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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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gekämpft hatten, um zu verhindern, dass die Armeen beider Seiten in einer Flutwelle ertränkt wurden. Jetzt war von dem Gebirge und den riesigen Hallen der Zwerge nichts mehr zu sehen. Sie hatten ihre ursprüngliche Bestimmung erfüllt und dem jenseitigen Meer erlaubt, die Wüste zu überfluten. Gewaltige Massen an Sand, Geröll und riesige Gesteinsbrocken waren einfach weggespült worden und verteilten sich nun entlang des Durchbruchs wie die Einfahrt in ein befestigtes Hafenbecken.
    Die Wassermassen hatten es nicht geschafft, die Wüste vollkommen zu schlucken. Überall stachen kleine Inseln aus dem rot verfärbten Wasser heraus, viele von ihnen nur wenige Schritt groß. Die größte aller Inseln war der Drachenhorst, dem das Wasser nur wenig anhaben konnte, doch die tiefen Grabungen im Inneren waren sicherlich den Fluten zum Opfer gefallen, und mit ihnen wohl viele Oger. Das Meer hatte sich seinen Weg bis hin zu den äußersten Ausläufern des Grindmoores gebahnt.
    Mogda wendete sich abrupt ab und folgte dem Kammrücken weiter Richtung Westen.
    »Wo willst du hin?«, rief Cindiel ihm nach.
    »Ich gehe zu den Zwergen und werde herausfinden, ob sie das getan haben«, brummte er.
    Cindiel blickte ratlos zu Barrasch und Finnegan, die beide mit den Schultern zuckten.
    »Und was dann?«, rief sie.
    »Dann fange ich an, die Schlucht mit den toten Körpern der Schuldigen zu füllen.«
    »Sie werden ihn töten! Bitte helft mir«, flehte sie die beiden Soldaten an.
    »Wenn wir ihm folgen, wird es uns ebenso ergehen«, antwortete Finnegan hastig.
    Barrasch klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und nahm ihn beiseite.
    »Es ist ohnehin unsere Richtung, was macht es da schon, wenn wir ihn ein Stück auf seinem Weg zum Untergang begleiten?«
    Finnegan war nicht im Geringsten derselben Meinung, doch der Vorschlag eines Hauptmanns wurde für einen einfachen Soldaten zum Befehl.
    »Aber unsere Pferde und der Rest der Ausrüstung ...«, gab er dennoch zu bedenken.
    »Wenn Mogda die Zwerge in die Mangel genommen hat, fordern wir einfach Ersatz von ihnen«, tat Barrasch den Einwand mit einem breiten Grinsen ab. Freudlos nahm Finnegan den Beutel mit dem restlichen Proviant auf.
    Der Marsch über den Bergrücken gestaltete sich einfacher als der Aufstieg. Viele Hindernisse waren im Laufe der Jahre von den Zwergen weggeräumt worden. Und wo ein Vorankommen nur schwer möglich war, waren eiserne Haken in den Fels getrieben worden. Über weite Strecken folgten die ungleichen Gefährten engen, verschlungenen Pfaden, die ansonsten von den Zwergenpatrouillen genutzt wurden.
    Immer wieder hielt Mogda inne und ließ seinen Blick über die geflutete Wüste schweifen. Er hielt Ausschau nach anderen Ogern, die auf ihrem Weg durch die Wüste die Katastrophe überlebt und sich auf eine der rettenden Inseln in Sicherheit gebracht hatten. Nichts schien dem Wasser dort unten entkommen zu sein, und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, die Wüste sei tot. Mogdas anfänglicher Groll verhärtete sich immer weiter. Es konnte und durfte nicht sein, dass man so mit den Ogern umsprang. Vor Jahren waren sie verwegene Einzelgänger gewesen. Die Menschen hatten sie wegen ihrer Raubzüge gejagt, doch sie wurden respektiert und gefürchtet zugleich.
    Nun hatte er sein Volk in eine andere Richtung gelenkt und die Oger glauben lassen, es sei ihre Bestimmung. Ihr altes Leben war nicht leicht gewesen. Jetzt hatte man ihnen ein Stück Land gegeben, das sonst niemand wollte, aber auch damit waren sie zufrieden, denn sie waren frei. Sie versuchten, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und gaben ihr Bestes, und wie lohnte man es ihnen? Sie wurden wieder Sklaven einer Ordnung, die andere aufgestellt hatten. Jeder Händler versuchte sie zu übervorteilen, und wenn ihm dies nicht gelang, klagte er sie des Betrugs an. Sie waren Vogelfreie, die sich nicht wehren durften, und man zerstörte das Wenige, das man ihnen zugestanden hatte. Am Schlimmsten aber war, dass man sie nicht achtete. Für die Oger war die Zeit gekommen, wieder einen anderen Weg einzuschlagen.
    Bis zum Abend hatten sie einen beträchtlichen Teil des Gebirges hinter sich gelassen, doch bis zur Esse würden sie noch gut drei Tage brauchen.
    Als die Dämmerung hereinbrach, beschlossen sie, ein Lager für die Nacht zu suchen. In einem Probeschacht, den die Zwerge zur Erkundung neuer Edelsteinvorkommen nur wenige Schritt tief in den Fels getrieben hatten, fanden sie Schutz. Die kleine Höhle

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