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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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und nach die Stellung der Heilerin eingenommen. Ihre Tante war ihr eine gute Lehrerin
gewesen, und Nakeshi liebte ihr unabhängiges Leben. Genau das gefiel Chuka nicht. Sie bestand darauf, dass ihre Tochter so lebte, wie sie es für gut befand. Deshalb drängte sie Debe, die Verbindung gutzuheißen. Als ihr Vater hatte Debe großen Einfluss auf sie. Durch Gao wurde die Gruppe verstärkt und machte den Ausfall von Bô wett, der vielleicht nie wieder würde jagen können. Nakeshi würde sich nicht mehr lange gegen die Heirat wehren dürfen. Aber noch war es nicht so weit. Nur damit Nisa sie endlich in Ruhe ließ, antwortete sie:
    »Na ja, du hast ja recht. Wenn alle darauf bestehen, werde ich Gao doch heiraten.«
    »Nakeshi und Gao sind ein schönes Paar«, jubelte Nisa.
     
    Nur ein paar Rosinenbüsche trennten die beiden jungen Frauen von Bô, der sich zur gleichen Zeit ganz in ihrer Nähe aufhielt, um seine eigenen Fallen zu überprüfen. Der junge Jäger hatte das Gespräch der beiden jungen Frauen mitbekommen. Nakeshis Worte trafen ihn tief. Er war in die junge Frau verliebt, seit er sie vor einigen Monden zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war ganz anders als die Mädchen, die er sonst so kannte, eigenwillig und doch sehr einfühlsam, und sie versuchte wie er, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er hatte sich immer Hoffnungen gemacht, sie eines Tages in seine Hütte zu führen. Doch dann hatte Kauha ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit seinem Unfall war er für die Buschmanngruppe als Jäger nicht mehr zu gebrauchen. Ihm blieb das Fallenstellen als einzige Möglichkeit, um zum Unterhalt der Gruppe beizutragen. Das war wichtig, aber eigentlich eine Arbeit für Kinder und alte Männer, die nicht mehr auf die Jagd gehen konnten. Bô fühlte sich durch seine Verletzung gedemütigt. Seine Unvorsichtigkeit hatte ihn zu einem Krüppel gemacht, der zu nichts mehr nutze war. Hätte er seinen Verstand benutzt, wäre er dem Kudu nicht direkt durch die Dornenbüsche
gefolgt. Ein rückschnellender Ast hatte ausgereicht, dass ein fingerlanger Dorn ihm sein linkes Auge ausstach.
    Niemand aus Debes Gruppe machte ihm deswegen einen Vorwurf, doch die bedauernden Blicke der Männer und Frauen verrieten ihre Gedanken. Bô war ein erfolgreicher, junger Jäger gewesen. Jetzt taugte er nur noch zum Fallenstellen und war ein unnützer Esser. Wie unnütz und schwach er sich fühlte! Eine Frau wie Nakeshi würde ihn bestimmt niemals zum Mann nehmen. Allein der Gedanke, sie mit einem anderen zu sehen, schmerzte ihn unerträglich. Bô rieb sich eine Träne aus dem gesunden Auge. Sein Entschluss stand fest. Beim nächsten Sonnenaufgang würde er Debes Gruppe verlassen und zurück zu seiner Familie in die Namib gehen.
     
    Kurz darauf war Hochzeit.
    Aus Enttäuschung und Trotz über Bôs Verschwinden hatte Nakeshi in die Verbindung mit dem älteren Jäger Gao eingewilligt. Am meisten schmerzte sie, dass sich Bô nicht einmal von ihr verabschiedet hatte. Ihrer Meinung nach hatte sie nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ihr gefiel. Sein Unfall hatte für sie nie eine Rolle gespielt. Im Gegenteil. Bô war für sie dadurch noch anziehender geworden. Aber er hatte ihr keine Gelegenheit gegeben, ihre Zuneigung deutlicher zu zeigen. Das machte sie traurig und wütend zugleich. Wenn Bô sie schon nicht wollte, konnte sie genauso gut Gao heiraten.
    Früh am Morgen kam Gao mit seinen alten Eltern zu Chuka und Debe. Sie verbeugten sich höflich. Dann sprach Gao die für das Hochzeitsritual erforderlichen Worte:
    »Gebt mir eure Tochter. Ich will sie heiraten. Dies sind meine Eltern. Sie werden gleich morgen die Hochzeitshütte bauen.«
    Und so war es gekommen. Gleich darauf machten sich Gaos Mutter, Chuka und eine ältere Cousine an den Bau der Hütte. Die
anderen Buschmänner saßen plaudernd in der Nähe. Am späten Nachmittag war es dann so weit. Die jungen Männer der Gruppe holten Gao ab und brachten ihn zur fertigen Hütte. Sie setzten ihn davor und blieben bei ihm am Feuer sitzen. Nakeshi saß währenddessen in der Hütte ihrer Mutter. Sie hörte, wie Chuka zu Nisa sagte, sie solle ihre Tochter zur Hochzeitshütte begleiten. Die Worte versetzten Nakeshi in Panik. Erst jetzt wurde ihr die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst. Wie einfältig war es doch gewesen, in diese Heirat einzuwilligen! Ja, sie achtete Gao wie einen Onkel, aber sie empfand rein gar nichts für ihn. Er war zu alt für sie und dachte nur an die Jagd und das

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