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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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ein.
    Finnegan änderte seine Vorgehensweise. Er trat vor und rammte sein Schwert in die Erde.
    »Im Namen von König Wigold und im Auftrag von Lord Felton, ihr seid verhaftet!«
    Mogda hatte schon viel erlebt, aber so viel Dreistigkeit und Selbstüberschätzung hatte er noch nicht gesehen.
    Finnegan stützte sich auf seinen Schwertknauf und versuchte, Autorität auszustrahlen, wovon er so weit entfernt war wie Mogda vom Fliegen.
    »Übergebt mir eure Waffen, dann wird euch nichts geschehen«, verkündete er.
    Mogda beugte sich nach vorn, um sicherzugehen, dass es kein Trugbild war, dem er aufsaß.
    »Unsere Waffen?«, fragte er und erntete ein zufriedenes Lächeln.
    »Meine Waffe ist dieses Runenschwert an meiner Seite, und die Waffe meiner Begleiterin ist ihr Verstand. Ich gehe davon aus, dass du keines von beiden je bekommen wirst. Alles, was du in die Hände nehmen solltest, sind deine Beine. Und wenn das nicht auf der Stelle passiert, werde ich sie dir abhacken und behalten. Hast du verstanden?«
    »Hat er«, flüsterte eine Stimme hinter Mogda, und mit ein wenig mehr Druck spürte er auch die Spitze einer Klinge in seinem Rücken. »Er ist jung und unerfahren, aber dieser Triumph gebührt ihm, findest du nicht auch?«
    Mogda erkannte die Stimme sofort. Sie gehörte Barrasch. Der ehemalige Hauptmann der Stadtwache gehörte zwar zu Mogdas Freunden, aber die jüngsten Ereignisse hatten das möglicherweise geändert. Ein kurzer Blick zu Cindiel bestätigte seinen Verdacht. Auch sie spürte den Schaft eines Speeres im Rücken. Vorsichtig rückte sie weiter nach vorn.
    »Gut, Junge, du hast gewonnen«, murrte Mogda. »Ich will kein unnötiges Blutvergießen, wir ergeben uns.«
    Mit ausgestrecktem Arm warf er Finnegan das Schwert vor die Füße, und fast gleichzeitig hob Cindiel ihre Arme. Ein stechender Schmerz im Rücken überredete auch Mogda dazu, seine Hände zu heben.
    »Hauptmann, sie haben sich ergeben«, rief Finnegan, selbst überrascht von seinem schnellen Erfolg.
    Einen Augenblick später trat Barrasch hinter den Stämmen hervor. Seine Hose war an den Knien verschmutzt, genauso wie die Ärmel seiner Jacke. Den Speer trug er über dem Rücken, und sein Schwert steckte in der Scheide. Mogda warf einen flüchtigen Blick nach hinten. Die Klinge, die ihn noch kurz zuvor bedroht hatte, war jetzt nur noch ein verdorrter Ast.
    »Ganz hervorragend, Finnegan«, lobte Barrasch seinen Untergebenen. »Aus Euch wird noch ein großer Krieger.«
    Barrasch trat vor und bückte sich nach dem Runenschwert. Etwas verblüfft wog er es in den Händen.
    »Ganz schön schwer, das Ding. Würde eine leichtere Waffe nicht mehr von Nutzen sein?«, fragte er Mogda und grinste.
    Mogda griff nach hinten und zerbrach geräuschvoll den Ast, der in seinen Rücken stach.
    »Nein, normalerweise habe ich es mit ziemlichen Dickschädeln zu tun. Aber hätte ich gewusst, dass man mir einen alten Mann und ein Kind hinterherschickt, hätte ich mich auch mit einem Ast begnügen können.«
    Barrasch trat vor und setzte einen Fuß auf den untersten Stamm. Mogdas Schwert legte er über sein Knie und sah Cindiel tief in die Augen.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Ich konnte nichts dafür«, sagte sie.
    »Das habe ich nicht gefragt. Wenn Lord Felton der Ansicht gewesen wäre, dass ihr Mörder seid, hätte er wohl kaum uns zwei losgeschickt. Ich will nur wissen, was vorgefallen ist.«
    Und zu Finnegans nicht enden wollendem Erstaunen erzählte Cindiel Barrasch, was an dem Abend in Osberg vorgefallen war und wie sich ihre Sinne durch die Trommelbeeren verändert hatten.

14
Kieselschnapper
    Rator gönnte seinen Leuten kaum eine Verschnaufpause. Einen ganzen Tag hatte er überlegt, ob es richtig war, den Fremden zu verfolgen, dann hatte er entschieden, dass niemand ungestraft die Heimat der Oger bedrohen und entkommen durfte.
    Ihm war unwohl bei dem Gedanken, jemanden zu verfolgen und nicht zu wissen, wer oder was er war. Er wusste nur, dass er nicht das war, was er zu sein vorgab, nämlich ein Mensch.
    Er hatte keine Angst davor, sich einem übermächtigen Gegner zu stellen und dem Tod ins Auge zu blicken. Seitdem er denken konnte, hatte er nichts anderes getan. Etwas anderes bereitete ihm Angst: Er fürchtete, sich einem Gegner stellen zu müssen, der ihm keine Chance ließ. Jemand, auf den er unvorbereitet traf, der es ihm nicht erlaubte, zu kämpfen; jemand, der ihn und seine Leute ohne Gegenwehr abschlachtete – jemand wie der, den sie

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