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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Falle zu.
    »Vielleicht schenkt er das Perlhuhn ja dir und deiner Familie?« Nisa sah Nakeshi mit einem vielsagenden Lächeln an. »Und dann könnt ihr noch heute heiraten.«
    »Warum sollte ich Gao heiraten?«, fragte Nakeshi genervt. »Ich möchte allein schlafen. Warum soll ich mich binden?«
    »Alle Frauen heiraten«, meinte Nisa leicht bekümmert. »Du wirst dich schon daran gewöhnen. Ich kann mit Tashay auch noch nichts anfangen. Aber Besa sagt, das ändert sich. Eines Tages wird schon noch Zuneigung daraus.«
    Nisa war seit zwei Monden mit Tashay verheiratet. Wie es bei den Joansi üblich war, hatte der viel ältere Jäger immer wieder
bei ihr und ihren Eltern angefragt, ob sie ihn ehelichen möchte. Nisa hatte sich anfangs geziert. Auch das war so üblich. Schließlich gab man mit einer Ehe die letzten Freiheiten und Vorzüge der Jugend auf. Mehr widerstrebend als freiwillig hatte sie dann aber doch zugestimmt. Schon in der ersten Nacht war sie schreiend vor Tashay weggelaufen und in die Hütte ihrer Eltern zurückgekehrt. Obwohl ihr Mann sie nicht angefasst hatte, war die Tatsache, dass er es hätte tun können, für sie erschreckend gewesen. In der nächsten Nacht war Besa, eine ältere Frau, mit Nisa in die eheliche Hütte gegangen und bei dem Paar geblieben. Sie legte sich zwischen Tashay und Nisa und brachte ihr bei, sich nicht zu fürchten. Es hatte funktioniert. Seit einigen Nächten schlief Nisa bei Tashay und fürchtete sich nicht mehr. Er respektierte Nisas Zurückhaltung und wartete geduldig, bis sie ihre Einstellung ändern würde.
    »Sheshe war auch nicht verheiratet«, meinte Nakeshi trotzig.
    »Sie war eine Frau zwischen den Welten«, widersprach Nisa. »Du bist nur ein unerfahrenes Mädchen. Wer soll denn für dich jagen? Es war schon immer so bei unserem Volk. Die Frau geht sammeln und gibt ihrem Mann etwas zu essen, und er wird dafür auch etwas für dich tun. Wer wird dir zu essen geben, wenn du dich weigerst zu heiraten?«
    Nakeshi schwieg. Die Wahrheit war, dass sie gar nichts gegen eine Heirat gehabt hätte, nur dachte sie dabei weniger an Gao als viel mehr an Bô, den jungen Jäger, der sich vor einiger Zeit ihrer Gruppe angeschlossen hatte. Für die Ehe war er eigentlich noch zu jung. Er war nur ein paar Jahre älter als Nakeshi. Aber das war nicht der ausschlaggebende Punkt. Es kam immer wieder einmal vor, dass sich auch junge Paare fanden und beschlossen, beieinander zu bleiben. Nein, der Grund war, dass Bô sich seit seinem Unfall vor ein paar Wochen überhaupt nicht mehr für sie zu interessieren schien. Jedes Mal, wenn sie ihm einen freundlichen
Blick oder ein verstohlenes Lächeln zuwarf, sah er betreten zur Seite. Ihr kam es vor, als ob er ihre Nähe mied; dabei prickelte Nakeshis Haut, wenn sie Bô auch nur von ferne sah. Einmal, bei einem der abendlichen Gesellschaftsspiele, war Nakeshi, als sie einem Ball nachsetzte, der aus einer runden Baumfrucht bestand, aus Versehen in Bôs Arme gefallen. Er hatte unbeteiligt am Rand der spielenden Gruppe gestanden und sie geschickt aufgefangen. Dabei hatte er sie einen Augenblick länger als notwendig in seinen starken Armen gehalten. Sein heiles Auge hatte sie warm und sehnsüchtig angesehen, aber dann war sein Blick wieder hart und abweisend geworden. Nakeshis Herz hatte tief geschmerzt, als er sie kurz darauf wieder grob von sich stieß.
    »Lass uns weitergehen.« Nakeshi löste sich seufzend aus der verletzenden Erinnerung. »Wir wollen sehen, ob wir Ninbeeren und Tsinbohnen finden können«, meinte sie mit fester Stimme. »Ich habe eine neue Stelle entdeckt. Außerdem brauche ich noch einige stärkende Kräuter für unseren Verletzten.«
    Nisa band den Vogel los, steckte ihn in ihren Lederbeutel und folgte ihr. Sie hatte keineswegs vor, Nakeshi wegen der bevorstehenden Heirat in Ruhe zu lassen.
    »Gao ist ein guter Mann«, insistierte sie. »Vielleicht ein bisschen alt, aber dafür hat er eine große Erfahrung und kennt Wasserstellen auch außerhalb unseres Gebiets. Er betet dich an und wird dir ein guter Ehemann sein. Außerdem ist er für unsere Gruppe eine große Bereicherung.«
    Nakeshi überlegte, ob sie etwas Unfreundliches antworten sollte. Aber dann besann sie sich. Nach den Maßstäben ihrer Gruppe war Gao tatsächlich nicht die schlechteste Wahl für einen Ehemann. Er war angesehen und freundlich und bewunderte sie für ihre heilerischen Fähigkeiten. Seit Sheshe mit den weißen Riesen verschwunden war, hatte Nakeshi nach

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