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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Rotwein. Jella hatte sie noch nie hier gesehen, nahm aber sehr wohl zur Kenntnis, dass die Herrschaften ihrem äußeren Anschein nach wohlhabend waren. Insgeheim hoffte sie auf ein üppiges Trinkgeld, das sie ihrem mühsam Ersparten hinzufügen konnte. Gustav döste auf einem Stuhl in der Ecke und wartete leise vor sich hin schnarchend auf den Feierabend. Die Köchin war schon seit über einer Stunde gegangen. Jella nutzte die Zeit und machte sich an den Abwasch.
    »Schönes Fräulein«, winkte einer der Männer sie zu sich her. Sie stöhnte leise. Wenn die Herrschaften noch eine Runde tranken, würde sie noch später nach Hause kommen. Unlustig ging sie zu ihnen hinüber.

    »Bitte setzen Sie sich doch ein wenig zu uns«, forderte sie ein hagerer Mittvierziger höflich auf. Er trug eine akkurat gezogene, pomadisierte Mittelscheitelfrisur und einen gepflegten Anzug. Zuvorkommend stand er auf und rückte Jella einen Stuhl zurecht. Jella zögerte. Bevor sie sich schließlich doch setzte, drehte sie sich vorsichtshalber noch einmal in Richtung Gustav um. Er mochte es nicht, wenn sich die Bedienungen zu den Gästen setzten. Doch der Wirt schlief tief und fest, und Jella fürchtete um ihr Trinkgeld für den Fall, dass sie der Aufforderung der Herren nicht nachkam.
    »Ein wahrhaft prächtiges Weibsbild«, sagte der untersetzte Herr, der rechts von dem Hageren saß, anerkennend. »Nichts für ungut«, fügte er hinzu, als er Jellas brüskierten Blick bemerkte. »Ich sehe das aus rein künstlerischen Gesichtspunkten.«
    »Wenn Sie gestatten«, stellte der Hagere die Gruppe vor. »Wir sind die Künstlervereinigung ›Wohllust‹ und haben uns der Darstellung der schönen Damenwelt verschrieben.« Jella meinte auf den Gesichtern der Anwesenden einen Anflug von Belustigung zu erkennen, die allerdings sofort wieder verschwand, als sie sich wieder ihr zuwandten. An den Herren war nichts Anstößiges zu erkennen. Im Gegenteil. Sie betrachteten sie wohlwollend und waren eindeutig bemüht, ihr Komplimente zu machen.
    »Dabei sind wir natürlich immer auf der Suche nach Modellen«, näselte der blassblonde Dritte im Bunde. Seinem Aussehen und Benehmen nach war er ein Adliger, was Jella auch unschwer an seinem Siegelring erkennen konnte.
    »Dabei legen wir außerordentlichen Wert darauf, dass es sich um anständige Darstellungen handelt«, versicherte der Vierte in der Runde. Er sah bis auf sein Schielen eher unscheinbar aus.
    »Und was hat das bitte mit mir zu tun?«, fragte Jella unverblümt. Sie pustete dabei eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.
    »Nun, wir haben uns gerade über unser neues Malthema unterhalten,
und dabei sind Sie in unser Blickfeld gerückt. Wir wollten Ihnen anbieten, für uns Modell zu sitzen«, sagte der Hagere rundheraus. »Selbstverständlich gegen eine anständige Bezahlung.«
    »Sagen wir fünfzig Goldmark«, setzte der näselnde Blonde nach. Er verschränkte seine Hände vor der makellos sitzenden Weste und sah Jella prüfend durch sein Monokel an.
    Jella schluckte. Sie glaubte, sich verhört zu haben.
    »Fünfzig Goldmark?«, vergewisserte sie sich ungläubig. Gleichzeitig ratterte es in ihrem Hirn. Fünfzig Goldmark. Das war ein Vermögen! Davon konnte man monatelang leben. Welche Verrückten waren bereit, so viel Geld für ein bisschen Modellsitzen zu bezahlen?
    »Sie haben richtig gehört«, nickte der Hagere. »Aber wenn Sie nicht wollen...« Er hob bedauernd die Hände. »Wir können uns jederzeit nach jemand anderem umsehen.«
    »Obwohl es in Ihrem Fall durchaus schade wäre«, fügte der Schielende höflich hinzu. »Sie gäben eine prächtige Europa für uns ab.«
    Der Blassblonde lächelte hintergründig, während der Untersetzte zustimmend nickte.
    »Und da ist kein Haken dabei?«, fragte Jella misstrauisch. Das Angebot kam ihr einfach unglaublich vor. Fünfzig Goldmark. Das Geld würde sie unabhängig machen und sie ein ganzes Stück ihrem Ziel näherbringen. Damit und mit ihrem Ersparten konnte sie vielleicht nach Heidelberg oder Zürich reisen und dort endlich ein Studium aufnehmen. Endlich, endlich würde ihr Ziel in erreichbare Nähe rücken.
    »Selbstverständlich brauchen Sie keinerlei Sorgen zu haben, dass wir Sie in kompromittierende Umstände bringen würden«, löschte der Hagere ihre letzten Bedenken aus. »Wir treffen uns in dem Atelier eines angesehenen Künstlers, und Sie müssen es nicht länger als drei Stunden mit uns dort aushalten. Allerdings müssen
Sie stillsitzen können,

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