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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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toten Körpern bedeckt war.«
    Erstmals erkannte Rator, wie viel Macht von dem gesprochenen Wort ausging, und er wünschte sich, etwas vom Talent dieses Mannes oder von Mogdas Klugheit zu besitzen. In seinem Kopf formten sich jedoch weder glorreiche Gedanken noch hoffnungsvolle Worte. Alles, was er vor sich sah, war ein Kampf, Vorstöße und Rückzüge.
    »Du Plan?«, fragte Rator den Kapitän.
    »Und ob ich einen Plan habe! Alles, was ich jetzt noch brauche, sind ein paar gute Läufer.«
    Gnunt und Drachte begleiteten Rator bei dessen Vorstoß. Kruzmak hatte die Aufgabe, die Nachkömmlinge einzuweisen und die Oger im Falle eines Versagens ihrer Kameraden in den Kampf zu führen.
    Behutsam bahnten sich Rator und die beiden anderen einen Weg durch den immer flacher werdenden Morast. Der viele Sand und das Geröll hatten sich in einem Delta vor dem Durchbruch gesammelt und eine Sumpflandschaft geschaffen.
    Die drei waren nur noch zweihundert Schritt vom nächsten Wrack entfernt und beobachteten vorsichtig das Treiben der Trolle.
    Rator stieß Gnunt auffordernd in die Seite.
    Gnunt löste daraufhin das Steuerrad von seinem Gürtel. Liebevoll streichelte er über das glatt geschliffene Holz und drehte es vor seinem Bauch hin und her. Er stand auf und schätzte die Entfernung zwischen sich und dem Schiff ab. Drei Mal holte er weit Schwung und schleuderte das Rad dann mit aller Kraft in Richtung der Trolle. Noch während das Rad durch die Luft segelte, erhoben sich Rator und Drachte aus ihrem Versteck und gafften dem Geschoss bewundernd hinterher. Niemals hätten sie gedacht, dass es möglich sein könnte, einen Gegenstand so weit zu werfen.
    Im Schein der gleißenden Sonne sahen die Trolle nichts von ihren Angreifern oder dem herannahenden Steuerrad.
    Gnunt zuckte schmerzvoll zusammen, als sein geliebtes Spielzeug ausgerechnet einen Troll direkt am Kopf traf, der durch die Wucht des Rades vom Wrack gerissen wurde.
    Erst als die drei zu brüllen begannen und ihre Waffen in die Luft streckten, wurden sie von den Trollen bemerkt. Mit ihren langen Armen und Beinen kletterten sie von Deck wie eine Horde Spinnen, die ihre nächsten Opfer suchen. Die ersten Wurfgeschosse flogen Richtung Rator und seiner Kameraden, doch schon auf halber Strecke blieben sie im Morast stecken.
    Als ihnen so gut wie alle aufgescheuchten Trolle entgegenstrebten, traten die Oger den Rückzug an. Rator lief voraus, die anderen folgten ihm.
    Das Gebrüll der Trolle kam immer näher. Mit jedem Schritt, den sie aufholten, stieg auch ihre Mordlust. Rator spürte, wie der Hass die Trolle vorwärtstrug. Er hörte die ersten Speere hinter sich ins Wasser klatschen. Er wusste, sobald einer von ihnen stürzte, würde die Meute hungriger Bestien über sie herfallen.
    Eine halbe Meile vor Kapitän Morrodaks Schiff konnten sie wieder etwas Abstand gewinnen. Der Hinweg hatte ihnen gezeigt, wo die einfachsten Übergänge zu finden waren, die Trolle jedoch mussten sich erst in den Unwägbarkeiten der neuen Landschaft zurechtfinden.
    Das Schiff lag direkt vor ihnen. Keine Seele war zu sehen, hinter sich hörten sie das markerschütternde Gebrüll ihrer Verfolger. Wrack und Trümmerteile bildeten eine halbkreisförmige Sichel und formten damit ein kleines abgetrenntes Becken. Aus dem Wasser stachen verschiedene Plankenstücke hervor und zeichneten so den Pfad, an dem das Wasser nur knöchelhoch stand. Mit großen Schritten folgte Rator den Markierungen und versuchte dabei möglichst viele umzutreten, um den Trollen keine Gelegenheit zu geben, das Hindernis ebenso leicht zu überbrücken. Gnunt und Drachte waren direkt hinter Rator. Er nahm den süßlichen Geruch des Rums wahr und den stechenden Schmerz, wenn der Alkohol an die zahlreichen Schnitt- und Schürfwunden gelangte, die diese Reise schon verursacht hatte.
    Mit einem Hechtsprung warfen sich die drei Oger über die schützende Trümmerbrüstung. Ein Speer verfehlte Gnunts Kopf nur um Haaresbreite und bohrte sich neben ihm in den Morast.
    Aus dem Schutz des schrägliegenden Decks flog ein halbes Dutzend brennender Fackeln über die Reling.
    Rator wagte einen vorsichtigen Blick durch die Trümmerteile und sah, wie die Feuer auf dem Wasser aufschlugen.
    Das Geräusch, mit dem sich der auf dem Wasser schwimmende Alkohol entzündete, glich einem weit entfernten Donner. Rasend schnell breiteten sich die blassblauen Flammen auf der Wasseroberfläche aus.
    Die Trolle quiekten und schrien, wanden sich, tauchten in der

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