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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Chance für ihre Mutter.
    »Haben Ihre neueren Forschungen schon Ergebnisse bezüglich der Bekämpfung der Tuberkulose ergeben?«, brach es aus ihr heraus. Allein der Gedanke, dass jemand ihrer Mutter vielleicht würde helfen können, ließ Hoffnung in ihr aufkeimen. Doch Professor Kochs Gesicht verdüsterte sich bei Jellas Worten, und er schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Leider ist das von mir isolierte Tuberkulin im Moment noch nicht in der Lage, eine wirklich gute Therapie zu ermöglichen. Es funktioniert lediglich als Diagnostikum, aber nicht als Heilmittel. Aber wir arbeiten am Königlich-Preußischen Institut für Infektionskrankheiten mit großem Eifer daran.«
    Jellas Euphorie schrumpfte wie ein angestochener Luftballon in sich zusammen.
    »Schade«, meinte sie enttäuscht. Wieder einmal zerplatzte die Hoffnung wie eine Seifenblase. Professor Koch nickte zustimmend und musterte Jella nun eingehender.

    »Und was führt eine junge Frau wie Sie an die Universität?«, fragte er neugierig. Jellas Augen flackerten noch einmal kurz auf.
    »Ein Studium natürlich«, meinte sie trotzig. »Allerdings wurde mir gerade unmissverständlich von Ihrem Kollegen Professor Virchow klargemacht, dass Frauen nichts an der Universität verloren haben.«
    Bei dem Namen »Virchow« verdüsterte sich Professor Kochs Gesicht für einen Moment. Jella konnte nicht wissen, dass die beiden Männer unerbittliche Kontrahenten waren. Es gab viele, nicht nur wissenschaftliche, sondern auch menschliche Meinungsunterschiede zwischen den beiden Gelehrten.
    »Möchten Sie mir davon berichten?«, fragte er, neugierig geworden. Jella hatte nichts dagegen, ihrer Empörung noch einmal Luft zu verschaffen. In kurzen Worten berichtete sie von ihrem Erlebnis und von ihrer Hoffnung, über ein Stipendium doch noch zu einem Studienplatz zu gelangen. Professor Koch strich sich unterdessen ab und zu nachdenklich über seinen spitzen Kinnbart. Als sie geendet hatte, schwieg er. Jella war sich durchaus bewusst, dass der Professor ihr nur höflichkeitshalber zugehört hatte. Es war töricht gewesen, ihn mit ihren Problemen zu belasten.
    »Ich muss jetzt los«, meinte sie beschämt, während sie ihr Abiturzeugnis wieder in ihrer Tasche verstaute. »Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag.«
    Mit einem freundlichen Nicken machte sie sich auf den Weg.
    »Nun warten Sie doch mal!«, hielt sie Professor Koch nochmals auf. »Wir suchen in meinem Institut gerade nach einer Krankenschwester, die sich auch im Labor nützlich machen müsste. Wenn Sie sich das vorstellen könnten...«
    Jella hielt inne. Das Angebot kam für sie aus heiterem Himmel, sodass sie völlig überrumpelt war. Bevor sie etwas antworten konnte, schränkte Koch sich selbst wieder ein.
    »Ich weiß natürlich nicht, ob Ihnen das gelegen kommt. Sie
müssten erst einmal Ihre Ausbildung abschließen und als Krankenschwester arbeiten. Das ist längst kein Medizinstudium.«
    Jella nickte enttäuscht. Natürlich. Auch ein liberaler Professor konnte sich nicht einfach über die gesellschaftlichen Gegebenheiten hinwegsetzen. Es war sicherlich nicht das Schlechteste, Krankenschwester zu werden, dennoch...
    Koch sah ihre Zweifel.
    »Nun, ich kann Sie zwar nicht gleich zu einer ordentlichen Studentin machen - noch nicht, aber wenn Sie erst einmal eine Zeit lang in meinem Institut und Krankenhaus gearbeitet haben, wird sich vielleicht die Gelegenheit ergeben, hier und da etwas zu veröffentlichen. Danach kann Ihnen kein Ordinarius der Welt, auch kein Professor Virchow, verbieten, Vorlesungen an der Universität als Gast zu hören mit dem Ziel, später einmal zu promovieren. Das ist zwar zugegebenermaßen nur eine Hintertür, aber das Ergebnis, dass Sie einmal Ärztin oder Wissenschaftlerin werden, wäre dasselbe.«
    In Jellas Kopf begann es zu rauschen. Es dauerte eine ganze Weile, bevor sie begriff, was für eine Chance ihr der Professor da gerade angeboten hatte. Sie würde eine Ausbildung machen und noch dazu die Gelegenheit bekommen, darüber hinaus zu lernen und zu forschen. Und - wer weiß? - vielleicht würden ihre Träume dann doch noch wahr werden.
    »Können Ihre Eltern Sie während dieser Ausbildungszeit unterstützen? Die Stelle ist im Moment leider nicht dotiert.«
    Schlagartig wurde Jella klar, wie utopisch das Angebot für sie war. Für eine Lehrstelle musste man bezahlen. Aber sie und ihre Mutter kamen schon jetzt kaum über die Runden. Wie sollten sie da noch das Geld für die Ausbildung

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