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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Kniekehlen. Völlig von dem Schlag überrascht, knickten dessen Beine weg, und er sank vor Rator nieder. Ein zweiter schwerer Schlag gegen die Schulter warf ihn in den Sand. Augenblicklich war Rator über ihm und presste sein Gesicht in die rote Erde. Er nahm den Stiel der Axt zu Hilfe und drückte gegen Wurguts Halswirbel, dann schrie er ihn an: »Du sehen Sonne? Wenn nicht, wir machen Rast.«
    Wurgut leistete keinen Widerstand. Er hatte die Arme ausgestreckt und ließ die Schmach über sich ergehen. Eine ganze Weile hielt Rator ihn noch am Boden, bis er merkte, dass seinem Gegner die Kraft ausging. Rator erhob sich wieder und befestigte seine Axt am Gürtel. Wurgut kroch auf allen vieren davon, um sich in Sicherheit zu bringen. Erst dann stand er auf und schlich zurück zu den anderen. Er sah sich nicht um und sagte nichts. Er wusste, jedes Widerwort würde seinen Tod bedeuten, und niemand würde ihm zu Hilfe eilen.
    Wenig später saßen alle zusammen im Schutz der Felsen und machten sich über ihren Proviant her. Sie hatten mit etwas Reisig, das der Wind zwischen die Steine getrieben hatte, ein Feuer entzündet. Keiner der Oger sprach ein Wort, alle kauten stumm auf ihrem Dörrfleisch herum und spülten es mit dem Wasser aus ihren Ziegenbeuteln herunter.
    Das Geräusch von knirschendem Gestein ließ Rator seine Mahlzeit unterbrechen. Offenbar hatte niemand sonst etwas wahrgenommen, alle schmatzten genüsslich vor sich hin. Der Laut wiederholte sich.
    »Du gehört?«, fragte Rator Kruzmak, der neben ihm saß. Der Kriegsoger würgte einen trockenen Bissen hinunter und ließ seinen Blick im Lager umherschweifen.
    »Tastmar neuen Freund gefunden«, antwortete er knapp und nahm einen Schluck Wasser.
    Tastmar saß etwas abseits des Feuers. Rator sah, wie er einen faustgroßen Stein in der Hand hielt und damit herumspielte. Der Brocken fiel zu Boden, genau in eine Schüssel, wie Rator dachte, doch die Schüssel entpuppte sich als Insekt. Der schuppige Körper klappte zusammen wie eine der Fallen, welche die Hüttenbauer zur Jagd benutzten, und kräftige Beine umklammerten den Stein. Immer fester wurde die Umklammerung, bis der Fels mit einem Knirschen zerbarst.
    Rator zuckte zusammen. Das Wesen erinnerte ihn entfernt an die Sandläufer, die das Erscheinen des dämonischen Schattenwurmes ankündigt hatten, den der Meister vor Jahren auf Cindiel, Mogda und ihn gehetzt hatte.
    »Was sein das?«, fragte er Kruzmak mit zitternder Stimme.
    Wieder sah sein Gefährte nur kurz auf und biss genüsslich in das Dörrfleisch.
    »Sein Kieselschnapper, leben tief in Erde. Fressen nur Stein. Dumme Tiere.«
    »Woher du wissen?«, fragte Rator.
    »Zwerge sagen. Wir finden bei Abbau von Marmor. Glimdibur sagen, diese nur Kinder. Große viel tiefer leben in Sand, tiefer als können graben.«
    »Es geben größere von diese Viecher?«, erkundigte sich Rator zweifelnd. »Wie groß?«
    Kruzmak breitete die Arme aus und deutete eine Länge von zwei Schritt an, wobei er aber unwissend mit den Achseln zuckte.
    Rator waren diese Wesen unheimlich. Sie waren nicht sonderlich groß, aber die Kraft ihrer Zangen und Beine überstieg die eines ausgewachsenen Ogers. Sie konnten Steine zermalmen und wer weiß was noch. Ein Kieselschnapper in der Größe eines Ogers wäre eine furchtbare Bestie.
    »Was sie fressen?«
    Kruzmak zeigte auf Tastmar, der erneut einen Felsen in die Umklammerung des Kieselschnappers fallen ließ.
    »Können nicht fressen Stein. Stein nicht leben«, erklärte Rator.
    »Warum? Du trinken Wasser. Wasser auch nicht leben«, wandte Kruzmak ein.
    »Können nicht fressen Stein«, wiederholte Rator.
    »Wohl.«
    Eine Diskussion schien aussichtslos. Rator begnügte sich mit den spärlichen Informationen, die er bekommen hatte, ließ das asselartige Wesen aber nicht aus den Augen. Dann verschlang auch er den Rest seiner Mahlzeit.
    Keiner der Oger war sonderlich gesprächig an diesem Abend. Jeder gönnte sich etwas Ruhe, um neue Kraft zu schöpfen.
    Rator verstaute gerade Teile seiner Ausrüstung und wollte sich einen Überblick verschaffen, wie weit es noch bis zum Fuß der Berge war, als er plötzlich in zwei Facettenaugen starrte. Der Kieselschnapper hockte auf dem Felsen über ihm und tastete mit seinen Fühlern Rators Stirn ab. Seine Hinterbeine schabten an den Seiten des Rückenpanzers und verursachten ein zirpendes Geräusch. Rator drehte sich um, um sich zu vergewissern, dass es nicht dasselbe Insekt war, mit dem Tastmar spielte, als

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