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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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abgesehen? Das würde sie sich nicht länger gefallen lassen. Sie stellte ihren Korb hinter den nächsten Baum und fasste Elisabeths Pferd in die Zügel.
    »Du nimmst sofort das irische Kuckuckskind zurück und entschuldigst dich bei mir«, drohte sie. »Andernfalls zieh ich dich vom Pferd und zeige dir persönlich, wie man sich in Adelskreisen benimmt!«
    »Lass sofort mein Pferd los«, kreischte Elisabeth erschrocken auf. Sie sah sich hilfesuchend um. Doch ihre Freundinnen dachten gar nicht daran, ihr zu helfen. Sie bugsierten ihre Pferde sogar vorsorglich ein Stück von ihr weg. Von den Herren Offizieren war weit und breit ebenfalls niemand zu sehen.
    »Du wagst es nicht, mich vom Pferd zu holen. Dafür lasse ich dich einsperren!«, kreischte Elisabeth plötzlich panisch. Sie packte
ihre Reitgerte und versuchte auf Jella einzudreschen. Doch die lachte nur und entwand ihr mühelos die Gerte.
    »Du wirst gar nichts tun. Entschuldige dich - oder ich verpasse dir die Abreibung deines Lebens!« Um ihre Drohung zu bekräftigen, packte Jella auch noch Elisabeths Bein und zog daran. Die verlor fast den Halt und schrie ängstlich auf. Erst jetzt kapierte sie, dass die Lage sich zu ihren Ungunsten verändert hatte. »Ich entschuldige mich ja schon«, piepste sie kleinlaut.
    »Zu entschuldigen habe ich«, knurrte Jella ungehalten. »Du musst mich schon darum bitten - und zwar lauter, wenn ich bitten darf!«
    Elisabeth knirschte mit den Zähnen und vermied jeden Blickkontakt. »Ich bitte dich um Entschuldigung.«
    »Wurde auch Zeit!« Jella gab die Zügel frei. »Und jetzt mach, dass du davonkommst!« Das ließ sich Elisabeth von Schadow nicht zweimal sagen. Sie gab ihren Freundinnen das Zeichen zum Aufbruch und ihrem Pferd die Sporen. Jella konnte der Versuchung nicht widerstehen. Bevor das Pferd antrabte, gab sie ihm mit der Reitgerte einen Klaps auf die Kruppe. Das Tier erschrak, machte einen Satz und galoppierte laut wiehernd mit einer kreischenden Elisabeth auf seinem Rücken davon.
     
    Der Rückweg in die Stadt zog sich bei der Hitze unendlich lange hin - wie ein ausgeleiertes Strumpfband, das immer noch ein Stück länger wurde. Jella hatte die Berliner Straße gewählt, die in einer Geraden direkt von Charlottenburg auf das Brandenburger Tor zuführte. Normalerweise flanierten sonntags jede Menge Menschen auf der Fußgängerpassage entlang der Straße, aber heute war Jella fast allein. Neidvoll sah sie die offenen Einspänner und Pferdedroschken an sich vorüberfahren, während sie sich Schritt für Schritt durch die tropische Schwüle in Richtung Stadt kämpfte. Den Malerkittel hatte sie bei dem Handelswarengeschäft
»Bolle« abgegeben. Der Inhaber, Otto Bolle, hatte sie höchstpersönlich empfangen. Er war freundlich und äußerst erstaunt darüber gewesen, dass Jella wegen eines einzigen Kittels die Mühe des weiten Weges auf sich genommen hatte. Jella konnte nur schwer ihre Wut auf Lies Schmodde im Zaum halten. Die Alte hatte sie also aus reiner Schikane hierhergeschickt. Immerhin hatte man ihr ein Glas Limonade angeboten, bevor sie sich wieder auf den Heimweg gemacht hatte. Jella dachte sehnsuchtsvoll daran, denn ihre Kehle kratzte längst schon wieder vor Durst. Hinter ihr türmten sich dunkle Gewitterwolken, die ihr wie ein Heer folgten. Dumpfes Donnergrollen kündigte nichts Gutes an. Kurz hinter dem Großen Stern, wo sich die verschiedenen Alleen des Tiergartens sternförmig trafen, wurde sie schließlich von dem ambossformigen Wolkenberg eingeholt. Grelle Blitze durchfurchten den schwarzen Himmel und beleuchteten die Allee in einem unwirklichen Licht. Die Luft um sie herum war in höchstem Maße elektrisch aufgeladen, sodass es ihr den Atem nahm. Dann folgte ein Donner, der Jella bis ins Mark erschütterte. Vereinzelte dicke Tropfen platschten auf das erhitzte Pflaster und verzischten dort. Einen Moment schien die Welt etwas langsamer zu atmen. Dann öffneten sich die Himmelsschleusen, und Regen fiel in sintflutartigen Vorhängen auf den Park. Gleichzeitig setzte ein heftiger Wind ein und fegte über die Bäume längs der Straße. Innerhalb weniger Sekunden war Jella bis auf die Haut durchnässt. Triefend kämpfte sie gegen die Windböen und überlegte, wo sie Schutz finden konnte.
    Der Lärm des Regens dämpfte die Kutschengeräusche und das Gewieher der Pferde auf der Straße. So bekam Jella erst gar nicht mit, wie eine Mietdroschke neben ihr anhielt. Der Türverschlag öffnete sich einen Spalt weit, und

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