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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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aufeinanderprallten,
war so heftig, dass der Mann, dem Anschein nach ebenfalls ein Professor, seinen Zylinder verlor und Jella ihre Mappe fallen ließ.
    »Welche Gäule sind denn mit Ihnen durchgegangen, wertes Fräulein?« Der Angerempelte bückte sich halb amüsiert, halb ärgerlich nach seinem Zylinder und klopfte den Staub ab. Es handelte sich um einen älteren Herrn, gut einen halben Kopf kleiner als Jella und in feinen, schwarzen Anzugstoff und einen gestärkten weißen Kragen mit Binder gekleidet. Wie Professor Virchow trug er einen grauen Spitzbart, allerdings etwas modischer und kürzer geschnitten. Auf seiner Nase saß ein Zwicker mit feinem Goldrand. Seine Augen musterten sie mit einer Mischung aus Belustigung und Neugier. Jella rang immer noch mit ihrer Wut und Enttäuschung, war allerdings durch den Zusammenstoß so weit zur Besinnung gekommen, dass sie sich entschuldigte.
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung«, murmelte sie. »Ich habe Sie nicht gesehen.« Alles in ihr drängte weg von der Universität. Sie nickte dem Mann kurz zu, hob ihre Mappe auf und setzte ihren Weg fort.
    Nach wenigen Schritten hörte sie, wie der ältere Herr ihr etwas hinterherrief.
    »Nun warten Sie doch! Sie haben da etwas Wichtiges verloren!«
    Jella stutzte und sah auf die Mappe unter ihrem Arm. Erst jetzt entdeckte sie, dass sich bei dem Zusammenprall der Verschluss geöffnet haben musste. Peinlich berührt drehte sie sich um. Der Herr winkte mit einem Dokument. Es musste bei dem Zusammenprall aus ihrer Mappe geglitten sein. Sie eilte zurück, um es in Empfang zu nehmen, doch der Herr war wohl durch die aufgedrückten Siegel und Stempel aufmerksam geworden und gerade dabei, einen eingehenden Blick auf das Dokument zu werfen.
    »Nicht schlecht«, meinte er anerkennend, während er ihr das
Abiturzeugnis zurückgab. »Von Ihren Ergebnissen kann so mancher Student hier an der Universität nur träumen.«
    Jella spürte, wie sie rot zu werden begann. Sie hatte tatsächlich als Beste ihres Jahrgangs abgeschnitten. Als Mann hätte ihr mit diesem Abschluss die Welt der Wissenschaft offen gestanden. Wie ein plötzlicher Regenguss wurde ihr jedoch sofort wieder das gerade Erlebte bewusst und versetzte ihr erneut einen Stich.
    »Mein Abitur ist das Papier nicht wert, auf dem es steht. Ich kann damit nicht einmal den Kohl auf dem Markt einwickeln!«, antwortete sie patzig.
    Der fremde Herr zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
    »Papperlapapp! Wer sagt denn so was? In der Bildung liegt unsere Zukunft!«
    »Aber nicht in der Bildung von uns Frauen«, brummte Jella ungehalten. Sie war es so leid, als Frau immer um alles kämpfen zu müssen. Immer war man benachteiligt - und das nur, weil man angeblich zu dem schwächeren Geschlecht gehörte.
    »Frauen sind unsere bessere Hälfte«, widersprach der ältere Herr. »Um ein Leben auf Augenhöhe führen zu können, sollte deshalb jede Frau über einen gewissen Stand an Bildung verfügen.«
    Jella lachte verbittert auf.
    »Wobei die Betonung auf einem ›gewissen‹ Stand von Bildung liegt. Nähen, Kochen, Putzen und Hauswirtschaften werden uns wohl zugestanden, aber das ist keine Bildung, das sind allenfalls Fertigkeiten, die uns klein halten sollen. Ich sehe nicht ein, weshalb Frauen nicht auch wissenschaftlich arbeiten dürfen. Denken Sie an Else Neumann oder an Marie Curie in Frankreich!«
    »Sieh an, Sie sind für die Gleichberechtigung der Geschlechter«, stellte der Herr süffisant, aber nicht unangenehm berührt fest. »Eine von Ihrer Sorte habe ich auch zu Hause und darf sie zu meinem größten Vergnügen meine Frau nennen.«

    Er lüpfte kurz seinen Zylinder. »Darf ich mich im Übrigen vorstellen? Mein Name ist Koch, Dr. Robert Koch.«
    Beim Klang des Namens verschluckte sich Jella beinahe.
    »Doch nicht etwa der berühmte Mediziner und Virologe Robert Koch? Der Entdecker der Erreger des Milzbrands, der Tuberkulose und der Cholera?«
    »Derselbe, wenn Sie gestatten.« Ein angedeutetes Lächeln huschte über Kochs feines Gesicht.
    »Aber ich dachte, Sie sind in Afrika und erforschen die Pest und die Cholera!« Vergessen war die Schmach, die sie gerade durch Professor Virchow und seinen ungehobelten Adlaten erlitten hatte. Sie war plötzlich Feuer und Flamme, weil sie einen ihrer großen Vorbilder hier leibhaftig vor sich hatte. Außerdem hatte sie in Erfahrung gebracht, dass der berühmte Wissenschaftler auch an der Bekämpfung der Schwindsucht arbeitete. Vielleicht war das ja eine

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