Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
Vom Netzwerk:
sich unweit der Feuerstelle ein weiterer Kieselschnapper aus dem Sand bohrte. Im Gegensatz zu den anderen beiden maß dieser fast vier Fuß. Scheinbar ziellos krabbelte er auf die heiße Glut des Feuers zu. Seine Fühler schnellten nach hinten und legten sich über den Körper. Dann rollte sich der Kieselschnapper zusammen, wobei seine Kneifzangen das hintere Ende des Panzers packten, und kugelte einige Schritt zurück. Schnell hatte er sich wieder gestreckt und flüchtete aus dem Lager, ohne den Ogern überhaupt Beachtung geschenkt zu haben.
    Die Oger hatten ihre Waffen gezückt, hielten jedoch Abstand zu dem fremdartigen Wesen. Nachdem der Kieselschnapper das zirpende Geräusch seiner kleineren Kollegen wiederholt hatte, verschwand er in der Dunkelheit.
    Rator wusste nicht, was diese Wesen aus der Erde gelockt hatte, und er wollte es eigentlich auch nicht herausfinden. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, gab er das Zeichen zum Aufbruch. Keiner der Oger verbrachte mehr Zeit als nötig mit dem Zusammensuchen seiner Sachen.
    Sie hatten die Felsen gerade hinter sich gelassen, als Rator stehen blieb und in die Nacht hineinhorchte. Wieder erklang das zirpende Geräusch, nur ertönte es diesmal vor ihnen und war um einiges lauter.
    »Fackeln«, rief Rator seinen Kameraden zu und warf seinen Rucksack ab. Die anderen taten es ihm gleich und zerrten Flintsteine und pechgetränkte, in Wachspapier gehüllte Fackeln aus ihren Säcken. Diese Utensilien gehörten erst seit wenigen Jahren zur Ausrüstung der Oger. Die Zwerge hatten ihnen die Vorteile der Gegenstände zu erklären versucht, doch erst der wirkungsvolle Einsatz gegen die Trolle hatten die Oger von ihrer Nützlichkeit überzeugt. Rator war der Einzige, der weiterhin auf das Zirpen und Schaben lauschte, das immer näher zu kommen schien.
    Die ersten Flammen loderten auf, und einige Oger entzündeten die Fackeln jener Kameraden, die mit dem Feuermachen nicht so vertraut waren. Rator befahl, sich im Halbkreis zu postieren. Als alle ihre Position eingenommen hatten, war der Ansturm für niemanden mehr zu überhören. Aus der Dunkelheit vor ihnen lösten sich Hunderte von Kieselschnappern. Die kleinsten waren nicht länger als der Fuß eines Ogers, die größten erreichten die Ausmaße eines beladenen Marmorkarrens. Wie ein Steinschlag toste die Horde Insekten auf sie zu.
    »Stellung halten!«, brüllte Rator.
    Das Zirpen wurde ohrenbetäubend. Jedes Mal, wenn eines dieser Wesen die Hitze des Feuers spürte, hielt es kurz inne, gab einen warnenden Laut von sich und rollte sich ein, um sich zu schützen. Die kleineren Kieselschnapper ließen die Oger einfach zwischen sich hindurch laufen, während sie mit ihren Fackeln nach den größeren schlugen. Rators Plan ging auf. Die Herde teilte sich vor ihnen, wie eine Gruppe verängstigter Schafe. Immer mehr kamen aus der Dunkelheit und drängten den anderen nach. Ihre Warnlaute signalisierten den Folgenden die Gefahr. Die Schnapper begannen jetzt, sich früher einzurollen, und kugelten gefährlich nahe an der Gruppe vorbei. Einem der Oger an der Außenflanke schlug ein kleiner Kieselschnapper ans Bein und blieb dort reglos liegen. Mit einem Fußtritt wollte er das Insekt wegstoßen, als es sich blitzschnell streckte und seine messerscharfen Beißwerkzeuge in sein Fußgelenk rammte. Mit einem lauten Schrei löste sich der Oger aus der Formation und humpelte zur Seite. Ein riesiger Schnapper rollte auf ihn zu und drohte ihn zu zermalmen. Der Oger neben ihm wollte seinem Kameraden zu Hilfe eilen und schlug mit der Axt auf die gewaltige Kugel ein. Seine Klinge wurde zwischen zwei Schuppen eingeklemmt. Von der Wucht des Schlags mitgerissen, flog der Oger in die Luft und wurde in die Menge flüchtender Schnapper geschleudert. Sein Kumpan wurde einfach überrollt und vom Gewicht der Tiere zerquetscht, genau wie er selbst.
    Rator gab Anweisung, dichter zusammenzurücken, und nach einigen Ausweichmanövern endete der Angriff ebenso plötzlich, wie er begonnen hatte. Es dauerte einige Zeit, bevor die Oger ihre Stellung verließen. Gebannt standen sie im Halbkreis und starrten in die Dunkelheit. Erst als alle Geräusche verklungen waren und die Schemen der Nacht keine Trugbilder mehr lieferten, setzten sie ihren Weg fort. Für die beiden Oger, die aus der Formation gerissen worden waren, kam jedoch jede Hilfe zu spät. Das Gewicht der Rieseninsekten hatte ihre Brustkörbe zermalmt und ihnen sämtliche Knochen im Leib zertrümmert.

Weitere Kostenlose Bücher