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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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kopfüber in einen Abgrund hängt?«, fragte Finnegan beleidigt.
    Cindiel zerrieb einen Teil der Pflanze zwischen den Fingern und hielt ihre Hand Finnegan vors Gesicht. Der Soldat rümpfte die Nase und zog den Kopf zurück.
    »Wäre es ein einfaches Moos, nichts. Nur handelt es sich um eine Alge, die man in flachen Meeresbuchten findet, und die Tatsache, dass es in einer Meile Höhe im Gebirge wächst, macht es zu etwas Besonderem.«
    Finnegan fielen auf Anhieb ein halbes Dutzend Erklärungen dafür ein, von denen er aber wusste, dass Cindiel sie sofort entkräften würde, um ihn abermals bloßzustellen.
    »Du scheinst nicht die Einzige zu sein, die hier oben sonderbare Dinge gefunden hat.« Finnegan zeigte nach Westen.
    Cindiel verstand zuerst nicht, doch dann sah auch sie Mogda, der über einen Felsen gelehnt nach etwas zu greifen schien.
    Als Cindiel und Finnegan näher kamen, hatte Barrasch sich schon in der Nähe des Ogers auf einem Stein niedergelassen.
    »Was macht er da?«, fragte Cindiel.
    Barrasch wollte antworten, doch Mogda kam ihm zuvor.
    »Hier ist der Abstieg sicher«, sagte er. »Wenn ihr euch beeilt, schafft ihr es bis zum Sonnenuntergang nach unten. Mit etwas Glück seid ihr in zwei Tagen zurück in Osberg.«
    Er nahm sein Seil und band es um einen großen Felsen, dann nahm er das Ende auf und warf es den Abhang hinunter. Mit einer einladenden Bewegung wies er den dreien den Weg nach unten.
    »Was soll das denn jetzt?«, keifte Cindiel. »Du glaubst doch wohl nicht, dass wir dich allein ziehen lassen.«
    »Es ist besser so. Ihr habt nichts mit der Sache zu tun, und ich würde euch nur in Gefahr bringen«, antwortete Mogda ruhig.
    Cindiel sah ihre Kameraden an. Sie suchte nach Hilfe und Unterstützung. Finnegan schaute betrübt zu Boden. Ihm war anzusehen, dass er das Abenteuer ungern beenden würde, doch er wagte nicht, dem Oger zu widersprechen. Barrasch erhob sich stöhnend und verstaute seine Wasserflasche im Rucksack.
    »Das ist schade«, sagte er. »Bis zur Esse wäre ich gerne mitgekommen. Ich hätte wetten können, dass Finnegan bis dahin all meine Ausrüstungsgegenstände an sich genommen hat und zusätzlich noch die junge Dame auf Händen trägt. Außerdem werde ich so um den Anblick betrogen, dich vor dem mächtigen Portal der Zwerge stehen zu sehen, wie du hilflos dagegen hämmerst und um Einlass flehst. Bitte, bitte, lasst mich rein, ich will euch alle töten «, imitierte er die Stimme des Ogers.
    »Hast du einen besseren Weg?«, brüllte Mogda ihn an.
    »Einen besseren Weg? Wofür? Deinen blinden Hass zu stillen und dich dabei selbst umzubringen? Na sicher, nimm Anlauf und spring den beiden Orks hinterher. Wenn du aber wirklich herausfinden willst, was geschehen ist, kann ich dir helfen.«
    Mogda wirkte nachdenklich.
    »Dann tu es«, forderte er.
    »Da gibt es nur ein paar Bedingungen. Erstens, wir begleiten dich weiterhin, und zweitens, du reißt dich zusammen, denn so wirst du nichts erreichen.«
    Mogda nickte zustimmend, doch sein Gesichtsausdruck verriet seine Wut.
    »Gut, dann folgt mir. Ich kenne einen anderen Zugang zum Reich der Zwerge«, erklärte der Hauptmann.
    Barrasch wirkte mit einem Mal wie ausgewechselt. Etwas in ihm hatte neue Kraft geschöpft. Diese Kraft und seine Entschlossenheit wirkten sich auch auf Mogdas Gemütszustand aus. Er war immer noch davon beseelt, das Unrecht zu rächen, das seinem Volk widerfahren war, doch diesmal war er bereit, mit Bedacht vorzugehen. Es dämmerte bereits, als Barrasch vom Pfad der Zwerge abwich und ein paar Felsen erklomm. Er verschaffte sich einen Überblick und zeigte nach unten auf ein Plateau.
    »Dort ist ein geheimer Einstieg ins Reich der Zwerge.«
    Mogda runzelte die Stirn und versuchte etwas zu erkennen, doch außer Felsen und Sand gab es dort unten nichts, was auch nur annähernd nach einem Zugang aussah.
    »Glaub mir«, versicherte ihm Barrasch, »er ist da unten. Ich bin Hauptmann der Stadtwache in Osberg. Es ist unsere Aufgabe, über jede Festung jedes Volkes in unserem Land Bescheid zu wissen, und die Esse der Zwerge ist eine Festung.«
    »Vor sechs Jahren wusstet ihr noch nicht einmal, dass die Ausstiege eurer Kanalisation vor der Stadtmauer enden, und jetzt willst du mir weismachen, dass ihr das Geheimnis der Zwergenesse ergründet habt?«, zweifelte Mogda.
    »Na ja, es ist kein richtiger Einstieg, mehr so etwas wie eine Belüftung. Es waren auch nicht wir, die ihn gefunden haben, sondern einer aus deinem Volk«,

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