sie uns dann zu ihrer Belustigung hinrichten. Dasselbe Volk, das sich nach sechs Jahren nicht einmal an unseren Pakt zu erinnern scheint. Oder denkst du, wir kämpfen für die Zwerge, von denen nur noch eine Hand voll übrig ist und die mit dem Diebstahl des Rubins und der Vertreibung der Elfen diesen Krieg erst ausgelöst haben? – Nein, jetzt weiß ich es, wir kämpfen für die Horden von Orks und Trollen, die uns für Verräter halten, weil wir jeden von ihnen töten oder fortjagen. Schließlich sind wir ja das erwählte Volk.«
    Cindiel sah den Oger traurig an. Sie verstand, was ihn quälte. Die Last der Verantwortung, die er trug, war zu groß.
    »Du kämpfst nur für dich allein, und du bist niemandem Rechenschaft schuldig«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Dein Handeln bestimmt nur deinen Weg.«
    »Sehen das die beiden Gladiatoren, die ich getötet habe, auch so?«
    »Es war ihre Entscheidung, gegen dich zu kämpfen, und sie sind nun einmal diesen Weg gegangen.«
    »... und ich habe ihn beendet.«
    Mogda erkannte, dass die Unterhaltung zu nichts führen würde und war froh, als er die grollende Stimme Rators vernahm.
    »Halt! Legen Waffen weg!«
    Wie es schien, hatte Libriandus sein Versprechen gehalten und schickte Wachen, um ihn und die anderen aus der Stadt zu bringen. Jetzt hing alles davon ab, ob die Elfen das besaßen, wonach sie suchten; oder ob sie zumindest wussten, wo sie es finden konnten – den Funken der Götter aus dem Baum Mystraloon.
    Als Cindiel und Mogda den Kreuzgang erreichten, hatten sich bereits Fronten gebildet. Libriandus, der immer noch im Körper von Lord Sigurt gefangen war, stand vor Rator und hatte die Faust drohend erhoben. Um dieser wenig bedrohlich wirkenden Geste Nachdruck zu verleihen, hatten sich hinter ihm zwei Wachen postiert, die mit ihren Hellebarden auf den Kriegsoger zielten. Dennoch wirkte Rator nicht gerade eingeschüchtert.
    »Was ist hier los?«, knurrte Mogda
    »Endlich jemand mit Verstand«, rief Libriandus begeistert. »Dieser Fleischberg will, dass wir ihm die Elfen übergeben.«
    »Leider muss ich Euch enttäuschen, Zauberer«, erwiderte Mogda. »Der Verstand ist bei allen Ogern gleich, mir wurde nur die Gabe zuteil, mich gewählter auszudrücken. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass Rator bei der Durchsetzung seines Willens euch Menschen gegenüber bessere Erfolge vorweisen kann als ich.«
    Libriandus schluckte, trat einen Schritt zurück und wandte sich Mogda zu.
    »Dennoch verhandle ich lieber mit Euch«, gestand der Zauberer.
    »Auch gut. Übergebt uns die Elfen!«, wiederholte Mogda Rators Forderung.
    »Das ist gegen unsere Abmachung«, schimpfte der Zauberer.
    »Abmachung!?«, brüllte Mogda, was zur Folge hatte, dass die Wachen ihre Waffen nun gegen ihn richteten. »Solche Abmachungen, wie sie die Menschen schon vor sechs Jahren mit uns getroffen haben und die sie bis heute nicht

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