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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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zu tun. Er wurde unter den Trümmern begraben.
    »Fnolgen Gnunt«, schrie der Oger, ohne weiter auf die Menschen zu achten.
    Die Schneise der Verwüstung, die er hinterließ, führte direkt in nordöstliche Richtung. Hundert Schritt weiter brach er durch eine Ziegelsteinmauer und gelangte zwischen Trümmern und Staub hindurch auf den kleinen Marktplatz.
    Felton und seine Begleiter waren ihm dicht auf den Fersen. Der Oger war stehen geblieben und suchte den Platz vor sich ab. Aus zwei weiteren Straßen, die im Norden und im Westen in den Platz mündeten, stießen weitere Oger auf den Platz.
    »Gnunt Erstner, Gnunt Sniegner«, rief er seinen Kameraden entgegen und riss die Arme in Siegerpose empor.
    Wie aus dem Nichts surrte ein Pfeil heran und vergrub sich tief in Gnunts Seite. Der Oger reagierte nur mit einer wegwerfenden Geste und kniff sich in die wulstigen Speckfalten seines Wanstes. Erst jetzt sah er den übermäßig langen Schaft des Geschosses, das aus seiner Seite ragte. Bevor er es herausziehen konnte, wurde er von einem zweiten Pfeil getroffen. Das Geschoss bohrte sich durch die kräftigen Nackenmuskeln und trat einen Fuß weit aus seiner Schulter wieder heraus.
    »Gnunt nicht mehr schlagen. Gnunt njetzt frei«, brüllte der gewaltige Oger.
    Er schien die Kontrolle über sich zu verlieren. Statt in Deckung zu gehen und sich die Pfeile aus dem Körper zu ziehen, riss er mit beiden Händen an einer Backsteinmauer. Ein Stück von mehreren Häuserlängen geriet ins Wanken und brach unter dem Wutanfall des Ogers zusammen. Gnunt fuhr herum und suchte die Gegend nach dem Schützen ab. Auf dem Dach eines Hauses erspähte er die zierliche Gestalt eines Elfen. Wutentbrannt stürmte er auf ihn zu.
    Noch bevor Gnunt den Platz überquert hatte, löste sich eine Gruppe Soldaten aus dem Schutz der Baracken seitlich von Lord Felton. Angeführt wurde sie von Leutnant Tossil.
    »Eure Lordschaft, geht dorthinüber zu den Ogern. Sie führen Euch aus der Stadt hinaus«, rief er seinem Befehlshaber zu.
    Felton verlor keine Zeit und scharte die Männer und Frauen, die ihn begleiteten, wieder um sich.
    »Vorwärts, Leute! Bleibt dicht zusammen und bleibt nicht stehen. Habt keine Angst vor den Ogern, sie sind gekommen, um uns zu helfen. Und nun los!«
    Im dicht gedrängten Pulk rannten sie los. Felton sah, wie Gnunt die Reihe von Ziegelsteinbauten erreichte. Auf den Dächern hatten sich jetzt drei Elfenwesen versammelt und beharkten den wütenden Oger mit ihren Blasrohren. Gnunt war wie von Sinnen. Mit bloßen Fäusten hämmerte er auf die Fassaden der Häuser ein. Die herabgestürzten Trümmer benutzte er als Wurfgeschosse, um sich seiner Widersacher zu entledigen.
    Die Menschen rannten quer über den Platz. Überall hatten die Händler aus Sandleg ihre Stände für den nächsten Markttag aufgestellt. Mehrere voll beladene Wagen mit verkaufsfertigen Gütern standen umher und versperrten den Flüchtenden die Sicht.
    Rator, einige Oger und eine Gruppe Seeleute standen auf der anderen Seite des Platzes und verfolgten aufmerksam jede verräterische Bewegung, die sich zwischen den Ständen tat.
    Felton hatte die Hälfte der Strecke zurückgelegt und wagte einen kurzen Blick über die Schulter. Direkt hinter ihm lief Leutnant Tossil, der mit seinen Soldaten zu ihm aufgeschlossen hatte. Gerade signalisierte ihm Tossil, dass alles in Ordnung sei, als der Leutnant von einem der kleinen vergifteten Holzpfeile in den Hals getroffen wurde. Im vollen Lauf versagten ihm die Beine, und er stürzte aufs Pflaster. Das Gift wirkte so schnell, dass ihm nicht einmal Zeit blieb, den Sturz mit den Armen abzufangen.
    Felton fuhr herum und sah den steinernen Brunnen vor sich. Auf seinem Rand hockten zwei Elfen und visierten ihn mit ihren langen Blasrohren an. Drei weitere tauchten aus der Tiefe des Brunnens auf und gesellten sich zu ihren Kumpanen. Felton hechtete hinter einen Karren, dessen Ladung mit einer Plane verzurrt war.
    »In Deckung!«, schrie er, musste aber feststellen, dass die meisten der Leute seinem Befehl schon zuvorgekommen waren.
    Ein vorsichtiger Blick verriet ihm, dass immer mehr Elfen aus dem Brunnen emporstiegen und Stellung bezogen. Wie Ameisensoldaten, die ihren Bau schützen, kletterten sie aus dem dunklen Schacht. Nach wenigen Augenblicken hatten sich bereits zwei Dutzend versammelt.
    Lord Felton war ratlos. Sie waren in eine Falle gelaufen, aus der es keinen Ausweg gab. Die Elfen würden kein Erbarmen kennen und einen nach dem

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