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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Gleichem zu behandeln.
    Auf diesem Prinzip basierten auch die Forschungen von Professor Koch. Ihm war die Entdeckung der Erreger der drei schlimmsten Infektionskrankheiten seiner Zeit gelungen: Milzbrand, Tuberkulose und Cholera. Alle Welt hatte geglaubt, nun kurz vor der Möglichkeit einer Heilung von Tuberkulose zu stehen. Leider konnte er mit seiner Impfmethode weder bei der Behandlung dieser heimtückischen und äußerst ansteckenden Krankheit
noch bei der Prophylaxe durchschlagende Erfolge erzielen. Seine Impfstoffe waren bislang wirkungslos. Die Vermutung lag nahe, dass die Erreger, sobald sie in den menschlichen Körper injiziert wurden, sich veränderten und unterschiedlich reagierten. Da in dieser Hinsicht im Moment kein neuer Durchbruch zu erwarten war, hatte sich Professor Koch auf die Erforschung der Pest verlegt. Zu diesem Zweck hatte er längere Zeit in den englischen Kolonien Rhodesien, Indien sowie in der deutschen Kolonie in Deutsch-Ostafrika verbracht.
    Jella war fasziniert.
    Nach jeder Vorlesung fühlte sie sich wie elektrisiert. Alles in ihr knisterte und wartete voller Spannung auf neue Informationen und Anregungen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie noch Stunden an der Universität zugebracht. Doch ihr war momentan nur erlaubt, die Vorlesungen von Professor Koch zu besuchen. Immerhin blieben ihr noch ein paar Stunden Zeit, bevor man sie in der Destille erwartete. Sie überlegte kurz, in die Bibliothek zu gehen, aber dann entschied sie sich für einen Abstecher ins Naturkundemuseum. Es war ein herrlicher Spätoktobertag, und die Sonne lockte Jella an die frische Luft. Sie nahm den Hinterausgang der Universität und spazierte durch das Kastanienwäldchen, das hinter dem Gebäude lag. Die Bäume glühten gelb vor dem strahlend blauen Herbsthimmel, während sich einzelne Blätter sacht von ihren Zweigen lösten und tanzend zur Erde sanken. Der Duft der verrottenden Blätter auf dem Boden war leicht modrig, aber ungleich besser als der Staub und die Abgase in der lebhaften Friedrichstraße, in die sie kurz darauf einbog. Der Verkehr in Berlin nahm Jahr für Jahr zu. Mittlerweile gab es sogar Gendarmen, die mit Trillerpfeifen den Verkehr regeln mussten, weil sich Automobilfahrer und Kutscher oft halsbrecherische Wettrennen lieferten. Dazu gab es noch die Pferde-Omnibusse, die auf Schienen gezogen wurden, einzelne Radfahrer, Kartoffelbauern
mit ihren Handbollerwagen und Spaziergänger, die es sich nicht nehmen lassen wollten, mitten auf der Straße zu flanieren. Über die Weidendammer Brücke ging sie weiter in die Friedrich-Wilhelm-Stadt. Nun war sie fast am Ziel. In der Nähe des Stettiner Bahnhofs bog sie links ab, bis sie vor dem zehn Jahre alten Museum für Naturkunde stand. Jella war stramm marschiert und ziemlich aus der Puste. Der Spaziergang hatte ihr gutgetan. Bewundernd betrachtete sie den dreiflügeligen Bau, der im Stil der französischen Renaissance auf dem Gelände der ehemaligen Königlichen Eisengießerei erbaut worden war. Wie sie gehört hatte, war die Sammlung, die das Museum beherbergte, einzigartig. Sie freute sich darauf, erstmals die berühmte Ausstellung zu bewundern. Mit langen Schritten durchquerte sie den Vorplatz und trat durch die Eingangstür in das imposante Gebäude.
    Großzügige Ausstellungssäle lagen um einen zentralen Lichthof im Erdgeschoss des Museums. Zwei Treppenhäuser erschlossen die rückwärtigen Sammlungstrakte. In der Mitte des Lichthofes war das gewaltige Skelett eines Blauwals zu bewundern. Jella hatte es nicht für möglich gehalten, dass es so große Lebewesen auf der Welt gab. Sie zählte tatsächlich zweiunddreißig Schritte, bis sie von seiner Schwanzflosse zu seinem Kopf gelaufen war. Dort blieb sie stehen und staunte über die meterlangen Barten, durch die der Wal früher das Plankton gefischt hatte.
    Um die Mittagszeit war wenig los in dem Museum, und Jella freute sich darüber, die Exponate in Ruhe betrachten zu können. Sie schlenderte in einen der angrenzenden Ausstellungsräume, der voller Glasvitrinen stand. Sie reichten bis fast unter die Decke. Ein faszinierendes Sammelsurium bot sich ihr dar, jedes Stück war außergewöhnlich und wartete nur darauf, untersucht zu werden. Jella vertiefte sich so in die Betrachtung der Vitrinen, dass sie nicht bemerkte, wie ihr einer der Aufseher folgte.
    »Die Exponate hier gehören allesamt zu der berühmten ›Gazellen-Expedition‹«,
tönte es plötzlich wichtigtuerisch hinter ihrem Rücken.

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