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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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»Ein einfacher Zauber, der die Tür öffnet, würde schon reichen.«
    »Wovon redet er?«, fragte Finnegan, während Barrasch versuchte, den Hebel wieder festzudrücken.
    Cindiel zuckte betont unwissend mit den Schultern.
    »Barrasch, es gibt sicher einen Grund dafür, dass du Soldat geworden bist. Aber von Hebeln verstehst du bestimmt nichts«, schnauzte Mogda.
    Wutentbrannt warf der Hauptmann den Hebel den Gang hinunter.
    »Wenn du es besser kannst, Oger mit den Goldschmiedehändchen, dann tu es.«
    Mogda ging zum Tor und hämmerte mit den Fäusten dagegen. Er stemmte sein ganzes Gewicht gegen die Tür, doch die Flügel bewegten sich keinen Deut. Er zog sein Schwert und führte es in den Türspalt, stieß aber sofort auf eine Metallschiene. Danach ließ er wieder von der Tür ab und lief im Gang auf und ab.
    »Wie kompliziert kann ein Mechanismus dieser kleinen Löcherbuddler mit ihren fetten Fingern schon sein?«, grübelte er halblaut.
    Erneut zog er sein Schwert und stürmte auf Barrasch zu. Der Hauptmann rettete sich mit einem Hechtsprung zur Seite, und Mogda stieß das Schwert in das Loch des Türöffners. Langsam, aber dennoch kraftvoll zog er den Griff des Runenschwertes nach unten. Ein schleifendes Geräusch und das Knarren von Zahnrädern drangen durch die massiven Mauern. Ächzend öffnete sich ein Flügel des Tores. Als der Spalt breit genug war, um einen Oger hindurchzulassen, zog Mogda das Runenschwert wieder aus der Wand.
    Die große achteckige Halle hinter dem Doppelportal war das Herzstück der Zwergenesse. Die kuppelförmige Decke befand sich sechzig Fuß über ihnen. Abertausende von geschliffenen Edel- und Halbedelsteinen waren dort so angebracht, dass sie selbst das schwache Licht der Fackeln einfingen und auf die Felsen zurückwarfen. Jede der acht Wände zeigte ein Bildnis der verschiedenen Gottheiten.
    »Von wegen verlaufen«, tönte Mogda. »Hier war ich schon.«
    Er hob die Arme und präsentierte die dunkle Schönheit der Halle so stolz, als habe er sie selbst gebaut.
    »Hier hat König Braktobil mich empfangen«, rief er. »Dort bei dem Bild mit dem Springbrunnen bin ich reingekommen.«
    »Das ist kein Springbrunnen«, erwiderte Cindiel beiläufig. »Das ist der Gott des Wassers, einer der vier Elementgötter.«
    Cindiel hatte sich über die Leiche eines Zwerges gebeugt und untersuchte sie genauer. Ihr gesteigertes Interesse lockte Barrasch und Finnegan an, denen sie die Fackel aus der Hand nahm, um besser sehen zu können. Mogda war derweil damit beschäftigt, die Wandgemälde näher zu betrachten. Ihm fielen einige Runen auf, die vor fünf der acht Gottesabbildungen auf den Boden gezeichnet waren.
    Cindiel ließ sich von Barrasch ein Messer geben und begann die Bänder des Lederharnischs der Zwergenleiche aufzutrennen. Mit der Messerspitze klappte sie den vorderen Teil der Rüstung zur Seite und riss das Hemd des Toten auf.
    »Ist das eklig«, stöhnte Finnegan und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Die Natur ist nicht eklig«, erwiderte Cindiel. »Sie ist der Prozess zwischen Geburt und Tod, gefolgt von neuem Leben. Sie ist wunderschön und einzigartig, wenn auch manchmal etwas skurril. Und in seltenen Fällen ist sie unlogisch, wie in diesem.«
    Auf der Brust des Zwerges waren deutlich zwei Einstiche zu sehen, die von einem Rapier oder Dolch stammen mussten. Die Wundränder begannen sich schon zu zersetzen, und der Tote verströmte den typischen Leichengeruch. Aus den schwarz verfärbten Wunden stachen zwei hellgrüne Pflanzensprosse hervor, die versucht hatten, einen Weg unter dem Harnisch hindurch zu finden. Einer der langen Triebe ragte aus dem Ärmelloch hervor, der andere zwischen Hosenbund und Hemd. Kleine gefiederte Blätter hingen an den Spitzen, die es in die Freiheit geschafft hatten. Die Wurzeln der Pflanzen verzweigten sich unter der Haut des Zwerges und sahen aus wie ein Geflecht von Adern.
    »Sie nährt sich von seinen Körpersäften«, sinnierte Cindiel halblaut. »Aber woher bekommt sie das Licht, das sie braucht?«
    »Vielleicht ist es eine fleischfressende Pflanze«, brachte sich Finnegan hoffnungsvoll ein.
    Cindiel sah zu ihm hoch und verdrehte die Augen.
    »Ja, das ist es. Solange sie klein ist, macht sie sich über Zwerge her und später, als Baum, verspeist sie dann reihenweise Oger. Ich glaube, du solltest lieber wieder an das singende Pilzmännchen glauben.«
    Finnegan trat schmollend einige Schritte zurück.
    »Was ist mit den Ogern?«, fragte Mogda, der

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