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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Haubitze. Aber das war ihr egal. Alles war ihr egal.
    Draußen regnete es. Dunkle Wolken verdüsterten den Nachmittagshimmel. Die ungewohnte frische Luft wirkte wie ein Brechmittel. Sie schaffte es gerade noch bis zur Straßenmitte, als ein großer Schwall von Erbrochenem aus ihrem Leib drängte.
    Oh Gott, war ihr übel. Alles um sie herum drehte sich. Am liebsten wäre sie einfach auf den Boden gesunken und dort liegen geblieben. Nur ein letzter Funken von Verstand hinderte sie daran und brachte sie dazu, sich in Richtung Andreasstraße zu bewegen. Die Häuserwände als Stütze gebrauchend, tastete sie sich voran. Einmal stolperte sie. Sie verlor den Halt und drohte in die stinkende Gosse zu stürzen. Doch eine helfende Hand packte sie am Oberarm und fing sie auf.
    »Mein Gott, Jella!«
    Heinrich Zille war ehrlich bestürzt. Er kannte Jella mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie ein durch und durch anständiges Mädchen war. Was um Himmels willen hatte sie derart aus der Fassung geraten lassen? Da sie in keiner Weise ansprechbar schien, verstärkte er seinen Griff unter ihrem Arm, hakte sie bei
sich ein und führte sie in ein nahe gelegenes Café. Dort bestellte er ihr ein Kännchen starken Mokka und eine Tasse heiße Bouillon. Wie einem kleinen Kind flößte er ihr die Suppe löffelweise ein und nötigte sie, zwischendurch einen Schluck Mokka zu trinken. Jella leistete keinen Widerstand. Langsam spürte sie, wie ihr getrübter Verstand sich wieder zu klären begann. Es tat gut, ihren väterlichen Freund bei sich zu haben. Mit dem Nüchternwerden machten sich Kopfschmerzen in ihrem Hinterkopf breit. Er klopfte und hämmerte und hallte in jedem Winkel ihres Kopfes wider. Was aber noch viel schlimmer war, war die damit einsetzende Erinnerung an diesen schrecklichen Morgen. Verzweiflung kroch in ihr hoch.
    Heinrich Zille bemerkte es. Trotzdem schwieg er. Wenn Jella reden wollte, würde sie es schon von allein tun.
    »Es ist alles so furchtbar«, schluchzte sie plötzlich verzweifelt. »Ich wusste, dass er ein Tyrann ist, aber ich habe ihn nie für einen Lügner und Intriganten gehalten. Er hat uns die ganze Zeit betrogen und belogen, wie man es sich von seinem eigenen Großvater nicht schlimmer vorstellen kann!« Die ganze Trauer und Verzweiflung der letzten Zeit brach sich nun Bahn. Sie weinte, wie sie es nicht einmal nach dem Tod ihrer Mutter getan hatte. Zille tätschelte ihr unbeholfen die Schulter. In weiser Voraussicht hatte er sich mit Jella in ein Separé gesetzt, um sich vor den Blicken der anderen Gäste zu schützen.
    »Nun mal ganz ruhig. Das wird schon wieder!«
    Jella brauchte einige Zeit, bevor sie sich gefasst hatte - zu groß war der Schock, der tief in ihr saß. Eine ganze Weile stierte sie schweigend auf die Straße und beobachtete die vorbeilaufenden Passanten. Der Regen hatte sich zu einem Dauerregen ausgewachsen, was sich ebenfalls in den mürrischen Mienen der Vorüberziehenden niederschlug. Wer es sich leisten konnte, stieg in einen der Schienenbusse, die bereits elektrifiziert waren. Andere
riefen nach einer Pferdedroschke oder eilten, den Schutz der Vordächer suchend, die bossierten Häuserfassaden entlang. Ein Kindermädchen schimpfte mit seinen beiden Zöglingen, weil sie sich weigerten, bei dem Wetter weiterzulaufen. Schließlich gab sie ihrem Drängen nach und bugsierte sie in das Café, in dem Jella und Zille saßen. Ein anderer Passant, ein vornehmer, in feines, graues Tuch gekleideter Herr, stolperte über einen am Boden sitzenden einbeinigen Bettler. Der schimpfte wortreich, zeigte auf seinen Beinstumpf und machte mit seinem Gejammer und wildem Gestikulieren die Passanten wirkungsvoll auf sich aufmerksam. Einige blieben stehen und bedauerten den armen Getretenen. Schließlich zückte der feine Herr sichtlich verlegen seine Geldbörse und gab dem Bettler etwas Geld. Dann eilte er weiter. Der Bettler wiederum, höchst erfreut über den unerwarteten Geldsegen, nestelte an seiner hochgebundenen Hose herum und holte nach einigen Verrenkungen sein »verlorenes« Bein zurück in das leere Hosenbein. Behände und auf wunderbare Weise geheilt, machte er sich zweibeinig in Richtung der nächsten Kneipe davon.
    »Alle Welt betrügt«, sinnierte Jella. »Nicht nur die Bettler draußen auf den Straßen.«
    »Willst du reden?«, fragte Heinrich Zille. Er zog ein Etui aus der Innentasche seiner Jacke und holte sich daraus eine neue Zigarre. Paffend zündete er sie an, während er sich gegen

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