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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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hatte. An einem der ersten warmen Frühlingsabende, als sich die Vögel überschwänglich vom Tag verabschiedeten, bat er Jella in seinen Salon.

    »Wir müssen reden.«
    Wie immer fiel er mit der Tür ins Haus. Jella zog überrascht die Augenbraue hoch.
    »Habe ich einen Fehler gemacht?«, fragte sie offen. Zille lachte verlegen.
    »Nee, nee, da mach dir mal keenen Kopp! Ich finde nur, dass du dich mal wieder um deine Familie kümmern solltest.« Er sah sie mit seinen kleinen braunen Augen warmherzig an. »Versteh das nicht falsch. Hulda, die Kinder und ich, wir haben dich genauso lieb wie ein eigenes Kind. Und von uns aus könntest du für immer bei uns wohnen bleiben. Aber da gibt es noch was in deinem Leben - das solltest du unbedingt regeln.«
    »Ich verstehe nicht...« Jella war offenkundig brüskiert. »Ich habe keine Familie mehr. Zu meinem Großvater werde ich bestimmt nicht mehr gehen!«
    Zille schüttelte den Kopf. »Davon redet ja auch niemand. Dem ollen Döskopp geschieht es ja nur recht, wenn du ihn vergisst. Aber da ist ja schließlich noch dein Vater.«
    »Mein Vater? Ich verstehe nicht.«
    »Ich finde, du solltest dich auf den Weg machen und ihn suchen gehen.«
    »Das meinst du nicht ernst!« Jella war nun sichtlich überrascht. »Er kennt mich nicht, außerdem lebt er irgendwo in Deutsch-Südwestafrika. Ich wüsste gar nicht, wo ich ihn suchen sollte; außerdem fehlt mir das Geld für die Schiffspassage. Ich müsste Jahre arbeiten, bevor ich genügend verdient hätte.« Misstrauisch musterte sie Heinrich. »Wollt ihr mich loswerden?«
    »Also, das ist ja wohl das Allerletzte!«, polterte Zille beleidigt. »Wenn wir das im Sinn gehabt hätten, dann wüsstest du das längst. Ich dachte immer, du hättest uns gern.«
    »Ich verstehe einfach nicht, was du damit bezweckst«, konterte Jella. »Sieh mal, ich bin mein ganzes Leben ohne meinen Vater
ausgekommen. Warum sollte ich mich gerade jetzt auf den Weg zu ihm machen?«
    »Weil er dein Vater ist«, antwortete Zille lapidar. »Er hat ein Recht darauf, zu erfahren, was für eine wunderbare Tochter er hat.«
    »Selbst wenn, es ist einfach unmöglich! Ich weiß ja nicht mal, ob er noch lebt.« Jella stutzte. Rachels Worte gingen ihr plötzlich durch den Kopf. Ihre Mutter hätte bestimmt gewollt, dass sie nach ihrem Vater suchte.
    »Unmöglich ist nichts«, sagte Zille. »Und wenn du es nicht herauszufinden versuchst, dann wirst du das Problem dein ganzes Leben mit dir herumschleppen.«
    Er ging zu seinem Schreibtisch und öffnete die oberste Schublade. Daraus zog er einen Umschlag, den er Jella reichte.
    »Da drin ist das Geld für die Schiffspassage und obendrauf noch etwas dazu. Wenn du ein wenig sparsam bist, reicht es auch noch für die erste Zeit in Afrika.«
    Jella zog erschrocken ihre Hand zurück. »Aber das kann ich auf keinen Fall annehmen. Ich weiß genau, dass ihr selber jeden Pfennig umdrehen müsst. Oder hast du einen Gönner gefunden, der alle deine Zeichnungen auf einmal gekauft hat?«
    Zille umrundete seinen Schreibtisch und legte Jella den Umschlag auf den Schoß.
    »Das Geld ist nicht von mir«, knurrte er. »Es ist von jemandem, der es dir schuldig ist. Ich hab es schon eine ganze Weile, aber jetzt denke ich, dass es der richtige Zeitpunkt ist, es dir zu geben.«
    Jella starrte den Umschlag auf ihrem Schoß an, als wäre er vergiftet. Sie dachte sofort an ihren Großvater, konnte sich aber beim besten Willen nicht erklären, weshalb er ihr gegenüber hätte so großzügig sein sollen.
    »Denk nicht so viel, sondern nimm es!«, forderte Zille. »Es ist dein Fahrschein in die Zukunft.«

ZWEITER TEIL
    Afrika

Nakeshi und Bô

    »Sieh nur, Gao hat in seiner Falle ein Perlhuhn gefangen!«, rief Nisa begeistert. Sie kniete neben dem leblosen Vogel und begutachtete ihn fachmännisch. Das Perlhuhn hatte sich von den Samen anlocken lassen, die es unter einem Stein ausgemacht hatte. Während es mit seinem Schnabel den Stein weggeschubst und nach den Körnern gepickt hatte, hatte sich die todbringende Schlinge um seinen Hals zugezogen.
    Die Vogelfallen der Buschmänner waren einfach, aber überaus wirksam. Sie bestanden lediglich aus einem biegsamen Ast des Rosinenbusches, an dem eine aus Pflanzenfasern gedrehte Schlinge befestigt war. Der Ast wurde in den Boden gesteckt und mit einem Stein, den man auf die Schlinge legte, in Spannung gebracht. Sobald der Stein, unter den die Buschmänner Körner oder Samen legten, wegbewegt wurde, schnappte die

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