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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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zur Abrechnung kommen?«, schlug sie mit einem gezwungenen Lächeln vor.
    »Hhmm!«, brummte die Schmodde und watschelte auf den Holztisch zu, auf den Jella den Wäschekorb gestellt hatte. Sie stand nun direkt neben ihr und reichte ihr gerade mal bis zur Schulter. Argwöhnisch beäugte sie sie von unten. Jella hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie schon wieder um einige Kilo schwerer geworden war. Die Maklerin liebte nicht nur fette Eintöpfe mit Schweinefleisch. Ihre Leidenschaft galt klebrigen Kamellen, von denen sie täglich Unmengen vertilgte. Überall in ihrer Wohnung lagen die sahnigen Karamellbonbons einladend herum - auf dem Büfett, auf dem Holztisch neben der gestickten Decke, ja selbst auf dem kleinen Beistelltischchen neben ihrem Sessel stand ein Schälchen davon. Natürlich bot sie ihr niemals welche an. Jella wusste trotzdem, dass sie köstlich waren. Beim letzten Mal hatte sie der Versuchung nicht widerstehen können und sich in einem unbemerkten Augenblick heimlich eines geschnappt. Doch das war lange her. Sehnsüchtig musste sie mit ansehen, wie sich die fetten Finger ein Karamell herausfischten und genüsslich in ihren Karpfenmund schoben.
    »Na, dann zeig mal her«, meinte sie lutschend. Ihre fleischigen Hände fuhren prüfend über den obersten Kittel. Jella hielt die Luft an und betete, dass sie es dabei belassen würde. Ihre Hoffnung wurde enttäuscht. Sorgfältig inspizierte Lies Schmodde die Malerkittel. Stück für Stück prüfte sie die Nähte und Schnitte und brummelte Unverständliches vor sich hin. So war es unvermeidlich, dass sie den verschmutzten Kittel doch noch herauszog.
    »Willste mir verkackeiern?«, rief sie prompt. Sie schleuderte Jella aufgebracht die Näharbeit entgegen. Die wässrig blauen Augen fixierten sie böse, während um ihren Mund bereits eine gewisse Genugtuung spielte. »Das Ding ist ja nicht einmal mehr als Putzlappen
zu gebrauchen! Der gute Stoff, völlig ruiniert!« Sie schnaufte einmal tief durch. »Das hat Folgen!«
    »Ich kann nichts dafür!« Jella hasste es, sich rechtfertigen zu müssen, aber ihr blieb nichts anderes übrig. »Das war so ein betrunkener Idiot, der mich auf der Straße angerempelt hat. Ich hatte keine Chance, ihm auszuweichen!«
    »Aber mir wolltest du das Teil unterschieben, was?«
    »Das ist nicht schlimm. Der Kittel ist einwandfrei genäht. Das ist nur Dreck von der Straße.« Jella merkte, dass ihre Argumente nicht griffen. »Das kann man leicht wieder rauswaschen.« Sie ahnte bereits, dass die Schmodde den Vorfall als Druckmittel benutzen würde, um ihr einen saftigen Lohnabzug zu machen. Das musste sie mit allen Mitteln verhindern. »Ein kleiner Fleck, der sich schnell entfernen lässt! Ich werde den Kittel mit nach Hause nehmen und gleich waschen. Morgen ist er wieder sauber und gestärkt bei dir!«
    »Morgen, morgen!«, meckerte die Schmodde ungehalten. »Morgen ist zu spät! Heute brauch ich das Teil, verstehste? Ich hab meine Liefervereinbarungen, die ich einhalten muss. Und jetzt das!«
    »Aber die anderen Kittel sind doch in einwandfreiem Zustand; die kannst du doch liefern!« Jella ließ nicht locker. »Wenn du willst, bring ich das Teil morgen auch selbst nach Charlottenburg hinaus. Ja, das werde ich tun!«
    »Gar nischt wirst du tun! Ungeschickt und unverschämt bist du, sonst nischt!« In Schmoddes Augen blitzte jetzt auch Schadenfreude auf. Jella konnte ihr ansehen, wie sie aus dem Missgeschick für sich Profit ausrechnete, was sich auch prompt bestätigte.
    »Das gibt einen kräftigen Abzug«, meinte die Schmodde genüsslich. Sie verschränkte ihre fetten Finger wie zu einem Gebet und weidete sich an Jellas entsetztem Gesicht.
    »Mach das nicht!«, flehte Jella. »Dieses eine Mal nicht! Wir brauchen
das Geld! Meine Mutter ist krank und benötigt ihre Medizin, und die Miete haben wir auch noch nicht bezahlt. Der Pischke schmeißt uns raus. Ich bring doch alles wieder in Ordnung. Gib mir Zeit, nur bis morgen!«
    Die Schmodde wiegte den Kopf hin und her und tat, als würde sie überlegen. »Ich will ja kein Unmensch sein«, brummte sie schließlich gnädig. »Schon wegen deiner kranken Mutter nicht. Wir werden uns den Schaden teilen.«
    Jella schöpfte leise Hoffnung.
    »Tatsächlich?«
    Lies Schmodde nickte großspurig. »Ich zahl dir statt sechzig Pfennige pro Kittel fünfzig. Das ist sehr großzügig von mir, aber ich kann ja nichts dafür, dass ich so ein großmütiger Mensch bin!«
    Jella verstand nicht.
    »Wieso das

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