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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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damit wir Sie zeichnen und fotografieren können.«
    »Mit dem Sitzen habe ich kein Problem...« Jella zögerte noch einmal kurz. Der Gedanke an das viele Geld vernebelte bereits ihre Gedanken, während ihr in ihrem Hinterkopf eine zarte Stimme Warnungen zurief. So viel Geld für ein paar Stunden Modellsitzen! Der Blassblonde bemerkte ihre Unentschlossenheit, wollte gleichzeitig aber auch eine Entscheidung haben.
    »Kurzum: Sie werden das Gewand der Europa anlegen und für uns Modell sitzen. Mehr gibt es nicht zu tun. Überlegen Sie es sich - oder lehnen Sie ab!« Er lächelte ihr mit einer gewissen Arroganz zu, wie Jella sie von vielen Adligen kannte. Sie mochte das Gebaren nicht, wollte aber auch nicht als dummes Mädchen dastehen. Sie würde ihm zeigen, dass sie kein einfältiges Ding war.
    »In Ordnung«, meinte sie forsch. »Aber nur, wenn ich einen Teil des Lohns schon im Voraus erhalte.«
    Jetzt würde sich zeigen, wie ernst es die Herren meinten. Argwöhnisch, wie sie geworden war, schien ihr das wie eine Art Versicherung, dass alles mit rechten Dingen zuging.
    Die Herren sahen sich kurz an. »Und wer sagt uns, dass Sie dann auch wirklich erscheinen werden?«, fragte der Untersetzte.
    »Und wer sagt mir, dass ich nach der Sitzung auch den Rest meines Lohnes bekommen werde?«, konterte Jella. Der Hagere lachte. »Ich finde, wir sollten auf den Vorschlag des jungen Fräuleins eingehen. Er zeugt doch nur von Geschäftstüchtigkeit.«
    Der Blassblonde nickte zustimmend, griff nach der kalbsledernen Brieftasche in seinem Jackett, zog einen Zwanzig-Goldmark-Schein hervor und reichte ihn Jella lächelnd.
    Rasch griff sie zu.
     
    Für die Modellsitzung hatten sie den Sonntagabend verabredet - Jellas einzigen freien Tag. Sie hatte sich sorgfältig zurechtgemacht.
Zu einem einfachen, grünen Wollrock trug sie eine helle, hochgeschlossene Bluse, um deren Kragen sie ein ebenfalls grünes Samtband einflocht. Die Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt, so wie die Herren Künstler es von ihr gefordert hatten. Skeptisch musterte sie ihr Konterfei in dem Spiegel hinter der Waschschüssel und fragte sich zum wiederholten Male, wieso die Herren ausgerechnet sie als Modell ausgesucht hatten. Sie war im eigentlichen Sinn keine Schönheit. Dafür war irgendwie alles an ihr zu groß, selbst ihr Mund, aus dem zugegebenermaßen blitzend weiße Zähne lachten, war viel zu breit. Und dann die Sommersprossen... Jella seufzte und zog den hellbraunen, halblangen Mantel über. »Was soll’s?«, murmelte sie. »Hauptsache, ich bekomme das Geld!«
    Ursprünglich hatte sie vorgehabt, Heinrich Zille wegen des Modellsitzens um Rat zu fragen. Aber er war in der letzten Zeit nicht in der Destille aufgetaucht. Und sie hätte es niemals gewagt, ihn zu Hause bei seiner Familie aufzusuchen. Das wäre ihr unanständig und unschicklich vorgekommen. So blieb die Entscheidung ihr überlassen. Obwohl sie nach wie vor ein komisches Gefühl hatte, tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass die Adresse, wo das Rendezvous stattfand, keinen Anlass zu Beanstandungen gab. In der Gegend lebten viele ehrenwerte Bürger. Sie würde dort hingehen, das geforderte Kostüm überziehen, eine Weile stillsitzen und schließlich in wenigen Stunden um fünfzig Goldmark reicher sein. Wenn alles gut ging, würde sie im Frühjahr in Heidelberg mit dem Studium beginnen können. Die Universität hatte ihr in einem Schreiben ihre grundsätzliche Bereitschaft für einen Studienplatz signalisiert, nachdem Jella eine Abschrift ihres ausgezeichneten Abiturzeugnisses hingeschickt hatte.
     
    Draußen war es eiskalt. Der Vollmond erhellte gemeinsam mit den schmiedeeisernen Straßenlaternen die großen Prachtstraßen Berlins. Zur Feier des Tages entschloss sich Jella, vom Schlesischen
Bahnhof bis zum Bahnhof Alexanderplatz mit der Stadtbahn zu fahren. Sie bezahlte das Fahrgeld und setzte sich in einen der leicht schaukelnden Wagen. Es waren nur zwei Stationen, und wegen der Dunkelheit sah sie auch nicht viel mehr als die erleuchteten Fenster der zahlreichen Wohnungen; trotzdem genoss sie mal wieder das bisschen Luxus, das ihr in letzter Zeit so sehr gefehlt hatte. Vom Alexanderplatz aus war es nicht mehr weit bis in die Dragonerstraße in der Königstadt, wo die Herren Künstler auf sie warteten. Ohne Mühe fand Jella den Eingang zu der beschriebenen Adresse. Das vornehme dreigeschossige Haus war modern ausgestattet und besaß sogar elektrische Klingeln - für jedes Etablissement

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