Der Rubin der Oger
ihre Versuche erfolglos geblieben. Die Lindwürmer hielten genügend Abstand zu der zerklüfteten Felswand, und Rators Männer sowie die Seeleute pressten sich eng an den Fels oder versteckten sich in den Spalten.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Manöver der Flugechsen waghalsiger wurden. Sie änderten ihre Taktik und griffen nun nicht mehr im Steig-, sondern im Sinkflug an. Rator und Gnunt hatten sich hinter Felsen versteckt und beobachteten das wilde Treiben. Kurz unterhalb ihres Verstecks wendeten die Lindwürmer und schossen an der Wand im Sturzflug hinab. Eine der Echsen erwischte ein Seil und fädelte es zwischen seine Krallen. Die drei Seeleute daran wurden von der Wand gerissen und mitgezogen. Das andere Ende war um einen Felsen gebunden und zog sich durch die Klaue des Lindwurmes. Wie reife Trauben, die man von den Stielen zog, wurden die Männer von dem rettenden Strang gerupft und stürzten in die Tiefe. Mit gierigen Kreischlauten stürzten die Lindwürmer hinter ihnen her. Noch bevor die Männer ins Wasser fielen, hatten die Echsen sie im Flug geschnappt und landeten mit ihnen auf nahegelegenen Felsen, um sie zu verspeisen.
Ein weiterer von Morrodaks Männern geriet in die Fänge seiner Angreifer und wurde von zwei futterneidischen Echsen in der Luft zerrissen. Rator sah, wie einer der Oger weiter unten in die Enge getrieben wurde. Ein Lindwurm hatte sich an die Felswand geklammert und schnappte mit seinem hakenförmigen Schnabel nach ihm. Immer wieder peitschte der Giftstachel zwischen seinen Flügeln hindurch und versuchte den tödlichen Treffer zu landen. Dann hatte er es geschafft, der Stachel grub sich tief in die Brust des Ogers und zog ihn aus seinem schützenden Versteck hervor. Der Oger schlug mit Armen und Beinen um sich. Davon unbeeindruckt schwang sich der Lindwurm mit seiner schweren Beute wieder in die Lüfte. Sein Opfer griff mit letzter Kraft nach einem Flügel und umklammerte ihn. Wild kreischend hackte der Lindwurm auf sein Opfer ein, doch er konnte sich der tödlichen Umarmung des Ogers nicht erwehren. Gemeinsam stürzten sie ab und zerschmetterten auf einem Felsen nahe dem Wasser.
Rator beobachtete den Lauf der Sonne. Hier oben in den Bergen, nahe der Küste, würde es noch gut drei Stunden dauern, bevor die Sonne unterging. So viel Zeit hatten sie nicht. Er musste etwas unternehmen, bevor sie vollends aufgerieben wurden.
Mit hastigen Schritten eilte er aus seinem Versteck hervor und wurde sogleich von zwei Lindwürmern erspäht. Er hechtete an die Felswand und kletterte, so schnell er konnte. Gnunt nahm einen großen Stein und schleuderte ihn nach den Angreifern. Das Wurfgeschoss verfehlte den einen nur knapp, doch die Attacke reichte, um das Tier abzulenken. Der andere Lindwurm stürzte sich auf Gnunt.
Rator blickte nicht nach unten, er hangelte sich an einem Vorsprung entlang und nutzte die Trümmerteile, um zu dem Ort zu gelangen, von wo aus die Signale gegeben wurden. Mit einem gewagten Sprung erreichte er das nächste Plateau. Seine Finger krallten sich in den zerklüfteten Felsrand, und sein Brustkorb schlug schmerzhaft gegen die Wand. Seine Füße konnten keinen Halt finden. Die Kraft reichte nicht mehr, sich nach oben zu ziehen.
Gnunt hatte sich in einen kurzen, eingestürzten Gang des Zwergenbaus zurückgezogen und wehrte sich gegen die Angriffe des Lindwurms. Seine Waffe war hier nutzlos, weil ihm die Bewegungsfreiheit fehlte. Die Schwanzspitze der Flugechse schnellte vor und verfehlte ihn nur knapp. Geistesgegenwärtig griff Gnunt danach und zog mit aller Kraft am Hinterteil seines Gegners. Der Lindwurm wurde von den Füßen gerissen und lag nun mit wild flatternden Flügeln auf dem Rücken. Gnunt ließ nicht locker und zerrte das Tier dichter zu sich heran. Mit den Füßen trat er immer und immer wieder auf den vogelartigen Leib ein.
Gerade als Rators letzte Kräfte schwanden und er dem sicheren Tod entgegenblickte, ergriff jemand seine Hand und zog ihn nach oben. Erschöpft sank er vor seinem Retter auf die Knie und erwartete den Todesstoß. Doch anstatt ihn anzugreifen, wartete sein Gegner ab. Rator blickte hoch, und ihm stockte der Atem. Vor ihm stand ein ausgewachsener Höhlentroll.
Diese Scheusale überragten jeden Oger noch um gut drei Fuß, und ihre unbändige Kraft war denen der Ettins ebenbürtig. Seit den Trollkriegen war kein einziges Exemplar mehr gesichtet worden. Damals hatte man sie aus Grinds Heer verbannt. Niemand vermochte sie zu
Weitere Kostenlose Bücher