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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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den Toten gütlich taten.
    Doch Rator bestand darauf, die Bürger Turmsteins, die im Kampf gegen den Wanderer ihr Leben gegeben hatten, nicht einfach zu begraben, sondern ihnen eine letzte Ehre zu erweisen. Stundenlang hatten er und Gnunt Holz aus Turmstein herbeigeschleppt. Egal, ob es sich um Bretter, kaputte Karren oder Trümmer aus Häuserruinen handelte, sie schafften es aus der Stadt heran und schichteten es zu einem langen Damm auf, auf den sie die Toten betteten.
    Niemals zuvor war der Toten der Menschen, Zwerge, Elfen und Oger gemeinsam gedacht worden, doch heute war dieser Tag gekommen. Am Fuß der Stadtmauer hatten sich die vier Oger, ein halbes Dutzend Zwerge sowie die wenigen Mitstreiter aus Osberg und Sandleg versammelt. Gemeinsam entzündeten sie den Holzwall. Als die Flammen die gewaltige Totenbahre erhellten, versammelten sich auch die ersten Menschen auf den Wehrgängen und stimmten ihre Gebete an. Immer mehr drängten auf die Stadtmauer. In andächtigem Schweigen beobachteten sie, wie die Flammen nach und nach die Körper der Toten verzehrten.
    Über eine Stunde lang herrschte bedrückende Stille, bis plötzlich die ersten Schreie von der Stadtmauer ertönten.
    »Oger! Tabal schickt sein Heer. Schließt die Tore.«
    Noch bevor Mogda wirklich begriff, was geschah, ertönten die Hornsignale von den Wachtürmen. Die eben noch schweigende Menge geriet in Aufruhr und Panik. Zu Hunderten flüchteten die Menschen zurück in ihre Häuser, und an ihrer statt erschienen Wachsoldaten auf den Zinnen. Eilig wurde das Nordtor geschlossen. Mogda hörte, wie die schwere Eichenbohle vor das Doppelportal geschoben wurde. Gellende Schreie warnten die ahnungslosen Einwohner. Wachoffiziere brüllten ihren Soldaten Befehle zu. Nacheinander wurden die Feuerkörbe auf der Stadtmauer entzündet. Die wenigen Ballisten waren innerhalb kürzester Zeit besetzt und ausgerichtet.
    Der Anblick, der sich Mogda von der Mauer aus bot, war nur schemenhaft. Die Flammen versperrten die Sicht, Rauchschwaden verdunkelten die andere Seite des brennenden Walls, und die flimmernde Luft verzerrte die Gestalten, die sich der Stadt genähert hatten. Zwei Dinge konnte er jedoch mit Gewissheit sagen: Es waren Oger, und es waren viele.
    Rator hatte ihm erzählt, dass er Kruzmak zum Drachenhorst gesandt hatte, um Verstärkung zu holen, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser mit einem ganzen Heer zurückkommen würde. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass die Menschen diese vorausschauende Maßnahme der Nachschubsicherung nicht missverstanden und das Kommen der Oger für eine erneute Belagerung hielten.
    Die Schützen auf der Stadtmauer warteten ruhig, und irgendwann verebbten auch die zahllosen durcheinander gebrüllten Befehle der Wachoffiziere.
    Mogda und Rator hatten derweil den Feuerwall umrundet und konnten nun das volle Ausmaß von Kruzmaks Bemühungen bestaunen. Mogda schätzte die Zahl der Oger auf etwa vierhundert. Jeder war bewaffnet und kampferprobt, was nicht selbstverständlich war. Angeführt wurden sie von Hagmu, einem jener Oger, die Mogda auf ihrem letzten Marmortransport begleitet hatten. Nach Rators Aussage war er bei der Auseinandersetzung mit den Händlern von einem Armbrustbolzen ins Auge getroffen worden und hätte beinahe nicht überlebt. Doch von der gefährlichen Verletzung war nicht mehr übrig geblieben als eine dünne Naht, die Ober- und Unterlid zusammenhielt, um die offene Wunde vor Schmutz zu schützten.
    Die Begrüßung der Kriegsoger mit den gegenseitigen Respektsbekundungen verlief wie immer ohne großes Aufheben. Was bei den Menschen für viel Palaver und manchmal sogar Tränen sorgte, wurde bei den Ogern mit einem bloßen Zusammenstoßen der Oberarme abgetan.
    Gelassen tauschten sie sich über die Geschehnisse der letzten Zeit aus, und erst als Rator Mogdas Kampf in der Arena erwähnte, nahmen Kruzmak und Hagmu Notiz von ihm. Ihre Anerkennung reichte aber nur für ein freundliches Nicken.
    »Was habt ihr jetzt vor?«, erkundigte sich Mogda, der sich nur schwer vorstellen konnte, ein Stimmrecht bei den drei Veteranen zu haben.
    »Kruzmak erzählen, Fluss fließen durch Wüste. Elfen schwimmen entlang Richtung Osten. Finden Elfen, finden Mann ohne Schuhe«, erklärte Rator.
    »Ihr wollt alle Krieger unseres Volkes gegen den Wanderer schicken? Du hast gesehen, was er anrichten kann. Willst du wirklich deine Freunde opfern, nur um deine Rache zu bekommen?«, fragte Mogda mahnend.
    »Du bleiben hier, kümmern um

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