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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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stürmte los, ohne auf seine Deckung zu achten. Er musste die beiden töten, bevor das Gift seine Wirkung tat. Mit wenigen Schritten war er heran und schlug auf den Ersten ein. Die Wucht, mit der er seine Klinge schwang, hätte gereicht, einen Baum zu fällen. Er traf die Kreatur in der Körpermitte, doch anstatt durch sie hindurchzuschneiden, bog und wendete sich der zarte Körper des Wesens wie das lose Ende eines Seils. Mit einer grazilen Bewegung drehte es sich aus Mogdas Reichweite. Ein weiterer Pfeil traf den Oger im Genick. Mogda sprang seinem Gegner hinterher und trat dabei auf den toten Körper eines Zwergs. Noch bevor das Wesen sein Blasrohr erneut ansetzen konnte, war der Oger herbei und schlug mit der Fackel zu. Quiekend wich sein Gegner zurück und ließ die kleine Waffe fallen. Im letzten Moment sah Mogda die blitzende Klinge eines Krummdolches in der Hand des Feindes und parierte mit dem geschützten Oberschenkel. Er packte seinen Gegner an den Haaren, drückte die Fackel gegen den schleimig nassen Körper und schleuderte ihn gegen einen Pfeiler. Der gequälte Schrei der Kreatur schmerzte in seinen Ohren, und noch während er sie verfolgte, traf ein Giftdorn seinen Handrücken. Der zweite Gegner war nirgends zu sehen, doch schien es Mogda momentan wichtiger, erst einmal einen zur Strecke zu bringen. Er schwenkte die Fackel vor seinem angeschlagenen Gegner hin und her und versuchte dessen Bewegungen damit Einhalt zu gebieten. In dem Moment, als das Wesen seinen Blick abwandte, um dem Schein der Fackel zu entkommen, griff Mogda an. Ein gerade ausgeführter Stoß mit der Klinge spießte das Wesen auf. Mit einem erneuten Klageschrei verendete es. Als Mogda sich wieder umdrehte, stand er allein auf dem riesigen Zwergenfriedhof. Von der anderen Kreatur war nichts mehr zu sehen. Einen Moment verharrte er noch und lauschte in die Stille, doch der Angreifer blieb verschwunden.
    Plötzlich fiel ihm Cindiel wieder ein. Sie, Barrasch und Finnegan lagen schutzlos am Eingang der Halle. Ein einziger Streich im Vorübergehen würde reichen, sie zu töten. Mogda eilte zurück und fand seine Freunde unversehrt, aber immer noch schlafend vor. Auch er spürte langsam die Wirkung des Giftes, merkte, wie seine Glieder schwer wurden und sein Geist nach Ruhe strebte. Es war zu gefährlich, sich hier schutzlos niederzulassen, während alle schliefen und mindestens ein Feind entkommen war. Er musste einen sicheren Ort suchen.
    Als Mogda die Kette des Tores einhakte, schwanden ihm fast die Sinne. Mit letzter Kraft schleppte er sich zu seinen Weggefährten und sackte hinter den verschlossenen Toren des Belüftungstunnels zusammen. Dann schlief er ein. Eine Weile spendete ihnen noch das Licht der Fackel Gesellschaft, bis auch sie erlosch und die vier in der Dunkelheit allein zurückließ.

19
Abordnung der Elfen
    Hagrim hatte sich einen Fensterplatz in der Kupfergrotte gesucht, was ihm aufgrund der Tatsache, dass er der einzige Gast war, nicht sonderlich schwer fiel. Er schaute regungslos durch die milchig gelben Butzenscheiben und erfreute sich an dem Treiben auf der Straße. Da er die Menschen draußen nur schemenhaft erkennen konnte, versuchte er zu erraten, um wen es sich handeln könnte. Die einzige Person, die er mit Sicherheit erkennen konnte, war Bauer Navil, der wie jeden Morgen mit einem Karren Brennholz und Kohle zum Schmied fuhr. Sein Körperumfang war so unverkennbar, dass man ihn nur mit einem Heuballen verwechseln konnte. Und die Tatsache, dass Heuballen sich gemeinhin nicht bewegten, verriet ihn.
    Hagrim hatte in den letzten Tagen viele Goldmünzen verdient. Jeder war an der spektakulären Geschichte des Mobs, der den Oger aufknüpfen wollte, interessiert; und jeder wollte den Bericht eines direkten Augenzeugen hören. Wen gab es da Besseren als einen Geschichtenerzähler?
    Leider war es so, dass seine Freude an dem guten Geschäft auch seinen Durst steigerte. Und fatalerweise freute er sich in etwa zweimal mehr, als er einnahm.
    Geräuschvoll wurde ein Glas auf seinem Tisch abgestellt. Zögerlich betrachtete er das Gefäß und seinen trüben, gelblichen Inhalt. Sein Blick wanderte weiter, einen kräftigen Männerarm entlang und dann einen stiernackigen Hals hinauf bis in das Gesicht von Meister Ostmir, dem Wirt der Kupfergrotte .
    »Ha, falsch geraten. Das ist nicht mein Lieblingsgetränk«, rief Hagrim fröhlich aus.
    Ostmir senkte den Kopf etwas und zog die Augenbrauen hoch.
    »Doch, das ist es, und es wird es

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