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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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ausgestorbenen Rassen.«
    Ohne Hast folgte er dem Gang nach oben, und als das Ende seines Schattens den Durchbruch freigab, löste sich in Rator und seinen Kumpanen die lähmende Angst.
    »Ihr hier warten und kümmern um Kruzmak und die, wo verletzt«, wies er die anderen an, dann hastete er hinter dem übermächtigen Angreifer her.
    Schnell hatte Rator ihn eingeholt, doch er behielt Abstand. Der junge Mann trug immer noch den schweren Steinhammer bei sich, und er schien ihn nicht im Geringsten zu behindern. Rator hoffte, dass sie nicht auf eine übereifrige Patrouille stoßen würden.
    Die Wachen waren zwar zu regelmäßigen Rundgängen angehalten, aber anscheinend bewegten sie sich so geschickt, dass bislang niemand von ihnen Notiz nahm ... oder die Patrouille hielt gerade ein kurzes Nickerchen. Das erste Mal, seit dem die Oger den Drachenhorst bezogen hatten, hoffte Rator, dass die zweite Möglichkeit zutraf.
    Der junge Mann beschleunigte sein Tempo, und Rator gab Acht, dass er ihn nicht aus den Augen verlor, verringerte aber ebenso wenig den Abstand. Unbehelligt gelangten sie zum Ausgang.
    Rator sah, wie der Fackelschein vom Eingang sich verdunkelte, und brüllte, so laut er konnte: »Lasst Hüttenbauer durch. Er ist Freund«.
    Das war zweifelsfrei gelogen, aber er hoffte, dass »Freund« eines der Wörter war, das die beiden Wachen beherrschten.
    Es war nur ein Moment, indem Rator durch das fehlende Licht den Hüttenbauer aus den Augen verlor, aber als er den Eingang erreichte, beugte sich einer der Wachoger über seinen Kameraden, hielt den Stiel des Steinhammers, der aus dessen Brust ragte, mit einer Hand fest, und mit der anderen versuchte er, die Blutung zu stoppen. Rator wollte ihm helfen, als die Blutung von allein verebbte, da sein Herz zu schlagen aufhörte.
    »Ich sagen, ihr Hüttenbauer nicht aufhalten. Warum du doch versuchen?«, warf Rator dem Toten vor.
    »Er nicht haben Ohren. Trolle haben weggemacht.«
    Rator drehte den Kopf des Toten zur Seite und sah die breite Narbe, die sich von der Schläfe bis zum Hals hinunterzog. Die Ohren waren auf beiden Seiten abgetrennt. Die Wunden waren schon lange verheilt und schienen aus dem letzten Gefecht mit den Trollen zu stammen, die es liebten, ihre Gegner zu verstümmeln.
    Rator hätte sich ohrfeigen können. Es wäre seine Aufgabe gewesen, die Einteilung der Wachen vorzunehmen, oder zumindest hätte er sie einem der anderen Kriegsoger überlassen müssen. Einen tauben Oger auf Wache zu schicken, war nicht nur verantwortungslos, sondern auch dumm. Die Freiheit, sich selbst zu organisieren, war für die meisten neu, brachte aber eine Menge Bequemlichkeiten mit sich. Manchmal brachte sie aber auch den Tod.
    »Hüttenbauer, wo ist hingegangen?«, fragte er die andere Wache.
    Er zeigte nur wortlos in die Richtung der Zwergenbinge.
    Rator starrte in die Nacht, konnte aber nichts erkennen. Noch nie hatte er ein Wesen gesehen wie dieses. Angst hatte er bislang kaum gekannt, aber dieser junge Mensch hatte sie in ihm geweckt.

10
Hängt das Pferd
    Cindiel hatte es aufgegeben, mit ihren Kräutern weiter zu experimentieren. Keiner der Tränke, die sie vorher auch blind hätte brauen können, wollte ihr gelingen. Ihre Vorräte waren fast erschöpft, und ihre Geduld war schon lange am Ende. Nachdem sie Mörser und Tiegel sowie einige andere Gefäße gründlich gereinigt hatte, deckte sie ihre Hexenküche mit einem großen Laken ab.
    Die letzten Abende hatte sie damit verbracht in den alten Büchern ihrer Großmutter zu schmökern und alles, was sie über die Elfen finden konnte, nachzulesen. Besonders faszinierend fand sie die Angaben über die einzelnen Pflanzen, die von den Elfen gesammelt wurden, und ihre Wirkstoffe, die sie entfalteten, wenn man sie richtig verarbeitete. Die Elfen hatten einen Zugang zur Natur, den kein Mensch hätte erlernen können, nicht in zwei Leben oder mehr. Diese grazilen, spitzohrigen Wesen schienen eins zu sein mit ihrer Umwelt. Leider fand Cindiel nur wenig über ihre Geschichte. Die meisten Aufzeichnungen ihrer Großmutter beschäftigten sich mit der Magie der Elfen.
    Cindiels Versenkung in die Bücher hatte dazu geführt, dass Hagrim an den letzten Abenden das Haus schon vorzeitig verließ, um seiner mehr oder minder lukrativen Tätigkeit nachzugehen. Er hatte es wohl satt, beim Vortragen seiner neusten Geschichten nur ein »hm«, »aha« oder ein »puh« zu ernten. So entschloss er sich, die einsilbigen Bemerkungen Cindiels gegen ein

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