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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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sich gerade wieder zu den anderen gesellte.
    »Sieh dir das an«, präsentierte Cindiel stolz ihren Fund.
    »Igitt, ist das eklig«, brummte Mogda.
    Cindiel gab es auf, den anderen die Wunder der Natur näherbringen zu wollen.
    Mogda drängte darauf, die Zwergenbinge so schnell wie möglich zu verlassen und zu erkunden, woher die mysteriösen Angreifer gekommen waren. Doch Barrasch bestand darauf, zuerst nach König Braktobil zu suchen.
    »Denkst du, er sitzt in seinem Bettchen mit einer albernen Schlafmütze auf dem Kopf und hat noch nicht bemerkt, dass man seinen gesamten Hofstaat getötet hat?«, schnauzte Mogda ihn an.
    »Das nicht, aber die Gemächer des Königs sind bestimmt besser gesichert als der Rest dieser Stadt. Vielleicht haben sich einige der Zwerge darin verschanzt.«
    »Und wo willst du nach dem König suchen?«, fragte Mogda zweifelnd.
    »Dort natürlich«, mischte sich Cindiel ein und zeigte auf die Wand mit der Darstellung des Erdgottes.
    Mogda gab sich geschlagen und trottete den anderen hinterher.
    »Werden all diese Götter von den Zwergen verehrt?«, fragte er Cindiel.
    »Nein, die Zwerge huldigen nur dem Erdgott. Die anderen Darstellungen zeigen die übrigen Götter dieser Welt.«
    Mogda blieb stehen und drehte sich im Kreis.
    »Es gibt doch nicht nur acht Götter. Außerdem fehlt Tabal.«
    »Doch, es gibt nur acht Götter. Viele Völker haben ihnen unterschiedliche Namen gegeben, aber ihr Glaube ist derselbe. Das Bildnis Tabals ist dort drüben.«
    Sie deutete auf ein Mosaik mit der Darstellung eines jungen Mannes mit wehendem roten Haar. Er wanderte auf einer breiten Straße auf ein Dorf zu. Die Landschaft in seinem Rücken verwirbelte und verlor immer mehr an Konturen, je weiter sie hinter ihm lag, bis sie nur noch eine wirbelnde rote Fläche ergab, die sich mit seinem Haar vermischte.
    »Unsinn«, brummte Mogda abfällig. »Tabal ist ein großer Kämpfer. Er schwingt eine gigantische Streitaxt, mit der er jeden erschlägt, der sich gegen seinen Willen auflehnt. Der Bursche auf dem Bild hat Arme wie ein Kind. Womit sollte er seine Feinde zerschmettern, wenn er nicht mehr tragen kann als einen Dolch?«
    »Tabal ist sicherlich ein großer Kämpfer«, beruhigte ihn Cindiel. »Immerhin ist er ein Gott. Doch der Körper, den er wählt, sagt nichts über seine wahre Macht aus. Die Oger mögen ihn als Krieger sehen, aber im Rad der Götter ist er die Speiche des Chaos. Er hält das Gleichgewicht zu unserem Gott Prios, dem Herrn der Ordnung.«
    Cindiel zeigte auf die gegenüberliegende Wand, auf der ein Baum dargestellt war. Die Verästelung seiner Zweige war absolut geometrisch geordnet, und jede Astgabel teilte sich in genau zwei gleichgroße Triebe, bevor sie sich ein weiteres Mal teilte.
    »Na ja«, sagte Mogda, »bei dem kleinen Bäumchen wäre ein Dolch wohl genug.«
    Cindiel war schon weiter gegangen, ohne ihm zu antworten, und so folgte auch Mogda ihr und den anderen. Der Erdgott war als steinernes Elementarwesen dargestellt, der mit erhobenen Fäusten vor einer Gruppe trollartiger Wesen stand und drohte, sie zu zerschmettern. Auf dem Boden zu Füßen des Erdgotts fand sich eine schwarze Rune. Jemand hatte sie dort hingemalt, und sie erinnerte an ein Hufeisen. Zur Verwunderung aller besaß das Portal zu den Gemächern des Königs ganz normale Türgriffe und schien durch keinen weiteren Mechanismus gesichert zu sein. Barrasch öffnete die Tür und fand sich in einem kargen, aus Stein gehauenen Raum wieder, der nirgendwo hinführte.
    »Hübsch hat er es hier, der König der Zwerge«, sagte Mogda ironisch. »Noch ein Hocker und ein aufgemaltes Fenster, und das Ganze sähe fast wohnlich aus.«
    Barrasch klopfte mit dem Stiel einer Zwergenaxt die Wände nach Hohlräumen ab, doch der Fels dahinter klang massiv.
    »Das ist eine Sackgasse, der ganze Raum ist eine Finte«, erklärte der Hauptmann.
    Sie wollten gerade wieder kehrtmachen, als Mogda Finnegan am Arm packte. Er drehte ihn zu sich, wischte ihm mit einem Finger über die Stirn und zeigte dem jungen Soldaten das Ergebnis. An seinen Fingerkuppen klebte Blut. Finnegan fasste sich ins Haar und bestaunte seine blutverschmierten Hände. Er wollte gerade seiner Verwunderung Ausdruck geben, als ihm Mogda eine Hand aufs Gesicht presste. Dann zeigte er auf einen geraden Strich an der Decke, an dessen Ende sich ein dunkelroter Tropfen sammelte, der drohte, auf ihn herabzufallen.
    Mit einem Zischlaut gewann Mogda auch die Aufmerksamkeit der beiden

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