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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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verlaufen, doch sein Gesicht verriet, dass ihm das ohnehin bewusst war.
    »Erstens ist Tabals Macht nicht unbesiegbar, sondern bildet nur den Ausgleich zu den anderen Göttern, und zweitens glaube ich, die Zwerge graben einfach gern«, konterte Cindiel besserwisserisch.
    »Ich wusste, dass mit ihnen irgendetwas nicht stimmt«, brummte Mogda.
    »Könnte es vielleicht sein, dass du dich verlaufen hast?«, erkundigte sich Cindiel honigsüß.
    »Niemals! Diese kleinen hinterhältigen Sandschaufler haben seit meinem letzten Besuch umgebaut, und jetzt führen die Gänge in die falsche Richtung.«
    »Ah, ich verstehe. Genau wie die Kanalisation in Osberg«, murmelte Cindiel.
    Mogda gefiel diese Unterhaltung nicht. Er wusste, dass Cindiel sich nicht belehren ließ. Er hatte hier schon einmal herausgefunden, warum sollte es diesmal anders sein? Nur weil alle Zwerge tot, die Stadt in Dunkelheit getaucht und einige Hallen zusammengestürzt waren?
    Barrasch und Finnegan hielten etwas Abstand. Der letzte Überfall der mysteriösen Angreifer hatte ihnen gezeigt, dass es nicht sinnvoll war, allzu dicht beieinander zu stehen. Die Körper der Menschen hatten dem Gift nichts entgegenzusetzen und waren im Nu in totale Starre gefallen. Mit ausreichend Abstand konnten sie vielleicht rechtzeitig in Deckung gehen und noch etwas unternehmen, um den anderen zu helfen.
    »Findest du, dass Finnegan gut aussieht?«, fragte Cindiel plötzlich, nachdem sie sichergestellt hatte, dass die beiden anderen nicht in Hörweite waren.
    Mogda blieb stehen und starrte sie fassungslos an.
    »Na gut, ich gebe es zu, ich habe mich verlaufen«, entgegnete er resigniert.
    »Nein, ich meine das ernst – sieht er gut aus?«
    »Er ist drei Fuß zu klein und hat mindestens vierhundert Pfund zu wenig auf den Rippen«, sagte Mogda trocken.
    »Für einen Menschen, meine ich.«
    »Frag danach lieber jemand anderen, Prinzessin.«
    »Hier ist aber niemand außer dir.«
    Mogda zeigte auf einen toten Zwerg, der wie alle anderen, die sie bis jetzt gefunden hatten, einfach niedergestochen worden war.
    »Der ist tot«, meinte Cindiel finster.
    »Dann hat er Glück gehabt. Bleibt ihm jedenfalls dieses Gespräch erspart.« Mogda zuckte mit den Achseln.
    Cindiels Blick verriet, dass sie nicht locker lassen würde, bis sie eine Antwort bekam. Mogda entschloss sich, zumindest ein wenig Gegenwehr zu leisten.
    »Gibt es keine Ogerfrauen im Drachenhorst, die du magst?«, setzte Cindiel nach.
    Jetzt wurde die Sache brenzlig. Cindiel war auch eine Frau, mittlerweile jedenfalls. Mogda kam es vor, als müsse er sich mit einem Schaf darüber beraten, wie er ein zweites zubereiten sollte. Solche Gespräche wurden nur unter Ogerkriegern geführt, die sich jahrelang kannten. Und das auch nur, wenn sie sicher waren, dass niemand zuhörte, und sie obendrein vor einer Schlacht standen, aus der sie wahrscheinlich nicht heimkehren würden – und oft genug nicht einmal dann.
    »Zwei oder drei«, murmelte Mogda verstohlen.
    »Das ist toll! Was machst du, um mit ihnen ...?«
    »Sei still, kein Wort mehr!«, unterbrach Mogda ihren Redefluss.
    »Ich meine, um mit ihr zusammen zu sein«, beendete Cindiel ihre Frage resolut.
    Mogda war überfordert. Was, in Tabals Namen, wollte sie wissen?
    »Ich stelle mich zu ihr«, erklärte er vorsichtig.
    »Was tust du, um sie zu beeindrucken, damit sie auf dich aufmerksam wird und sich für dich interessiert?«
    »Das ist einfach«, erklärte er. »Ich ziehe los und erschlage einen Gaul. Den bringe ich ihr dann als Geschenk. Im Fall von Finnegan würde aber bestimmt auch eine Katze reichen.«
    »Du bist keine große Hilfe«, knurrte sie beleidigt. »Was ist nun? Findest du, dass er gut aussieht?«
    Mogda fasste sich ans Kinn.
    »Mit dem langen Haar, der glatten Haut und den vielen Muskeln? Lass mich nachdenken – nein.«
    Er zeigte ihr sein breitestes Grinsen. Zur Antwort schlug sie ihm mit aller Kraft auf den Oberschenkel.
    »Mogda hat sich verlaufen«, rief sie lauthals nach hinten.
    Der lange, reich verzierte, auf Dauer aber doch ermüdende Gang endete vor zwei riesigen Flügeltüren. Mogda entzündete die beiden Fackeln an den Wänden, um besser sehen zu können.
    »Na, großartig«, stöhnte er und zeigte auf den abgebrochenen Hebel, der den Öffnungsmechanismus in Gang setzen sollte.
    Barrasch und Finnegan hatten schnell zu ihnen aufgeschlossen. Auch ihnen stand die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben.
    »Vergiss das mit der toten Katze«, sagte Mogda.

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