Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
hatten die Trümmer der zerstörten Stadt gründlich satt und sehnten sich nach der Weite des grünen Landes. Zu ihrem Verdruss nahmen die Vorbereitungen für den Auszug des Heeres jedoch noch zwei weitere Tage in Anspruch. Als es endlich so weit war, blieben etwa fünfhundert Mann zur Verteidigung des Stützpunkts im Hafen zurück.
    Das Heer, bestehend aus einem Tross von dreitausend Dan-Kriegern, Knechten und Helfern, Reit- und Lasttieren, Karren und Nutzvieh, verließ Dorlin an einem kalten, doch sonnigen Morgen. Der Sturm, der sich angekündigt hatte, war ausgeblieben, das Wetter hatte aufgeklart, und zum ersten Mal seitlanger Zeit stahl sich die Sonne durch die Wolkenbänke, gleichwohl sie kaum Wärme spendete. Trotzdem sah Tenan das als ein gutes Omen für den bevorstehenden Feldzug an, und seine gedrückte Stimmung verflog. Endlich begann die Vertreibung der Gredows von Gondun!
    Der Heereszug wälzte sich wie ein träger Lindwurm an den Pfeilern des eingestürzten Stadttores vorbei, durch das Tenan dereinst die Stadt betreten hatte. Die Trümmer des Torbogens und der angrenzenden Stadtmauern lagen weit verstreut umher, als ob eine gewaltige Explosion sie gesprengt hätte. Tenan schluckte – die Kriegsmaschinerie der Gredows musste gewaltig sein.
    Mühsam erklommen die Truppen den Serpentinenweg, der hinauf zu den Steilklippen führte. Der Regen der vergangenen Tage hatte den lehmigen Weg in eine Rutschbahn verwandelt, sodass es den Kriegern größte Mühe bereitete, die Versorgungskarren und Reittiere vorwärtszubringen. Ständig glitten die Pferde aus oder die Räder der Wagen blieben in den tiefen Fahrrillen stecken und schlitterten bergab. Die Knechte fluchten und trieben die Tiere mit Peitschen vorwärts, die Dan-Ritter aber ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern setzten ihre magischen Kräfte ein, um die Wagen aus dem Schlamm zu hieven oder die Lasttiere zu beruhigen. Endlich, nach einem beschwerlichen Aufstieg, befand sich auch der letzte Karren sicher am Rande der Klippe. Tenan warf einen Blick hinunter in den Hafen und konnte das Werk der Zerstörung zum ersten Mal in seiner ganzen Ausdehnung erkennen. Entsetzen packte ihn.
    Die kleine Festung, die etwas erhöht auf einem Basaltfelsen über der Stadt gethront hatte, war gänzlich verschwunden – und mit ihr der Felsen. An seiner Stelle klaffte ein schwarzerKrater, dessen Trichter in eine bodenlose Tiefe führte. Seine Wände waren zu Schlacke geschmolzen, die schwarz wie Obsidian glänzte.
    Amberon blickte voller Grimm hinunter. »Der Todesfürst setzt mächtige magische Waffen ein. Dies ist das Werk des Utur, eines Zaubers, der sogar Gestein verbrennen lässt. Ich habe allerdings noch nie gesehen, dass er eine ganze Festung vernichten kann. Dafür sind Kräfte notwendig, die außerhalb der Macht von Sterblichen liegen.« Sorgenvoll strich er sich über den dunklen Bart. »Ich vermute, dass sich in den Reihen der Gredows einige mächtige Schwarzmagier befinden, die ihre Kunst wahrhaft verstehen. Wir müssen auf der Hut sein.«

9
    Für die Söldner und Knechte, die mit dem Heerestross der Dan-Ritter zogen, brachte die Reise besondere Strapazen mit sich. Immer wenn die Wagen in den tiefen lehmigen Fahrrinnen der Straße stecken blieben und gerade kein Dan in der Nähe war, um mit magischen Fähigkeiten zu helfen, blieb es die Aufgabe der Hilfskräfte, sich mit den Schultern gegen die Karren zu stemmen und mit aller Kraft dagegenzudrücken, während von vorne die Pferde zogen. Setzten sich die Fuhrwerke mit plötzlichem Ruck wieder in Bewegung, rutschten die Söldner im durchweichten Boden aus und strauchelten – schnell waren sie von nassem Dreck besudelt. Nachts errichteten sie die Zelte der Ritter und höheren Soldaten, während sie selbst in Decken eingehüllt auf dem kalten Boden im Freien schlafen mussten.
    Doch Thut Thul Kanen ließ sich durch derlei Unbill nicht entmutigen. All sein Streben galt Eilenna, der Rose des Nordens. Er hatte Glück gehabt, dass sein Schiff ebenfalls in Dorlin gelandet und nicht weitergesegelt war, um die Insel von einer anderen Seite aus zu befreien, sonst hätte er womöglich noch monatelang auf den Anblick Eilennas verzichten müssen. Stets hielt er Ausschau nach ihr und versuchte, einen Blick auf sie zu erhaschen. Meist ritt sie, wohl zu ihrem Schutz, zwischen den Soldaten in der Mitte des Heereszuges und unterhielt sich mit Lord Amberon und ihren Gefährten. Es gelang Thut Thul Kanen, in ihre Nähe zu

Weitere Kostenlose Bücher