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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Wildfang bin, aus dem man nie eine feine Dame machen könne.«
    Zille zog die Augenbraue hoch. »Also haben Sie doch mal zur feinen Gesellschaft gehört?« Jella zuckte mit den Schultern. »Wie man’s nimmt! Aber das ist eine lange Geschichte...«
    »Ich habe Zeit!«
    Ehe sich Jella versah, erzählte sie diesem wildfremden Maler mit dem Rauschebart und den braunen lockigen Haaren ihre ganze Lebensgeschichte. Die Worte purzelten nur so aus ihr heraus, weil es ihr guttat, einmal ungehindert über ihre Probleme reden zu können. Heinrich Zille war ein guter Zuhörer, der ihr an wichtigen Stellen immer wieder Zwischenfragen stellte. Jella erzählte ihm sogar von ihrer Sorge um ihre Mutter und davon, dass sie versuchen musste, noch mehr Geld zu verdienen, um die teure Medizin zu bezahlen.
    »Hhm«, Zille kratzte nachdenklich an seinem Bart. »Du kannst also auch wirklich hart arbeiten?« Unversehens war er von dem förmlichen »Sie« in das im Kiez übliche »Du« übergegangen. Jella fühlte sich dadurch beinahe geschmeichelt. Zille zeigte ihr durch seine väterliche Art, dass er sie mochte. »Natürlich«, antwortete sie selbstsicher.
    »Dann hab ich da so eine bestimmte Idee«, meinte er geheimnisvoll. »Willste mich ein Stück begleiten? Ich hab noch eine Verabredung in einer Destille.«
    In der Nähe des Gymnasiums zum Grauen Kloster, in dem so berühmte Schüler wie Otto von Bismarck die Schulbank gedrückt hatten, ließ Zille die Kutsche anhalten. Er bezahlte den Kutscher
für die Fahrt und winkte Jella, ihm zu folgen. Das Gewitter hatte unterdessen aufgehört, und die Luft war wieder frisch und angenehm. Sie folgten ein Stück weit der alten Stadtmauer, an die im Laufe der Jahrhunderte kleine armselige Häuser angebaut worden waren, bis sie die Destille Zur letzten Instanz erreichten. Zille klopfte zufrieden mit dem Zeigefinger auf den Anschlag an der Tür. »Küchenhilfe und Bedienung gesucht. Sofort beim Wirt melden«, stand darauf. »Na, dann hat der olle Gustav also noch immer niemand Passendes gefunden. Sehr gut!« Er packte Jella am Arm und schob sie durch die Tür in den Schankraum. Sie steuerten direkt auf einen dunklen Holztresen mit einer messingglänzenden Zapfanlage zu. In den Regalen dahinter waren Bierkrüge aus Steingut und Flaschen untergebracht. Daran angrenzend stand eine große Vitrine mit Glasfenstern, in der Kuchen und Salzgebäck appetitlich angeboten wurden. Jella knurrte bei diesem Anblick der Magen. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Die Wirtschaft war gut besucht. Dicker Zigarrenqualm waberte durch den nur spärlich beleuchteten Schankraum. An einigen Tischen saßen Männer, tranken Bier und spielten Karten. Im Nebenzimmer tagte eine Gesellschaft, die gerade ihre Sitzung eröffnete. Hinter dem Tresen zapfte ein mürrischer Wirt mit dickem, schwarzem Schnauzbart und polierter Glatze Bier. Als er Zille erblickte, erhellte sich sein Gesicht ein wenig. »Der Pinselheinrich«, begrüßte er ihn, ohne auf Jella zu achten. »Lange nicht gesehen! Kommste mal wieder auf ein Eisbein und’ne Molle bei mir rein? Oder biste da, um dich mit den Leuten von der Secession zu treffen?« Er deutete auf das Nebenzimmer, in dem die Versammlung stattfand. Zille lachte gutmütig. »Ganz genau, aber bevor ich zu den Künstlern verschwinde, möchte ich dir noch wärmstens dieses junge Fräulein empfehlen. Sie möchte deine neue Küchenhilfe werden.« Gustav musterte Jella skeptisch von oben bis unten. Misstrauisch wanderte sein Blick über ihr feines Kleid. Es war zwar im
Laufe der letzten Monate ziemlich ramponiert worden und trug auch schon etliche Flicken. Dennoch war auf den ersten Blick zu erkennen, dass das Kleid und wohl auch seine Trägerin schon bessere Zeiten gesehen hatten. »Die sieht mir aber nicht so aus, als ob sie zupacken könnte«, meinte er abfällig. Und mit einem Blick auf ihre Hände fügte er hinzu. »Die sind doch eher zum Winken und Nasepudern da, aber nicht für das Spülwasser.«
    »Stimmt, zum Abwaschen sind sie zu schade«, konterte Jella schlagfertig. »Aber für die Bierkrüge haben sie genau die richtige Größe. Darf ich mal?« Sie ging zum Wirt hinter den Tresen und griff mit ihren großen Händen nach dem eben gezapften Bier. Jede Hand umfasste die Henkel von drei Bierkrügen. Jella sah den Wirt herausfordernd an. »Und, Meister, wohin sollen die Krüge?« Zille lachte laut auf. »Also Gustav, wenn du die nicht nimmst, biste selber schuld! Wenn das Fräulein deinen

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