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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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verwunderte, da es schließlich Rator war, der mit den Menschen verhandelte. Der Kriegsoger beratschlagte sich gerade mit Hagmu, Kruzmak und Gnunt vor dem Nordtor.
    Allein die Tatsache, dass noch kein Pfeilhagel den Himmel verdunkelt hatte, seitdem er angekommen war, ließ Mogda hoffen, dass die Verhandlungen nicht gescheitert waren. Als er sich seinen Kameraden am Stadttor näherte, sah er, wie zwischen den Zinnen mit Armbrüsten auf ihn gezielt wurde.
    »Was ist hier los?«, fragte er Rator, der damit beschäftigt war, Schwachstellen am Tor zu suchen.
    »Wollen nicht geben Proviant«, erklärte er empört.
    »Proviant wofür?«
    Rator war noch zu beschäftigt, um Mogda zu antworten. Gnunt schien sich wie immer in seiner eigenen Welt zu befinden; nur Hagmu fühlte sich angesprochen.
    »Proviant für Suche nach Wanderer«, erklärte er und zeigte auf den Lichtstrahl, der nördlich des Gebirges in den Himmel ragte.
    Mogda versuchte gar nicht erst, zu leugnen. Sie hatten eins und eins zusammengezählt, wobei das für die meisten Oger schon eine beachtliche Leistung darstellte, und hatten sich entschlossen, Elliah weiter zu verfolgen. Was Mogda Sorgen bereitete, war der Umstand, dass der Wanderer seinen Aufenthaltsort so auffällig preisgab. Dieser musste doch damit rechnen, dass sie versuchen würden, ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Also war es entweder schon zu spät dafür, oder es war eine Falle.
    Mogda erzählte den anderen, was er in seiner Vision gesehen hatte, aber die Oger schenkten ihm nur wenig Beachtung.
    »Was habt ihr denn vor?«, erkundigte er sich, als Rator sich abermals gegen das Stadttor stemmte.
    »Haben nicht gehört?«, fauchte Rator. »Wollen nicht geben Proviant.«
    »Na und? Wir ziehen einfach Richtung Norden. Dort werden wir genug verlassene Dörfer mit zurückgelassenen Vorräten finden.«
    Wieder hörte ihm niemand richtig zu. Rator und die anderen verhielten sich nicht unbedingt feindselig, doch es schaffte bestimmt nicht gerade Vertrauen, mit vierhundert bewaffneten Ogerkriegern vor verschlossenen Stadttoren zu lagern und immer wieder die Widerstandskraft des Holzes zu testen. Nur der Umstand, dass die Menschen gerade ihren Herrscher verloren hatten und die letzte Belagerung erst einen Tag zurücklag, bot eine Erklärung dafür, dass sie still hielten.
    »Sie werden uns nicht in die Stadt lassen«, erklärte Mogda.
    Rator drehte sich um, doch anstatt Mogda grimmig anzuschauen, spähte er Richtung Wald und setzte ein zufriedenes Grinsen auf.
    »Brauchen nicht reinlassen.«
    Rator zeigte Richtung Norden. Auf halbem Wege zwischen Turmstein und dem Wald sah Mogda die Gruppe Oger, die einen Baumstamm von der Länge eines ausgewachsenen Drachen schulterten.
    »Das kann doch nicht euer Ernst sein«, keuchte Mogda. »Ihr könnt die Stadt nicht mit einem Baumstamm als Rammbock angreifen. Die Bogenschützen werden uns niederstrecken, bevor das Tor erreicht ist. Ihr werdet uns alle umbringen, nur für ein bisschen Proviant.«
    »Rator gekämpft gegen Trolle und Drachen und immer noch leben. Rator keine Angst vor Hüttenbauer. Sie schwach.«
    Mogda konnte nicht glauben, was er da hörte. Rator war einer der erfahrensten Kriegsoger, die er kannte. Niemals würde er das Leben seiner Krieger so leichtsinnig für etwas Verpflegung aufs Spiel setzen. Irgendetwas war in der Nacht mit ihm passiert.
    »Sie sind vielleicht schwach«, sagte Mogda. »Aber nicht so dumm, ruhig zuzusehen, wie du ihre Stadt stürmst.«
    Wieder schien Mogda ins Leere geredet zu haben. Rator klopfte das Tor ab, um herauszufinden, wo sie den Rammbock ansetzen sollten, während Hagmu den Anlaufweg vorbereitete und Kruzmak die Stadtmauer ausspähte. Einzig Gnunt schien von all dem nur wenig mitzubekommen. Er flüsterte irgendwelches unverständliche Kauderwelsch vor sich hin. Mogda fürchtete, ihn zu stören hieße, einen weiteren Verfechter der Angriffspläne gegen sich zu haben. Er musste Zeit gewinnen, und das würde er nur schaffen, solange die Menschen nicht von einem Angriff ausgingen. Mogda ließ die Vier stehen und rannte dem Rammbock entgegen.
    Die zwei Dutzend Oger, die mit der Beschaffung des Baumstammes beauftragt worden waren, wurden von ihren Kameraden mit Beifallsrufen begrüßt. Mogda wunderte sich über so viel Begeisterung, doch dann sah er, dass der Stamm nicht alles war, was die Oger aus dem Wald mitbrachten. Unter schwerster Bewachung führten sie zwei Trolle aus dem Forst. Soweit er erkennen konnte, waren es ein

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