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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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kommen, als der Tross vom Verlauf eines kleinen, aber doch recht tiefen Flusses aufgehalten wurde. Die steinerne Bogenbrücke, die sich einst über das Wasser geschwungen hatte, war zerstört worden, und so mussten Karren, Vieh und Krieger durch knietiefes Wasser waten. Als dann noch die Achse eines Wagens mitten im Fluss brach, kam der Zug gänzlich zum Stehen. Thut Thul Kanen nutzte die Gelegenheit, um sich unauffällig in die Nähe Eilennas zu begeben. Dabei achtete er darauf, sein Gesicht und seine Hände unter seiner weiten Kutte zu verhüllen, um sein Aussehen und seine Herkunft zu verbergen.
    Die Rose des Nordens war ins Gespräch mit dem jungen Mann vertieft, der einst den Meledos-Kristall bei sich geführt hatte. Er konnte nicht verstehen, was die beiden besprachen, doch es war ihm ohnehin gleichgültig.
    Schon lange nicht mehr hatte er Eilenna so nah vor sich gesehen. Ihre Bewegungen zeugten gleichermaßen von Anmut und Selbstbewusstsein – Eigenschaften, welche die Frauen von Shon nur selten in einer einzigen Person vereinigten. Ihr langes Haar schimmerte golden im Sonnenlicht, und wenn der Blick ihrer dunklen Augen ihn zufällig streifte, zuckte er zusammenund wandte den Kopf ab, um sie nicht weiter gebannt anzustarren, was womöglich ihre Aufmerksamkeit erregt hätte.
    Abermals brandete der leidenschaftliche Wunsch in ihm auf, sie endlich mit sich zu nehmen und in seine Heimat zu führen. Die Ungeduld quälte ihn, er brannte darauf, endlich handeln zu können! Doch bis jetzt hatte sich keine Gelegenheit ergeben, dem Heeresführer der Dan sein Angebot für den Austausch des magischen Kristalls gegen das Mädchen zu unterbreiten, weder der Zeitpunkt noch der Ort der Übergabe waren günstig gewesen.

10
    Während sich das Heer der Dan-Ritter langsam in südöstlicher Richtung fortbewegte, erreichten Amberon aus verschiedenen Teilen der Insel erste Nachrichten über schwere Gefechte. Immer wieder griffen die Gredows Verbände der Dan-Ritter an, die an anderen Küstenstreifen gelandet waren, und nur der Zug der Soldaten unter Amberons Befehl blieb unbehelligt. Der Erzmagier ließ sich davon allerdings nicht täuschen, er wusste, dass die Krieger des Todesfürsten jede Bewegung seiner Truppen beobachteten.
    Tenan, Eilenna und Urisk ritten inmitten der Soldaten im vorderen Teil des Heereszugs. Dualar hatte ihnen Pferde zur Verfügung gestellt, obgleich Reittiere üblicherweise den Heerführern und Dan-Rittern vorbehalten waren, während die Soldaten niedrigen Ranges und die Knechte zu Fuß laufen mussten. Eilenna hatte sich zunächst gegen die Sonderbehandlung gesträubt und stolz den Kopf in den Nacken geworfen, alsDualar ihr mit einer Verbeugung die Zügel reichen wollte. »Ihr müsst nicht denken, dass Ihr auf mich Rücksicht nehmen müsst, nur weil ich eine Frau bin«, schnaubte sie, doch Dualar hatte nur freundlich gelächelt. »Ich bestehe darauf«, sagte er. »Auch Eure Freunde werden ein Pferd erhalten, denn Ihr seid weder ausgebildete Krieger, noch gestählte Söldner, und der Weg wird noch strapaziös genug werden, weswegen Ihr Eure Kräfte schonen solltet.«
    Nach einigem Hin und Her hatte Eilenna schließlich eingewilligt, wenngleich sie weiterhin ein missmutiges Gesicht zur Schau trug. Tenan schüttelte – nicht zum ersten Mal – den Kopf über ihre Sturheit und ihren Stolz, während er sich gleichzeitig fragte, ob das raue Leben unter den Piraten Schuld an ihrem Eigensinn war.
    Der Handelsstraße folgend, ritten sie in gerader Richtung ostwärts. Linker Hand tauchten entfernt die dunklen Stämme des Waldes von Gon aus dem Nebel auf. Die Äste der uralten Bäume hingen trübselig zu Boden. Tenan konnte den Eingang des Waldes erkennen, schwarz und drohend, und mit Schaudern erinnerte er sich an seine Flucht vor den Gredows, die ihn damals dort um ein Haar aufgespürt und gefangen genommen hätten.
    Auch Urisk winselte, als er den dunklen Saum des Waldes erspähte. »Gefährlich ist dieser Ort dort, dunkel und böse.«
    »Die Bäume selbst tragen nichts Böses in sich«, widersprach Tenan. »Es sind die Krieger des Todesfürsten, die es nach Algarad tragen.«
    Urisk rieb sich die Nase und blickte unglücklich in die Ferne. »Man hofft nur, die Fairin in der Heimat sind vor den dunklen Kriegern verschont geblieben.«
    Tenan warf seinem pelzigen Gefährten einen Anteil nehmendenBlick zu, ihn selbst plagten ähnliche Sorgen, und er verstand den Fairin gut. »Ich bin überzeugt, die Dan-Krieger

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