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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Kraft aus, die selbst der Gewalt eines Trollhiebs oder der Waffe eines Ogers trotzte.
    »Keiner kann die Macht bezwingen, wenn tote Götter miteinander ringen«, zitierte sie ruhig. »Du kennst diese Prophezeiung, Mogda. Ich kannte sie auch, nur war ich nicht einsichtig genug, sie richtig zu deuten, so wie du. Erst jetzt, wo es zu spät ist, eröffnet sich mir ihre Bedeutung. Die Prophezeiung hat sich erfüllt, Mogda. Die Götter liegen im Sterben. Doch bevor sie diese Welt verlassen, werden sie alles mit sich nehmen oder zerstören, was sie geschaffen haben. Jeder von ihnen ringt darum, seinen Anteil daran zu haben. Chaos und Ordnung, Kampf und Schutz, oder Prios und Tabal. Nenn sie wie du willst – in diesem Moment fechten sie alle ihren Streit hier unter uns aus. Ihre Waffen sind Oger und Menschen, verstehst du?«
    Mogda verstand tatsächlich. Einiges wusste er bereits, und anderes fügte sich hinzu wie die Teile eines Mosaiks. Nur konnte er noch nicht erkennen, wie das Bild endgültig aussehen würde.
    Die Schamanin gefiel ihm nicht. Sie war eine Trollin und verfügte außerdem über das zweite Gesicht. Doch er konnte nicht umhin, ihren Worten Glauben zu schenken. Sie mochte doppelt oder vielleicht sogar dreimal so alt sein wie er selbst. Wahrscheinlich war sie schon eine Greisin gewesen, als Grind noch König war, doch sie hatte etwas Würdevolles an sich, das dem Oger vermittelte, dass sie nicht log.
    »Was kann ich schon dagegen tun?«, fragte Mogda. »Ich schaffe es ja noch nicht einmal, Rator von der Erstürmung des Stadttors abzubringen. Die Oger wollen ihre Rache und nicht jemanden, der sie führt.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus«, zischte die Trollin. »Lass uns sehen, was von dem Zauber in dir übrig ist. Bring uns zu ihnen.«
    Mogda spielte ihr Spiel mit, auch wenn er noch nicht wusste, was sie vorhatte. Mit vorgehaltener Waffe führte er Nokrat und Tusfell durch das Lager der Oger in Richtung Nordtor.
    Von weitem sah Mogda, wie Kruzmak seinen Freund anstieß und auf die beiden Trolle aufmerksam machte. Wutschnaubend griff Rator nach seiner Axt und stürmte auf Mogda und die Gefangenen zu.
    »Rator sagen, wenn wiederkommen, Rator euch töten«, brüllte er schon von weitem.
    Die Frage, ob es dem Kriegsoger ernst damit war, stellte sich Mogda nicht. Er kannte Rator seit Jahren, doch so aufgebracht hatte er ihn selten erlebt. Um zu verhindern, dass er sofort auf die beiden Trolle losging und sie tötete, ohne Tusfell angehört zu haben, stellte sich Mogda schützend vor seine beiden Begleiter.
    »Nimm dich in Acht, das Chaos hat bereits Besitz von ihm ergriffen«, warnte die Trollin Mogda. »Tabal buhlt um seine Kinder.«
    Mogda starrte verunsichert auf den heranstürmenden Kriegsoger. Entweder hatte Tusfell Recht, oder Rator verspürte einen enormen Bewegungsdrang. Mit lautem Gebrüll und kreisender Axt kam er tobend auf sie zu. Breitbeinig trat Mogda Rator entgegen, mit dem festen Entschluss, den Rasenden aufzuhalten.
    Rator schien wenig beeindruckt und hielt weiter auf ihn zu, den Blick fest auf Nokrat gerichtet. Als die beiden Oger zusammenstießen, dachte Mogda, es würde ihm den Arm ausreißen. Der Kriegsoger rammte Mogda die vorgestreckte Schulter in den Brustkorb, und im Vorbeilaufen verpasste er ihm noch einen Schlag mit dem Ellbogen gegen den Hals. Mogda rang nach Luft und musste sich mit einem Arm abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Noch während er versuchte, die Orientierung wiederzufinden, hatte Rator Nokrat am Hals und unter der Achsel gepackt und zu Boden geschleudert. Mit einem Satz stand er über dem Troll und hielt die Axt bereit, um ihm den Garaus zu machen. Nokrat hatte anscheinend mehr Gegenwehr von Mogda erwartet und lag hilflos am Boden. Tusfell stand direkt neben den beiden, unternahm jedoch nichts. Mit einem bösartigen Grinsen beäugte sie die Szene.
    »Halt, Rator!«, schrie Mogda. »Lass sie reden. Sie sind euch den ganzen Weg gefolgt, weil sie etwas Wichtiges zu berichten haben.«
    »Sie nur Lügen verbreiten«, knurrte Rator. »Sie nicht wissen von Mann ohne Schuhe.«
    »Sie wissen mehr über den Wanderer, als du glaubst«, versuchte Mogda ihn umzustimmen. »Du musst sie anhören! Sie können uns helfen.«
    Rator rammte die Klinge der Axt direkt neben Nokrats Kopf in den Boden. Voller Wut trat er dem Troll in die Seite und setzte einen Fuß auf dessen Hals. Nach und nach erhöhte er den Druck auf die Kehle.
    »Rator sagen, sie nicht Tabals

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